Wenn man sich wegen der Corona-Hygienemaßnahmen bis zu seinem Platz vorgearbeitet hatte, sah man eine kahle Bühne im Großen Haus des Mainfranken Theaters in Würzburg. Nein, ganz kahl war sie nicht, ein Flügel war zu sehen. Auch der Zuschauerraum war mit den 100 erlaubten Personen gut besetzt. So konnte Markus Trabusch in seiner Moderation ein in Corona-Zeiten volles Haus begrüßen.

"Das gibt's nur einmal", dieser Song aus dem Film "Der Kongress tanzt" war das Motto eines wehmütig stimmenden Abends mit "Oper unplugged", (fast) ohne Scheinwerfer, ohne Dekoration, ohne Orchester. Dieses war mit den Korrepetitoren André Callegaro und Silvia Vassallo Paleologo mit viel Einfühlungsvermögen, durchaus temperamentvoll-kräftig, wenn nötig, aber auch zurückhaltend, um den Gesang nicht zu übertönen – also eine perfekte Begleitung.
Wenn man so die Songs, Lieder und Arien, die von den Sängerinnen und Sängern selbst ausgesucht waren, hörte, wurde spürbar, wie großartig, wie mit Tiefgang, aber auch mit humorvollem Augenzwinkern an diesem Haus musiziert wurde und hoffentlich bald wieder gearbeitet wird. So erlebte man noch einmal 18 hinreißende Gesangsdarbietungen, teils mit Bekanntem, aber auch überraschend Neuem. Etwa mit den zwei Liebesliedern nach Texten von Petrarca, gesungen, überzeugend gestaltet von Silke Evers und dem Neuzugang Hinrich Horn, der sich mit Robert Schumanns Ballade des Harfners als feinsinniger, Liedsänger vorstellte.

Mathew Habib bewies seine komödiantischen Fähigkeiten in der Arie vom Wurm aus einer Oper von John Corigliano, aber auch seine tenorale Kraft in einer Arie aus Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti. Humorig begonnen hatte den facettenreichen Abend Daniel Fiolka mit einer eigenen Textfassung von "Mein kleiner grüner Kaktus" und natürlich dem Motto-Song des Abends. Tatsächlich gibt's das nur einmal, wenn Maria Marzo, fast zum Heulen schön, Reynaldo Hans "La Barchetta" singt, wenn Igor Tsarkov staunenswert eine Schnellsprech-Etüde aus Glinkas "Ruslan und Ljudmila" zum Besten gibt.
Das Traumpaar des Abends, Akiho Tsujii und Roberto Ortiz, durfte in der Schlussszene aus Verdis "La Traviata" und einer Szene aus "La Bohème", weil sie im echten Leben in einem gemeinsamen Haushalt leben, den Corona-Abstand außer Acht und so neben einer umwerfenden Gesangsleistung auch darstellerisch wehmütig auf coronafreie Tage hoffen lassen. Den Schlusspunkt setzte Barbara Schöller mit dem Edith-Piaf-Song "Non, je ne regrette rien" – "Nein, ich bereue nichts." Sein Kommen hatte das Publikum nicht bereut: Es dankte jedenfalls mit zehnminütigem stehenden Beifall.