Für manche Fahrgäste wird das Fahren mit dem ÖPNV im Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) deutlich billiger. Denn zum neuen Schuljahr wird für Schüler und Auszubildende das 365-Euro-Ticket eingeführt. Mit diesem Ticket können die Nutzer im gesamten Tarifgebiet des VVM fahren. Der Preis für ein Einzelticket wird ebenfalls günstiger: Zum 1. August wird er auf 2,50 Euro gesenkt (zuvor 2,80 Euro). Analog werden auch die Preise für die Sechser-Karte und das Tagesticket gesenkt. Die Tageskarte Familie wurde bereits zum 1. Februar günstiger. Außerdem wird der Großwabenzuschlag abgeschafft. Teurer werden dagegen reguläre Monats- und Jahreskarten, da diese nicht vom 365-Euro-Ticket profitieren.
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Diese Maßnahmen bedeuten, dass der VVM zum 1. August die Ticketpreise erhöhen muss. Das gesamte Angebot wird um 2,9 Prozent teurer. Eigentlich ist es eine Steigerung um 3,3 Prozent, aber durch die erwähnten Tarifmaßnahmen bleibt etwas weniger beim Kunden hängen. Ein entsprechender Beschluss wurde am vergangenen Dienstag im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) mit 9:8-Stimmen angenommen.
Bereits 2018 und 2019 wurden die Preise um 2,9 Prozent angehoben. Begründet wird die Entscheidung von der Stadt mit nötigen Investition in den ÖPNV, der allgemeinen Erhöhung der Personal- und Sachkosten und den erwähnten Tarifsenkungen.
CSU, FWG, WL und Bürgerforum stimmen zu
Im PUMA stimmten die neun Stadträte von CSU, Freie Wähler, Bürgerforum und Würzburger Liste für die Erhöhung. Acht Gegenstimmen kamen von den Fraktionen der Grünen, der SPD, Zukunft für Würzburg und der ÖDP. Kämmerer Robert Scheller erklärte im Ausschuss, dass die meisten Tickets trotz der Erhöhung günstiger werden. "Wir senken die Tarife um 20 Prozent. Das ist Fakt." Dass für die Stadt dabei insgesamt mehr Geld herausspringt, liege daran, dass die Vergünstigungen von Freistaat und Landkreis getragen werden.
"Gegenüber den Kunden ist das eine Ohrfeige."
Karin Miethaner-Vent, Mitglied der Stadtratsfraktion der Grünen
Karin Miethaner-Vent (Grüne) merkte an, dass mit der Erhöhung die zuverlässigsten ÖPNV-Kunden bestraft würden. Denn Monats- und Jahreskarten würden erneut teurer werden. Gegenüber diesen Kunden sei es es "eine Ohrfeige, wenn hier von einer Senkung der Preise um bis zu 20 Prozent gesprochen wird". Laut Miethaner-Vent kassiere das Verkehrsunternehmen damit die zuverlässigsten Kunden ab, die trotz Erhöhung bleiben werden.
"Ich bin überzeugt, dass dieses Programm erheblich zu einem attraktiven ÖPNV beiträgt."
Oberbürgermeister Christian Schuchardt
Oberbürgermeister Christian Schuchardt rechtfertigt den Beschluss
Christian Schuchardt (CDU) erklärt die Erhöhung für notwendig, weil die Partner ohne sie den verschiedenen Vergünstigungen nicht zugestimmt hätten. Diese seien weitreichender als die Belastungen aus der jetzt beschlossenen Erhöhung. "Ich bin überzeugt, dass dieses Programm erheblich zu einem attraktiven ÖPNV beiträgt."
Zustimmung von Volker Omert, Gegenwind von Martin Heilig
Zustimmung erhält er dabei von Volker Omert, Oberbürgermeister-Kandidat der Freien Wähler. Dieser hält die Erhöhung zwar grundsätzlich für bedenklich, kann sie allerdings zum aktuellen Zeitpunkt nachvollziehen und mittragen, da gleichzeitig Tarifsenkungen integriert sind.
"Das zeigt mal wieder, dass der OB Entscheidungen für den Klimaschutz scheut, wenn es konkret zu werden droht."
Martin Heilig, Oberbürgermeister-Kandidat der Grünen
Anders sehen das die OB-Kandidaten von Grünen, Linken, SPD und ÖDP. Martin Heilig greift Amtsinhaber Schuchardt an: "Der Vorgang zeigt mal wieder, dass der OB Entscheidungen für den Klimaschutz immer dann scheut, wenn es konkret zu werden droht." Sollte er Oberbürgermeister werden, verspricht er, sich offensiv für Tarifsenkungen im Tarifverbund einzusetzen.
Roth, Westphal und Dewald ebenfalls dagegen
OB-Kandidat Sebastian Roth (Die Linke) nennt das 365-Euro-Ticket ein Wahlgeschenk der Staatsregierung, das nun an Stadt und WSB weiter gereicht werde. "Dies zeigt nur einmal wieder, wie man sich auf Wahlgeschenke der CSU verlassen kann", so Roth.
Für OB-Kandidatin Kerstin Westphal (SPD) wird durch den Beschluss deutlich, dass die Verkehrswende nicht mehr als ein Lippenbekenntnis ist. "Der Automatismus der alljährlichen Preiserhöhung ist kontraproduktiv für den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel." Dagmar Dewald findet die Fahrpreiserhöhung für die Bürger unvermittelbar. "Sie ruft Widerstand und Entmutigung hervor", sagt die OB-Kandidatin der ÖDP.