Ungewöhnlich glückliche Umstände trugen beim Brand am Freitagabend auf dem Eisinger Erbachshof dazu bei, dass das Unglück trotz eines immensen wirtschaftlichen Schadens relativ glimpflich und vor allem ohne den Verlust von Menschen und Tierleben ablief.
Nachdem der erste Schock unter den Eigentümern des Pferdehofs, Stefanie und Maria Kufner, und bei Kreisbrandrat (KBR) Heinz Geißler überwunden ist, richtet sich deren Dank in erster Linie an die wie sie sagen „äußerst professionell agierenden Einsatzkräfte“. Bei der Katastrophe wurden sieben Menschen, darunter zwei Kinder unter anderem durch Rauchgasvergiftung verletzt.
Bereits im Vollbrand stand die riesige, rund 70 Meter lange und 30 Meter breite Lagerhalle des landwirtschaftlichen Anwesens am Erbachshof in Eisingen, als neben der Ortswehr die gleichzeitig alarmierten Wehren aus Höchberg, Kist, Reichenberg und Waldbrunn am Einsatzort eintrafen. Am Einsatz beteiligt waren auch Kräfte der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg. Bis zu deren Eintreffen waren nach der Erinnerung von Stefanie Kufner nur wenige Minuten seit der Alarmierung um 17.21 Uhr durch die Integrierte Leitstelle in Würzburg vergangen.
Gewaltige Rauchsäule
Wegen der gegebenen Einsatzbedingungen war es primäres Ziel der Wehren, ein Übergreifen der Flammen auf die eng angrenzenden Nachbargebäude des Gehöfts zu verhindern. Zum Schutz der umliegenden Gebäude wurde eine Riegelstellung aufgebaut, was sich laut KBR als einzig richtiges Vorgehen bestätigte.
Lediglich ein Leimbinder der angrenzenden Reithalle weißt Verglühungen auf. Dessen weitere Tragfähigkeit muss ein Sachverständiger klären. Rund 110 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren und des Rettungsdienstes waren vor Ort, um sich den Flammen entgegenzustemmen. Die gewaltige Rauchsäule, die der Brand verursachte, war selbst am einige Kilometer entfernten Geisberg in Veitshöchheim zu sehen.
Der Pferdehof auf dem Arela des Erbachshof, zu dem die Lagerhalle gehörte, wird von den Schwestern Stefanie und Maria Kufner betrieben. Seit 2012 im Form eines gemeinnützigen Vereins, dem Pferdesportverein Erbachshof. Der Verein zählt etwa 200 Mitglieder. Neben 17 eigenen Pferden befanden sich in den Stallungen weitere drei so genannte Einstell-Pferde. „Weil sich bei den Tieren und auf dem Gehöft ständig Menschen, überwiegend reitende Kinder und Jugendliche aufhalten, war beim Eintreffen der Rettungskräfte vollkommen unklar, ob Personen in der brennenden Halle eingeschlossen sind. Die Situation vor Ort war deshalb zunächst dramatisch“, berichtet KBR Heinz Geißler rückblickend und übereinstimmend mit Betreiberin Stefanie Kufner.
In der brennenden ehemaligen Getreidehalle befanden sich nach Aussage von Stefanie Kufner etwa 30 Sättel, Voltigiergurte, Anzüge und Hindernisse für das Training der Pferde. Ein Teil der Halle war von einem Oldtimer-Liebhaber angemietet. Dessen betagte Vehikel wurden ein Raub der Flammen. Darüber hinaus diente ein weiterer Teil der Halle für die Künstler Elke Hungerbühler-Havelka und Motron A. Havelka zur Lagerung von Materialien, überwiegend Holzstämme. Die beiden Künstler betreiben in einem Teil des Erbachshofs ein Atelier.
Als absoluten Glücksfall wertet Stefanie Kufner im Nachhinein, dass sich zum Zeitpunkt des Brandes auf dem Hof eine Rettungshundestaffel aus Bad Mergentheim zu einem Fortbildungsseminar befand. Deren Mitglieder waren wichtige Helfer dabei, die Pferde aus den Stallungen zu den benachbarten Einrichtungen der Pferdefreunde Eisingen zu bringen. Unterdessen stürme Stefanie Kufner ohne jegliche Schutzkleidung in die brennende Halle, um möglichen eingeschlossen Personen zu helfen und Utensilien vor den Flammen zu retten. „Was ich da gemacht habe, war eigentlich vollkommen sinnlos wegen der Gefahr, in die ich mich selbst dabei begeben habe. Die Hitze durch die Flammen war enorm. Aber reales Denken ist in einer solchen Ausnahmesituation nicht möglich“, erinnert sich die Betreiberin. Bei ihren Rettungsversuchen hatte sie auf dem Kopf Brandblasen erlitten.
Neben dem Dank an die beteiligten Einsatzkräfte zollt KBR Heinz Geißler in der Nachbetrachtung auch der örtlichen Baufirma Keller & Kiesel Anerkennung für die Unterstützung. Um Glutnester in einem gemauerten Gebäudeteil aufdecken zu können, hatte die ortsansässige Baufirma einen Bagger samt Fahrer zur Verfügung gestellt.
Schaulustige
Ein Dorn im Auge war dem KBR trotz aller Anerkennung für die Hilfsbereitschaft und Unterstützung beim Einsatz aber etwas ganz anderes: sensationshaschende Schaulustige vor Ort. Sie haben die Einsatzkräfte nach Feststellung des KBR zwar nicht unmittelbar behindert. Aber mehr als fraglich ist es für Geißler, ob Eltern ihre Kinder vor den im Hintergrund lodernden Flammen fotografieren müssen.