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Hemmersheim: Ökologie: Als Freiwillige auf dem Biohof

Hemmersheim

Ökologie: Als Freiwillige auf dem Biohof

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    Auf dem Lindenhof in Hemmersheim machen (von links) Laura Kellner, Ludwig Ebermann und Paul Hölscher ein freiwilliges ökologisches Jahr. Unter anderem arbeiten die drei im Hofladen mit.
    Auf dem Lindenhof in Hemmersheim machen (von links) Laura Kellner, Ludwig Ebermann und Paul Hölscher ein freiwilliges ökologisches Jahr. Unter anderem arbeiten die drei im Hofladen mit. Foto: Claudia Schuhmann

    Aus der Stadt aufs Land: Ludwig Ebermann hat seine Heimat Ingolstadt für ein Jahr gegen ein kleines fränkisches Dorf eingetauscht. Seit vier Monaten arbeitet der 20-Jährige auf dem Demeter-Hof der Familie Primbs in Hemmersheim, als sogenannter FÖJ-ler. Er ist dort nicht allein, denn gemeinsam mit ihm haben sich auch die 18-jährige Laura Kellner aus Kürnach und Paul Hölscher (19) aus Schleswig-Holstein nach ihrem Abitur für ein freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) auf dem Lindenhof entschieden. Chefin Christine Primbs kann die Hilfe der jungen Leute gut gebrauchen.

    Auf etwa 30 Hektar baut die Familie Gemüse und Futterpflanzen an, streng nach ökologischen Grundsätzen. "Da ist viel Handarbeit nötig", erklärt Christine Primbs. Sie selbst fasste im Alter von 14 Jahren den Entschluss, sich fortan vegetarisch zu ernähren und, wie sie sagt, "begiftete" Lebensmittel zu meiden. Die Umstellung des elterlichen Hofs auf ökologische Bewirtschaftung vor rund 30 Jahren war für sie die logische Folge ihrer persönlichen Entwicklung.

    Schon bei den Kindern soll angesetzt werden

    Die FÖJ-ler basteln gerne mit den Kindern. Laura Kellner zeigt eine selbst gebaute Krippe aus Lehm.
    Die FÖJ-ler basteln gerne mit den Kindern. Laura Kellner zeigt eine selbst gebaute Krippe aus Lehm. Foto: Claudia Schuhmann

    Ihre Sichtweise wird von immer mehr Menschen geteilt. Unter anderem von den drei jungen Leuten, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit bewusst auseinandergesetzt haben und selbst erfahren möchten, wie eine solche Lebensweise in der Praxis funktioniert. "Mich hat schon immer interessiert, wie man in einer Kreislaufwirtschaft leben kann", sagt Ludwig Ebermann. Der Ausgangspunkt seiner Überlegungen: Es muss doch möglich sein, sein Leben zu führen, ohne der Umwelt unverhältnismäßige Schäden zuzufügen.

    Für Laura Kellner ist die Eindämmung der Massentierhaltung ein wichtiges Ziel. Dafür möchte sie auch andere begeistern und dabei möglichst früh ansetzen, nämlich bei den Kindern. "Ich will den Kindern mitgeben: So geht's auch", erklärt die 18-Jährige. Dieses Ziel verfolgt auch Christine Primbs auf ihrem Bauernhof. Seit vier Jahren bietet sie dort Aufenthalte für Familien, Gruppen und Schulklassen an, die sich dem Thema ökologische Landwirtschaft annähern möchten. Die Gäste können auf dem Lindenhof wohnen, essen und praktische Erfahrungen sammeln.

