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Würzburg: Reklamemann ohne Markenzeichen

Würzburg

Reklamemann ohne Markenzeichen

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    50 Jahre älter als der Herr im Hintergrund: Erhard Löblein, damals in Düsseldorf beheimatet, heute in Zell am Main.
    50 Jahre älter als der Herr im Hintergrund: Erhard Löblein, damals in Düsseldorf beheimatet, heute in Zell am Main. Foto: Joachim Fildhaut

    Der malerische Lebensrückblick des 1932 in Marktbreit geborenen Erhard Löblein beginnt mit einer Heimatstadtansicht des 20-Jährigen. Bis auf wenige Ausnahmen wählte er für seine Einzelausstellung jedoch Bildnisse menschlicher Figuren, und zwar in einer erstaunlichen Breite von Stilexperimenten. Da gibt es höchst souverän beherrschte realistische Techniken, monumentale Betonungen auf einem interessanten Abstraktionsniveau, Mosaik-Artiges, Pop-Anleihen und mehr. Melancholische und rätselhafte Stimmungen durchziehen die Szenen. Löbleins Grundaussage über die Welt spitzt sich in einigen Werken auf existenzielles Geworfensein zu. Oft steht der Künstler sich dabei selbst Modell. Das verschafft dem Ausstellungstitel "Lebenslänglich. Für die Kunst" eine ironische Brechung.

    Das Haupt-Exponat ist die Bildsäule "Jahreszeiten oder Erosion einer Landschaft. Neun Dekaden aus zwei Jahrhunderten". Dafür malte Löblein aus jedem Jahrzehnt seines Lebens zehn farblich aufeinander abgestimmte Fotos ab. Nur aus den 1930er Jahren sind’s ein paar weniger, dafür zeigt der sehr junge Erwachsene schon bald eine Neigung zur US-Kultur. Die passt auch biografisch: Nach seiner Lehre als Gebrauchsgrafiker stieg Löblein in Düsseldorf bis zum Mitinhaber einer Werbeagentur auf.

    Melancholisch und rätselhaft

    Die Würzburger Ausstellung erweckt den Eindruck, dass sein Beruf den Creative Director allenfalls mäßig beeindruckt hat. Wenn er auf Reklameformen zurückgreift (Beispiele auf der Empore), dann beißen sich die Layouts mit den eigenen Inhalten. Siehe oben, ironische Brechung. Er pflegt andererseits keinen kritischen Gestus, sondern wendet sich – siehe oben: melancholisch und rätselhaft – von der lärmenden Konsumwelt einfach und in aller Stille ab.

    Was nicht heißt, dass er sich aus allem raushielt. Schon am Rhein war er in einer Künstlervereinigung aktiv. Und er schloss sich auch schon mal einem typischen Epochenstil an; in "Lebenslänglich" fällt diesbezüglich insbesondere der Fantastische Realismus auf, der in den 1970er Jahren seinen Sieg in den Galerien antrat. Auch bei Löblein gibt es Beispiele mit dem allercharakteristischsten Drum und Dran, bevor diese Mode in seinen 1980er Jahren in milden Formen des Surrealismus ausläuft. Gleichzeitig scheint Erhard Löblein die erwähnten großen Gliedmaßen des Monumentalen für sich entdeckt und seinem Individualstil einverleibt zu haben. Dass er diese Formsprache nicht als sein Markenzeichen ausgeschlachtet hat, sondern immer wieder Neues sucht, ist in dieser abwechslungsreichen Ausstellung besonders erfreulich. 

    Die Ausstellung "Lebenslänglich" ist noch bis zum 22. September, jeweils dienstags bis sonntags, von 11 bis 18 Uhr, im Spitäle (Zeller Straße 1) zu sehen. Der Künstler ist sonntagnachmittags jeweils ab 15 Uhr im Spitäle anwesend.

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