Bei der Seniorenbetreuung setzt der Landkreis Würzburg auf kleine, wohnortnahe Pflegeeinrichtungen. Dass dieses Konzept selbst im Ausland auf Interesse stößt, beweist der Besuch einer Delegation aus der tschechischen Hauptstadt Prag im Ochsenfurter Haus Franziskus. Im zweiten Prager Stadtbezirk soll ein Pflegeheim entstehen, für dessen Bau man sich Anregungen in Ochsenfurt holen wollte.
Das Kommunalunternehmen des Landkreises (KU) hatte zunächst das Management des früheren städtischen Altersheims übernommen. Später ging die gesamte Einrichtung an das KU über. Ein Neubau wurde errichtet, anstelle des Altbaus entstand eine Service-Wohnanlage, in dem auch eine Tagespflegeeinrichtung und die Sozialstation des Bayerischen Roten Kreuzes untergebracht sind.
Wohnortnahe Versorgung
Ursprünglich unterhielt der Landkreis nur zwei Pflegeheime, ein großes am Würzburger Hubland, ein kleineres in Aub, berichtete KU-Vorstand Alexander Schraml. Dann habe man sich entschlossen, das System der wohnortnahen Versorgung auszubauen, um dort Lücken zu schließen, wo der Bedarf an Pflegeplätzen nicht durch andere Betreiber gedeckt werden kann.
"Diese kleinen Pflegeeinrichtungen sind nur im Verbund wirtschaftlich."
Alexander Schraml, Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg
Sieben solcher dezentraler Pflegeeinrichtungen betreibt das Kommunalunternehmen inzwischen. Wie das Ochsenfurter Haus Franziskus sind sie in Wohngruppen untergliedert, in denen die bis zu 14 Bewohner ihren Tagesablauf so gut es geht selbstständig und gemeinsam gestalten können.
Kleine wohnortnahe Einrichtungen haben den Vorteil, dass sich viele Bewohner und Besucher schon von früher kennen und soziale Kontakte beim Umzug ins Heim nicht verloren gehen. So sei es beispielsweise auch gewünscht, dass die Senioren persönliche Gegenstände und Möbel mitbringen, sagt Matthias Rüth, Geschäftsführer der Landkreis-Senioreneinrichtungen.

Für die Betreiber seien kleine Einrichtungen aber auch eine wirtschaftliche Herausforderung im Vergleich zu großen Pflegeheimen. "Diese kleinen Pflegeeinrichtungen sind nur im Verbund wirtschaftlich", sagt Alexander Schraml. So werde beispielsweise, um die Investitions- und Betriebskosten gering zu halten, das Mittagessen für Haus Franziskus in der Main-Klinik zubereitet.
Wohngruppen mit eigener Wohnküche
Beim Rundgang durch das Haus lernten die Besucher aus Tschechien weitere Eigenschaften des Hauses kennen. In jeder der sechs Wohngruppen gruppieren sich zwölf Einzel- und ein Doppelzimmer um eine zentrale Wohnküche. Nachträglich wurde außerdem eine Cafeteria und ein Aufenthaltsraum mit angeschlossener kleiner Kapelle angebaut. Das Durchschnittsalter der Bewohner liegt bei rund 86 Jahren, so Matthias Rüth. Viele von ihnen bedürfen aufgrund demenzieller Erkankungen einer besonderen Fürsorge.
Neben den gesetzlichen Kontrollen durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen sorgen ein eigenes Qualitätsmanagement, ein Beschwerdesystem und der Heimbeirat dafür, dass die Bedürfnisse und Interessen der Bewohner Berücksichtigung finden. Dass die Einrichtung dem Bedarf entspricht, zeigen die Belegungszahlen. Die Auslastung des Hauses liege seit langem nahezu bei 100 Prozent, so der stellvertretende Pflegedienstleiter Deli Kastrati.
Andrea Horáková von der Sozialverwaltung des Prager Stadtbezirks bedankte sich für die Offenheit, mit der die Delegation in Haus Franziskus empfangen wurde. "Es war sehr bereichernd für uns", sagte sie. "Sicher werden wir einiges, was wir heute gesehen haben, in unserem Projekt berücksichtigen."