Nicht nur das Leben wird stetig teurer, auch der Tod. Die Gebühren für eine Grabstätte auf einem der drei Friedhöfe der Marktgemeinde Rimpar machen mit einem Beschluss des Marktgemeinderats nun einen gehörigen Satz nach oben. Den Anstieg um 100 Prozent und mehr begründet die Gemeinde damit, dass Einnahmen und Kosten nun erstmals seit über vierzig Jahren wieder genau durchgerechnet wurden. Die aktuelle Gebührensatzung stammt von 2002. Im Jahr 2022 lag das Defizit bei knapp 30.000 Euro. Nach dem Kommunalen Abgabengesetz (KAG) sind im Bestattungswesen jedoch keine dauerhaften Finanzierungslücken vorgesehen.
Die Gemeinde hatte kaum eine andere Wahl als zu reagieren. Die Gemeinde müsse ihre Einnahmepotentiale voll ausschöpfen, also auch im Bestattungswesen, erklärte Bürgermeister Bernhard Weidner auf Nachfrage. Die Kosten seien im Laufe der Jahre in vielen Bereichen erheblich gestiegen. Auch gelobt die Gemeinde Besserung: Um dem Wandel in der Bestattungskultur gerecht zu werden, soll eine Neukalkulation der Gebühren nun spätestens alle vier Jahre erfolgen. Für die nun im Marktgemeinderat beschlossenen Zahlen war eine aufwendige Recherche nötig, die bis Jahr 1979 zurückreichte. Auch gab es Friedhofsbegehungen mit dem Maßband, um Grabstätten neu zu vermessen.
Immer mehr aufgelassene Gräber
Das Ergebnis: Einzel- und Doppelgräber steigen bei einer Laufzeit von 20 Jahre um mehr als das Doppelte auf 919 beziehungsweise 1839 Euro, in Maidbronn I für 25 Jahre sogar auf 1149 beziehungsweise 2298 Euro. Spitzenreiter ist eine Doppelgrabstätte im Abschnitt Maidbronn II mit 2726 Euro. Vervielfacht hat sich auch die Benutzungsgebühr für das Leichenhaus. Von bisher 56 Euro steigt sie auf mindestens 373 Euro.
Dennoch muss eine Bestattung zukünftig nicht unbedingt erheblich mehr kosten. Eine Benutzung des Leichenhauses etwa ist nicht vorgeschrieben. Auch lässt sich die Laufzeit bei Urnengräbern auf zehn Jahre beschränken. Für 439 Euro gibt es etwa in Rimpar ein Urnenerdgrab, ein Kolumbarium für 677 Euro. Neu sind Urnenbaum- und Urnenwiesengräber, die ebenfalls jeweils unter 500 Euro angeboten werden. Damit seien weiterhin ähnliche günstige Bestattungen möglich wie früher, stellt Bürgermeister Weidner fest.
Ein Rundgang zeigt, dass sich das Bild der Rimparer Friedhöfe seit Jahren wandelt: Immer mehr Gräber sind aufgelassen. Die Bestattungskultur befindet sich im Umbruch. Klassische Sargbestattungen sind immer weniger gefragt, letztmals gab es 2013 mehr Erd- als Feuerbestattungen. 2021 standen elf Erdbestattungen sechsmal so vielen Urnenbestattungen gegenüber. Besonders beliebt sind Erdröhren, sogenannte Kolumbarien, gefolgt von Urnenerdgräbern und Urnenwandgräbern. Dass der Friedhof ein besonders sensibler Bereich ist, ist dem Bürgermeister bewusst. Die nun vorgestellten Pläne für den Friedhof erschöpfen sich daher nicht in einer bloßen Anhebung der Gebühren.
Parkähnlicher Charakter
Teile des denkmalgeschützten Rimparer Friedhof haben schon heute mit ihrem alten Baumbestand einen parkähnlichen Charakter. Die Aufenthaltsqualität soll weiter zunehmen. Der Wandel des Bestattungswesens bietet auch Chancen. Neue Urnenfelder und Neuanpflanzungen könnten die immer häufiger entstehenden Lücken füllen. Für eine ansehnliche Gestaltung und Pflege sorgt erstmals eine bei der Gemeinde angestellte Friedhofsgärtnerin.