    Ganz ohne Tierhaltung geht es nicht

    Bäuerin Christine Primbs (links) und Mitarbeiterin Maja Krauß in der Werkstatt.
    Bäuerin Christine Primbs (links) und Mitarbeiterin Maja Krauß in der Werkstatt. Foto: Claudia Schuhmann

    Es ist fast überflüssig, zu erwähnen, dass das auf dem Hof servierte Essen ganz überwiegend vegetarisch ist; die wenigen Fleischgerichte kosten etwas mehr. "Das ist ein großes Thema", sagt Christine Primbs. Ganz ohne Tierhaltung geht es nicht, auch auf ihrem Hof nicht. Denn zur Düngung sind Öko-Landwirte auf Mist angewiesen. Familie Primbs bezieht ihn von benachbarten Biobetrieben, die Vieh halten und im Gegenzug Futtermittel von dem Hemmersheimer Demeter-Betrieb abnehmen. "Ohne Kooperationen ist ökologische Landwirtschaft nicht vorstellbar", sagt die Bäuerin.

    "Mich hat schon immer interessiert, wie man in einer Kreislaufwirtschaft leben kann."

    Ludwig Ebermann, FÖJ-ler

    Diese Zusammenhänge und Kreisläufe vor allem Kindern zu erklären, hält nicht nur sie für wichtig. Auch die drei FÖJ-ler legen darauf großen Wert. Die Betreuung der Kinder gehört, neben der Hilfe im Hofladen und der Arbeit auf den Feldern, zu ihren Aufgaben. Ludwig Ebermann hat daran viel Freude. Zum Beispiel betreut er als eigenes Projekt den Bau eines Lehmbackofens gemeinsam mit den Kindern. Und Laura Kellner zeigt eine selbst gebaute Weihnachtskrippe, ebenfalls aus Lehm.

    Ludwig Ebermann versteht sich gut mit dem kleinen Kätzchen auf dem Hof.
    Ludwig Ebermann versteht sich gut mit dem kleinen Kätzchen auf dem Hof. Foto: Claudia Schuhmann

    Wie weit manche Kinder von der Natur und von den Lebensmitteln entfernt sind, weiß Maja Krauß, die auf dem Lindenhof die FÖJ-ler betreut und für die umweltpädagogischen Angebote zuständig ist. "Viele Kinder wissen nicht einmal, dass Salami aus toten Tieren besteht", sagt sie. "Oder sie glauben, dass ein Hähnchen vier Beine hat." Diese Schlussfolgerung zögen sie, weil Hähnchenschlegel im Supermarkt oft in Viererpackungen angeboten würden.

    Die dunklen Nächte waren gewöhnungsbedürftig

    Weil die meisten Kinder Tiere mögen, gibt es auch auf dem Lindenhof zu Bespaßungszwecken einige davon, vor allem Kaninchen und Schafe. Außerdem beherbergt der Hof derzeit ein junges Kätzchen. Und außer den Vierbeinern und der Arbeit? Mit was vertreibt man sich als junger Mensch die Zeit in einem Dorf mit wenigen hundert Einwohnern? "Wir sind alle Naturliebhaber", sagt Ludwig Ebermann, der gerne mit dem Fahrrad im Taubertal unterwegs ist. Ansonsten gibt er Essen als eine seiner Lieblingsbeschäftigungen an - sofern es sich nicht gerade um Rote Bete handelt.

    Selbst für Laura Kellner, als Kürnacherin eigentlich nicht weit entfernt beheimatet, war der Umzug nach Hemmersheim eine Umstellung. "Hier ist es nachts extrem dunkel", sagt sie. "Der Himmel ist richtig schwarz. Daran musste ich mich erst mal gewöhnen." Was die drei jungen Leute nach ihrem freiwilligen ökologischen Jahr machen wollen, wissen sie noch nicht genau. In Richtung Umweltschutz wird es aber vermutlich schon gehen.

    Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)Das Angebot richtet sich an junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren. Sie sind ein Jahr lang in Vollzeit in einer Einrichtung des Natur- und Umweltschutzes oder der Umweltbildung im Einsatz. Das FÖJ beginnt jeweils am 1. September und wird unter anderem gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Vergütet wird die Arbeit mit einem monatlichen Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung sind frei. Die FÖJ-ler sind während ihres Einsatzes unfall- und sozialversichert. Träger des FÖJ in Bayern sind der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) und die Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN). (Quelle: www.joej-bayern.de)Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.foej-bayern.de

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