Ein weiter Weg zur Arbeit hat auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit, das weiß Steffen Häfner, Chefarzt der Abteilung für Verhaltensmedizin und Psychosomatik an der Celenus Deutschen Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren in Bad Elster. Er beschäftigt sich seit 1998 mit den Auswirkungen des Berufspendelns auf die Gesundheit.
Frage: Ab wann würden Sie jemanden als Pendler bezeichnen?
Stefan Häfner: Ich bezeichne jemanden als Pendler, der täglich mehr als 45 Minuten für eine Strecke benötigt, also mehr als 1,5 Stunden pro Tag unterwegs ist. Das hat sich auch in wissenschaftlichen Studien als sinnvolle Definition erwiesen.
- Wohnen hier, arbeiten dort - So pendelt Mainfranken.
Welche Auswirkungen kann tägliches Pendeln auf die Gesundheit haben?
Steffen Häfner: Am häufigsten treten Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen, Gelenk- und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Völlegefühl, Erschöpfung und Ängste auf – einerseits vor dem Zuspätkommen, aber auch vor Terroranschlägen. Im Winterhalbjahr müssen die Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel zudem mit mehr Infektionen rechnen. Hinzu kommt Schlafmangel, da Pendler meist früher aufstehen müssen. In der Folge kommt es zu Tagesmüdigkeit und Konzentrationsmangel.
Warum kommt ein Umzug oft nicht in Frage?
Häfner: Familiäre Bindungen am Wohnort (Partner, Kinder), Wohneigentum, Freizeitaktivitäten (Verein, Kirche) sind Gründe, warum für die meisten Berufspendler ein Umzug nicht in Frage kommt.
Haben Sie Tipps, wie man die Zeit in Bus, Bahn oder Auto sinnvoll nutzen kann?
Häfner: Es ist generell gut, der Fahrzeit einen Sinn zu geben: Lesen, Musik hören, Handarbeit; manche erledigen auch noch unerledigte Arbeit. Im Auto empfehle ich CDs und Hörbücher.