Dem Ruf, den Gipfel zu suchen und vielleicht sogar zu erklimmen – wenn nicht sofort, so doch vielleicht später als Student und Wissenschaftler – folgten am Samstag Nachwuchsforscher zwischen 8 und 18 Jahren.
Sich nicht lange entscheiden mussten die 11-jährige Gymnasiastin Cornelia Gresser und ihre 12-jährige Klassenkameradin und Freundin Sarah Lindler. Als einzige aus ihrer Klasse, wie sie vermuten. Von den doch eigentlich so technik- und wissenschaftsbegabten Jungs sei weit und breit keiner zu sehen. Neugierig auf das Reich der Naturwissenschaften, beteiligten sie sich an dem Wettbewerb „Wer baut die kreativste Zelle?“ Auch Serena Agbokhan hatte Spaß am Experimentieren. Obwohl erst in der zweite Klasse der Grundschule, verfolgte sie aufmerksam am Mikroskop die Entwicklung vom Zebrafisch-Embryo zur Larve.
Überhaupt dominierte das weibliche Geschlecht und strafte alle Vorurteile Lügen. Im Hörsaal bei den Vorträgen, beim Ratespiel „Wer wird Bionär?“, bei den Mitmachexperimenten und Infoständen, auf den Führungen durch die Labore, beim Mikroskopieren oder im begehbaren Blutgefäß – überall Mädchen.
Anlass für den ganztägigen Aktionstag im Virchow-Zentrums in der Versbacher Straße war die Auszeichnung als „Ort im Land der Ideen“, ein Projekt der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler.
Dabei ist das Rudolf-Virchow-Zentrum, benannt nach dem gleichnamigen Pionier der Zell-Forschung noch eine junge Einrichtung. Erst 2002 gegründet, arbeiten hier heute 150 Menschen, zehn Arbeitsgruppen forschen auf dem Gebiet der Schlüsselproteine, auch ist der Studiengang Biomedizin zum Teil hier beheimatet.
Schülerprojekte
Die neueste Auszeichnung erhielt jedoch ein junges Team aus Studenten der Biologie und Biomedizin um Leiterin Sonja Jülich und Mitarbeiterin Katja Weichbrodt für ihre Schülerprojekte. Das gemeinsame Ziel: Wissenschaft verständlich und kreativ an ein junges Publikum weiterzugeben. Wissenschaft als Erlebnis – trockene Theorie und Vorträge sind tabu. Dass dies gelingen kann, haben sie schon oft erfahren. „Die Schüler sind voll bei der Sache und man sieht, wie gerne sie experimentieren“, meint Jülich. Häufig aus privatem Interesse, manchmal auch auf Initiative des Lehrers, kämen sie aus einem Umkreis von bis zu 50 Kilometern angereist.
Seit nunmehr vier Jahren betreut die Gruppe „Rudis Forschercamp“, ein Kinderlabor für 8 bis 12-Jährige, und die Aktion „ForscherReporter“. Oberstufenschüler schauen dabei den Wissenschaftlern einen Tag lang über die Schulter und berichten darüber. Seit Beginn des Schuljahrs setzen sie noch eins drauf. Ab Oktober öffnet zweimal im Monat das „Virchowlab“ als erstes Schülerlabor in Unterfranken. Schüler der neunten und zehnten Klasse können sich für einen Tag in Experimenten zum Immunsystem, der Ausbreitung von Seuchen, dem genetischen Fingerabdruck oder der Wirkung von Adrenalin und Koffein auf das Herz einen anschaulichen Eindruck von biomedizinischer Forschung verschaffen.
Der Pädagogik-Professor Walter Eykmann lobte in seinem wohl letzten Auftritt als Mitglied des Landtags zur Eröffnung der Veranstaltung denn auch die Nachwuchsarbeit als vorbildlich und „nahtlose Nahtstelle zwischen Schule und Universität“.
Info und Anmeldung unter www.rudolf-virchow-zentrum.de