Nichts für sanfte Gemüter und feine Nasen war das Strafwesen des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Dies zeigen eindrücklich die jahrhundertealten Verliese im Rimparer Schloss Grumbach. Zum Internationalen Museumstag öffnete der Freundeskreis Schloss Grumbach, der vor Jahren die Gefängnisse für die Öffentlichkeit erschlossen hat, zusätzlich zwei ansonsten nicht zugängliche Verliese – im Torwärterturm sowie im Juliusturm: Gut 50 interessierte Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um sich über die Gerichtsbarkeit in Franken im Mittelalter und der frühen Neuzeit zu informieren.
Neben den Rimparer Schlossmuseen beteiligten sich an dem jährlichen Museumstag erstmals 14 von ehrenamtlichen Initiativen und Gruppen aufgebaute Einrichtungen aus dem Landkreis. Vom Wein bis zum Wasser, zwischen Schloss und Spital, Kloster und Synagoge, vom Bäckerhandwerk bis zum Steinhauer spiegelten die Museen die „sehr lebendige und vielfältige Kulturlandschaft“ im Landkreis, stellte stellvertretende Landrätin Karen Heußner fest: „Museen sind ein bisschen wie Lupen. Sie gestatten einen genauen Blick in die Vergangenheit, auf Hintergründe und Zusammenhänge“.
Im Rimparer Schloss Grumbach freilich war manch einer, der an der Führung des Vorsitzenden des Freundeskreises Edwin Hamberger teilnahm, ganz froh darüber, dass er keine Lupe zur Hand hatte. Die in den Putz eingekratzten Zeichnungen, die Menschen am Galgen zeigen oder die Namen der Häftlinge, der in die Mauer eingelassene Eisenring und die Vorstellung, dass etwa im Torwärterturm ein einzelner Mensch in neun Meter Tiefe, in vollkommener Finsternis seine Strafe abzusitzen hatte, genügten, um Grusel aufkommen zu lassen.
In den wenige Meter hohen und breiten Raum wurden die Häftlinge durch ein schmales Loch und mit Hilfe eines Flaschenzugs hinabgelassen. Kaum besser dürfte es dem Gefangenen in dem etwas flacheren Verlies des Juliusturms, der nur über den Lagerraum der Gaststätte zu erreichen ist, ergangen sein.
Unmenschliche Zustände
„Es waren unmenschliche Zustände, die nur körperlich, psychische starke Naturen überstehen konnten“, ist sich Hamberger sicher. So gab es bei geschlossener Türe kaum Frischluft und die Exkremente konnten nur mühselig abtransportiert werden. „Wenn einer eine längere Zeit da unten war und dann wieder herauskam, war er ein Krüppel.“
Das Schloss Grumbach war seit 1596 ein bedeutender Gerichtsort. Es gab ein Dorfgericht, das für die niedere Gerichtsbarkeit zuständig war und über Schlägereien, Heirat- und Kaufverträge oder bürgerliche Streitigkeiten zu richten hatte. Üblicherweise am Peterstag, dem 22. Februar, oder zur Kirchweih. Ernst wurde es jedoch, wenn das Zehntgericht der Herren von Grumbach aktiv wurde und über schwere Vergehen, von Mord, Raub, Gewalttaten bis hin zur Brandstiftung verhandelte. Vermutlich hat es insgesamt 18 Verliese gegeben, acht sind noch erhalten.
Willkür
Nicht immer kamen echte Straftäter hinter die meterdicken Mauern: Zumindest in einem Fall ist bekannt, dass der Adelige Konrad von Grumbach einen unschuldigen Bauern in einem Verlies einsperren ließ. Einzig mit dem Ziel, von ihm 500 Gulden zu erpressen.
Der Bericht des Freiherrn Friederich von der Trenck, der einer Liebesaffäre mit der Schwester König Friedrich II. von Preußen bezichtigt wurde und in einem Verlies elf Monate bei Wasser und Brot verbringen musste, vermittelt einen Eindruck der Zustände: Mit Beinfesseln, einem Eisenring um den Leib und einem Halseisen, das ihn zu erwürgen drohte, verbrachte er meist auf dem Boden sitzend, den Kopf an die feuchte Wand gelehnt: „Da das Gefängnis mit Gips und Kalk vor kurzem erst aufgemauert wurde, saß ich beständig im Wasser, welches von dem ungeheuer dicken Gewölbe ebenda, wo ich stehen musste, beständig auf mich herabträufelte.“
Da hatten es die Besucher am Sonntag besser – sie erwarteten nach der Stippvisite in der düsteren Vergangenheit sommerliche Temperaturen und strahlender Sonnenschein.