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Würzburg: Pflegenotstand auf den Intensivstationen: Bleiben deshalb auch in Unterfranken Intensivbetten leer?

Würzburg

Pflegenotstand auf den Intensivstationen: Bleiben deshalb auch in Unterfranken Intensivbetten leer?

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    Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser fehlen laut einer neuen Studie bundesweit Zehntausende Pflegekräfte (Symbolbild). 
    Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser fehlen laut einer neuen Studie bundesweit Zehntausende Pflegekräfte (Symbolbild).  Foto: Christoph Soeder, dpa

    Immer wieder hat die angespannte Lage auf den Intensivstationen in der Pandemie für Schlagzeilen gesorgt. Pflegende arbeiteten oft monatelang am Limit, kämpften um schwer an Covid-Erkrankte und gegen die eigene Erschöpfung. Und jetzt? Momentan sind die Inzidenzen niedrig, das Virus macht scheinbar Sommerpause und trotzdem dürfte das Aufatmen in vielen Krankenhäusern schwer fallen. Der Grund: In der Pflege klafft bundesweit eine riesige Personallücke, auch und gerade auf den Intensivstationen. Zeitweise mussten und müssen deshalb Betten gesperrt werden. Und wie sieht es in Unterfranken aus? Gibt es auch in der Region Engpässe?

    Sicher ist, der Pflegenotstand ist weder neu noch überraschend. Schon im Herbst 2021 hatte eine Umfrage des Deutschen Krankenhaus-Instituts (DKI) ergeben, dass fast drei Viertel der Kliniken weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung hatten als Ende 2020. Laut Berufsverband dachte zudem ein Drittel der Pflegenden über einen Berufsausstieg nach.

    Ähnlich alarmierend sind die neuen Berechnungen des Gesundheitssystemforschers Michael Simon. Er kommt in seiner Anfang Juni veröffentlichten, von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderten, Studie zu dem Ergebnis: Zehntausende Vollzeitkräfte in der Intensivpflege fehlen. Konkret geht er bereits für das Jahr 2020 von einer Unterbesetzung von bis zu 50.000 aus – und Corona hat die Situation sicher nicht entschärft. Laut Simon liegt die Zahl der Pflegekräfte aufgrund von Kündigungen inzwischen vermutlich noch niedriger als 2020. Spürt man das auch in der Region?

    Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt: Kein Rückgang der Intensivbetten-Anzahl

    Am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt merkt man davon noch nichts. Dort habe die Pandemie bislang weder zu Kündigungen von Pflegekräften, noch zu einem Rückgang der Intensivbetten-Anzahl geführt, sagt Sprecher Christian Kirchner. Aktuell stünden 41 Intensivbetten zur Verfügung, auf der Station würden 140 Pflegekräfte in Voll- und Teilzeit arbeiten. Insgesamt habe man damit das Niveau von Februar 2020 halten können, so Kirchner. Allen sei aber bewusst, dass die Pflegerinnen und Pfleger "sehr anstrengende und herausfordernde fast zweieineinhalb Jahre hinter sich haben".

    Die Stimmung unter den Mitarbeitenden sei "nach wie vor eher angespannt", bestätigt Andreas Schenker, Stationsleiter der operativen Intensivstation am Leopoldina. Die Arbeitsbelastung sei zwar im Durchschnitt auf einem normalen Maß angekommen – allerdings sorgten die angekündigten Corona-Sonderzahlungen für Diskussionen. "Von Zufriedenheit kann hier keine Rede sein."

    Klinikum Würzburg Mitte: Das Intensiv-Team ist "stark ausgelastet"

    Ähnlich sieht es in anderen großen Krankenhäusern in der Region aus, wie eine stichprobenartige Nachfrage dieser Redaktion ergab. Demnach ist die Zahl der Intensivbetten in etwa auf dem Stand von vor der Pandemie. Auch ein "Pflexit", sprich ein massenhafter Berufsausstieg der Pflegekräfte, macht sich bislang nach Angaben der Kliniken nicht bemerkbar. Allerdings: Die Belastung und die Erschöpfung der Pflegenden halten an.

