Sie konnten Videos hochladen, selbst gemalte Bilder, Fotos oder Texte: junge Menschen, denen die Demokratie wichtig ist und die sich zum Thema öffentlich äußern wollten. Gelegenheit dazu hatten sie beim Kreativ-Wettbewerb der Demokratie-Initiative pics4peace, die von Würzburg aus operiert, aber übers Netz bundesweit aktiv ist. Thema des Wettbewerbs: "Gegen Extremismus, für Demokratie".
Registrierte User konnten Beiträge online bewerten
Bereits im April dieses Jahres hatte die Initiative, der auf Instagram inzwischen über 3000 Menschen folgen, mit einer Kunstaktion auf der Festung Marienberg und einer dazugehörigen Ausstellung auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht: junge Menschen für die Demokratie zu begeistern und aktiv werden zu lassen. Initiatorin ist die frühere Würzburger Oberbürgermeisterin Pia Beckmann, die auch den jetzt zu Ende gegangenen Wettbewerb Anfang Oktober ins Leben gerufen hatte. Auf der Online-Plattform von pics4peace konnten die Wettbewerbsteilnehmer seitdem ihre Beiträge hochladen lassen, registrierte User hatten dann die Möglichkeit, die Beiträge mit Punkten zu bewerten. Die erzielte Punktezahl floss zur Hälfte ins endgültige Wettbewerbsergebnis ein, die andere Hälfte der Punkte kam von einer Jury, der neben Vertretern aus der Würzburger Stadtgesellschaft auch die Bestsellerautorin Tanja Kinkel und der Berliner Künstler Winfried Muthesius angehörten.
Kurz vor Ende des Wettbewerbs hatte es Ende November eine Online-Attacke gegen die Plattform gegeben: Ein User hatte versucht, mit einem gefälschten Beitrag und manipulierten Abstimmungen das Wettbewerbsergebnis zu verzerren. Der Verein hatte den Vorgang daraufhin selbst öffentlich gemacht, den User ausgeschlossen und die Manipulationen entfernt. Dennoch hatte wegen des Vorfalls Regierungspräsident Paul Beinhofer seine Zusage zurück gezogen, als Rechtsaufsicht die Gewinner-Ermittlung zu überwachen. Die Aufgabe übernahm dann der bekannte Würzburger Anwalt Chan-jo Jun.
Siegerbeitrag ist ein selbst geschriebenes Lied
30 Beiträge wurden auf der Online-Plattform veröffentlicht, die ersten drei Plätze waren mit 500, 300 und 200 Euro dotiert. Den ersten Preis gewann Sarul Dubiel, eine 25-jährige Zahnmedizin-Studentin aus Würzburg, die unter ihrem Künstlernamen Sara Teamusician den Song "Lieblingsstadt" als Video hochgeladen hatte.
Das nachdenkliche, zur Gitarre vorgetragene Lied erzählt von einem jungen Mann, der sich in seiner Heimatstadt nicht mehr wohl fühlt. Er fühlt sich nicht akzeptiert und wie ein Fremder, weil er anders aussieht. Ganz wahr haben will er das alles aber trotzdem nicht. „Als Songwriterin mit mongolischen Wurzeln ist mir die Spaltung in der Gesellschaft bewusst, und ich habe die Möglichkeit, die Menschen emotional zu erreichen mithilfe meiner Musik. Da ich die Tendenz zu Rassismus in vielen Köpfen bemerke, möchte ich mit meinem Songtext auf diese erschreckende Entwicklung aufmerksam machen", sagt Sarul Dubiel über ihr Lied.
"Mir ist es wichtig, dass wir Freiheiten nicht selbstverständlich nehmen."
Julia Hackober, Wettbewerbs-Preisträgerin
Eine Hochzeit in der Slowakei mit Gästen aus mehreren europäischen Ländern ist das Thema des Artikels "Als ich mich endlich mal richtig europäisch fühlte", mit dem die 28-jährige Berliner Journalistin Julia Hackober auf den zweiten Platz kam. In dem Text geht es darum, wie bei der Feier die nationalen Eigenheiten der Gäste als Gewinn empfunden werden. Die Autorin sagt über ihren Beitrag: "Ich habe Europäische Kultur studiert, war im Auslandssemester, habe den prototypischen Lebenslauf junger Europäer, denen alle Wege offen stehen – auch ins Ausland. Mir ist es wichtig, dass wir diese Freiheiten nicht für selbstverständlich nehmen."

Romina Birzer (29) aus Würzburg, die als freie Illustratorin auch für diese Redaktion tätig ist, gewann mit der Zeichnung "Kriegskind" den dritten Preis. Das Bild, das ein totes Kind zeigt und mit Textzeilen aus dem Pink-Floyd-Song "Goodbye blue sky" kommentiert ist, zeigt auf einen Blick, welches Verbrechen der Krieg in Hinblick auf seine schwächsten Opfer darstellt.
Für 2019 ist ein neuer Kreativwettbewerb geplant
Vereinsvorsitzende Pia Beckmann spricht auch mit Blick auf die übrigen Beiträge – sieben weitere wurden ebenfalls mit einer Anerkennung geehrt – von einer großartigen Leistung: "Hochachtung vor dem, was da von den jungen Erwachsenen alles an Beispielen gekommen ist! Es ist ein Appell an die Politik, die Verantwortlichen in unserer Gesellschaft, aber auch an jede und jeden Einzelnen von uns, egal ob jung oder alt.“
Lucas Peuser, Sprecher der "pics4peace-Youngsters", sieht das ähnlich: "Es gibt eine Sehnsucht bei den jungen Menschen nach Frieden und Gerechtigkeit. Und die klare Erkenntnis, dass bestehende Ungerechtigkeiten und Missstände dafür auch beseitigt werden müssen.“
Auch 2019 wird es wieder einen pics4peace-Kreativwettbewerb geben. Das Thema lautet dann Europa.