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Würzburg: Schul-Theatertourneee: Kein bisschen obszön, doch offen

Würzburg

Schul-Theatertourneee: Kein bisschen obszön, doch offen

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    Realisieren ein frech-witziges Aufklärungsstück aus den 70er Jahren (von links): Christian Perleth, Daniel Largé, Britta Schramm, Karolin Benker und Annika Roth.
    Realisieren ein frech-witziges Aufklärungsstück aus den 70er Jahren (von links): Christian Perleth, Daniel Largé, Britta Schramm, Karolin Benker und Annika Roth. Foto: Pat Christ

    Die Mama traut sich nicht so recht, der Papa nicht, auch Oma und Opa sprechen viel lieber von anderen Dingen. Bleibt als Ort der sexuellen Aufklärung eigentlich nur die Schule, denkt Britta Schramm, Grundschullehrerin und Theaterfrau aus Würzburg. Mit vier Schauspielerinnen und Schauspielern ist sie gerade dabei, ein witziges Aufklärungsstück aus den 70er Jahren, leicht modernisiert, für eine Schul-Theatertournee zu realisieren. