Noch immer warten Schüler aus bedürftigen Familien an Würzburger Schulen auf Leihgeräte, um in Corona-Zeiten besser am Distanzunterricht teilnehmen zu können. Wie Schulbürgermeisterin Judith Jörg (CSU) gegenüber der Redaktion erklärte, sollen nun bis Ende März mehr als 250 iPads sowie 520 Notebooks an Schulen geliefert werden, im April sollen weitere rund 500 Notebooks folgen.

Immer wieder war während des Lockdowns Kritik an der Versorgung Würzburger Schulen mit Leihgeräten aufgekommen. Denn während etwa im Landkreis Aschaffenburg alle 2000 bestellten Geräte ausgeliefert wurden, kamen in Würzburg von 3300 georderten Geräten bis Anfang März nur etwa die Hälfte an: 770 iPads und 894 Laptops. "Aufgrund verschiedener Faktoren" seien die Stadt Würzburg und der Landkreis Aschaffenburg jedoch "nicht vergleichbar", findet Jörg. So sei man im Landkreis Aschaffenburg "für die Ausstattung von neun Schulen verantwortlich", in Würzburg "für viermal so viele".
Europaweite Ausschreibung als Bremse
Der entscheidende Unterschied ergebe sich aber "aus der jeweils erforderlichen Bestellmenge der benötigten Geräte", so Jörg weiter. So habe die Fördersumme im Landkreis Aschaffenburg unter 100 000 Euro gelegen. In Würzburg habe die Fördersumme dagegen über einer Million Euro gelegen, weshalb eine EU-Ausschreibung notwendig wurde. Ein laut Jörg "komplexes und zeitlich aufwändiges" Verfahren.
Sie selbst und ihre Verwaltung treffe keine Schuld. Weder habe man in Würzburg die Geräte zu spät bestellt noch habe der Wechsel der Zuständigkeit für das Thema Schule in der Stadt – nach der Kommunalwahl in der Frühphase der Pandemie – eine Rolle gespielt. "Das Verfahren wurde von langjährig erfahrenem Verwaltungspersonal fachlich und rechtlich durchgeführt. Die Anwendung von Förderprogrammen und Vergaberecht erfordert spezifisches Fachwissen, das in enger Zusammenarbeit verschiedener Dienststellen innerhalb der Stadtverwaltung vorherrscht", rechtfertigt Jörg. Hier sei "eine enge Zusammenarbeit zu jeder Zeit gewährleistet" gewesen, so dass "alle Verfahren rechtzeitig eingeleitet und durchgeführt werden konnten".
"Sollte es künftig noch zu Engpässen kommen, unterstütze ich auch gerne persönlich."
Schulbürgermeisterin Judith Jörg
Doch was sollen bedürftige Familien ohne Leih-Laptops machen, wenn ihr Kind wegen eines fehlenden Geräts schulisch ins Hintertreffen gerät? Betroffene, so Jörg, würden sich ohnehin an die zuständigen Schulleitungen wenden, die "nach Alternativen und anderen, praktikablen Lösungen" suchen. Wenn kein Leihgerät zur Verfügung stand, habe zumindest bis zur sechsten Klasse die Möglichkeit bestanden, "die vorhandene Infrastruktur in der Notbetreuung zu nutzen".
In Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat habe es zudem Spendenaufrufe gegeben: Auch auf diesem Wege seien Geräte beschafft worden. Und in einzelnen Fällen habe die Arbeitsagentur Geräte für Bedürftige teilfinanziert. "Durch das hohe Engagement der Schulleitungen und Lehrkräfte konnte in nahezu allen Fällen geholfen werden", sagt Jörg. "Sollte es künftig noch zu Engpässen kommen, unterstütze ich auch gerne persönlich."