    "Unabhängig davon, ob Intensiv- oder Normalpflege, gibt es insgesamt einfach zu wenig Pflegekräfte", sagt Joachim Päckert, pflegerischer Leiter der Intensivstation am Klinikum Würzburg Mitte (KWM), Standort Juliusspital. Das Intensiv-Team sei "stark ausgelastet", die Zusammenarbeit funktioniere aber.

    " Bonuszahlungen oder andere finanzielle Anreize sind natürlich eine schöne Geste, aber sie lösen nicht das Kernproblem."

    Joachim Päckert, pflegerischer Leiter Intensivstation Juliusspital am Klinikum Würzburg Mitte

    Spürbar werde der Personalmangel vor allem, wenn Patientinnen und Patienten auf eine Normalstation verlegt werden sollen: "Dort sind die Kolleginnen und Kollegen immer wieder stark ausgelastet oder knapp besetzt, was sich dementsprechend auf die Bettenkapazitäten auswirkt", sagt Päckert. Und: Bonuszahlungen oder andere finanzielle Anreize seien zwar eine schöne Geste, "aber sie lösen nicht das Kernproblem".

    Das Kernproblem, den Mangel an Pflegenden. Der sei kein "exklusives Problem der Intensivpflege", sagt KWM-Sprecherin Daniela Kalb. Auswirkungen der Engpässe spürten zunehmend auch andere Stationen. Insgesamt arbeiten im Klinikum Würzburg Mitte laut Kalb rund 80 Pflegekräfte (Voll- und Teilzeit) in der Intensivpflege und damit genauso viele wie vor der Pandemie. Eine Abwanderung in andere Bereiche gebe es nicht. Auch die Anzahl der belegbaren Intensivbetten (28) habe sich im Vergleich zu Anfang 2020 nicht verändert. Betten gesperrt werden müssten derzeit nicht.

    In ganz Bayern waren laut Intensivregister am Montag (Stand 13. Juni, 13 Uhr) 3060 Intensivbetten betreibbar – 2602 belegt und 458 frei. Für Unterfranken listet das Register aktuell 437 Intensivbetten.

    Nicht immer können alle Intensivbetten der Uniklinik belegt werden

    Davon entfallen allein auf die Uniklinik Würzburg 74. Das sind laut Sprecher Stefan Dreising genauso viele wie vor der Pandemie. Auch bei der Zahl der Vollzeit-Pflegekräfte auf den Intensivstationen habe es "keine signifikanten Rückgänge" durch Corona gegeben. So seien in der Intensivpflege im Januar dieses Jahres 390 Vollkräfte (was Teil- und Vollzeitstellen einschließt) beschäftigt gewesen, Anfang 2020 seien es 380 gewesen. Ziel sei es dennoch, die Stellenanzahl zu steigern.

    Denn "natürlich gibt es in einigen Intensivbereichen auch bei uns das Problem von nicht besetzten Stellen", sagt Dreising. Grundsätzlich bestehe am Uniklinikum Würzburg wie bundesweit "weiterhin ein hoher und bislang ungedeckter Personalbedarf". In der Folge könnten etwa bei krankheitsbedingten Ausfällen "nicht immer alle Intensivbetten" belegt werden. Anfang Juni zum Beispiel habe man fünf Betten sperren müssen.

    Und: Trotz Sommer und sinkender Inzidenzen blieben die Intensivplätze "stark belegt", sagt Dreising. Vor allem mit nicht an Covid Erkrankten. Es gebe aber auch weiterhin Covid-Patientinnen und -Patienten im Klinikum. Von einer "ruhigeren Phase" könne daher "mit Sicherheit nicht" gesprochen werden.

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