Der Räumungsverkauf ist bereits in vollem Gange. Zum 30. Mai schließt der Schreibwarenladen am Zehntplatz, in dem auch die Postagentur untergebracht ist. Dieser Schritt hat für Gespräche im Ort gesorgt. Einige befürchten, dass damit der Altort und die erst vor wenigen Jahren entwickelte Dienstleistungsachse an der Würzburger Straße an Attraktivität verlieren. Der Schritt sei unausweichlich, erklärt Geschäftsführer Xaver Dathe am Telefon. Entscheidend sei für ihn, dass die Postbank ihre Postpartnerfiliale schließt.
Mit dem Rückzug der Postbank verliert der Laden seine wichtigste Stütze
Mit dem Rückzug der Postbank verliere der Laden seine wichtigste Stütze, erklärt der junge Familienvater: "Viele, die wegen der Bank gekommen sind, haben auch andere Artikel mitgenommen." Bei den klassischen Postdienstleistungen in der Postagentur seien dagegen die Provisionen überschaubar. Auch die angegliederte Lottoannahmestelle reiche nicht aus, um den Wegfall auszugleichen. Der Geschäftsinhaber geht darum davon aus, dass der Laden nicht mehr ausreichend abwirft, um damit eine Familie zu ernähren. Die Kommentare auf der Facebook-Seite zeigen, dass die Kunden das Angebot des Ladens, den er und seine Frau 2015 eröffnet hatten, schätzen.
"Wir bleiben in Rottendorf präsent"
Thomas Kutsch, Post-Sprecher Unterfranken
Warum sich die Postbank aus Rottendorf zurückzieht, bleibt unklar. Eine Auskunft war auf Anfrage nicht zu erhalten. Fest steht jedoch, dass die Postbank, seit 2008 eine Tochter der seit Jahren von hohen Verlusten getroffenen Deutschen Bank, dabei ist, im ganzen Bundesgebiet Filialen und auch Partnerfilialen zu schließen. In einer zusammen mit der Post betriebenen Partnerfiliale ist es nicht nur möglich, Briefe und Pakete aufzugeben und abzuholen, sondern auch kleine Bankgeschäfte zu erledigen, Geld abzuheben und einzuzahlen. Derzeit hat die Postbank noch 800 Geschäftsstellen und in Zusammenarbeit mit ihrem früheren Mutterkonzern Deutsche Post etwa 3300 Partnerfilialen. Nach dem Umbau, der 2022 beendet sein soll, dürften es deutlich weniger sein.
Mit der Schließung des Ladens und dem Rückzug der Postbank aus Rottendorf steht auch die Deutsche Post vor Schwierigkeiten. Die Post sei in einem Ort mit mehr als 2000 Einwohnern gesetzlich dazu verpflichtet, eine Filiale aufrechtzuerhalten und so Postdienstleistungen flächendeckend anzubieten, stellt der für die Region Unterfranken zuständige Sprecher, Thomas Kutsch, fest. Eine Paketstation, wie in Rottendorf bereits vorhanden, und ein Briefmarkenautomat reichten nicht aus. Die Deutsche Post sei darum dabei, einen "reibungslosen Übergang" sicherzustellen. "Wir bleiben in Rottendorf präsent", versprach er.
Auch für Bürgermeister Roland Schmitt ist es wichtig, eine Postagentur im Ort zu erhalten
Auch für Bürgermeister Roland Schmitt ist es wichtig, eine Postagentur im Ort zu erhalten: "Wir sind sehr daran interessiert, dass es bei uns lückenlos mit einer Postvertretung weitergeht", stellt er fest. "Eine Post ist für einen Ort wie Rottendorf elementar wichtig." Er sei derzeit dabei, mögliche Geschäftsinhaber anzusprechen. Der Knackpunkt sei jedoch, dass viele Geschäfte keinen zusätzlichen Platz hätten, um eine Postagentur unterzubringen. Auch für ihn ist der Rückzug Dathes ein herber Schlag für die Dienstleistungsachse in der Würzburger Straße. Diese werde jedoch insgesamt gut angenommen. Neben den etablierten Anbietern, die moderne Räume gefunden hätten, habe etwa auch eine Bäckerei neu eröffnet. "Die Dienstleistungsachse ist eine absolute Bereicherung für den Ort", betont er.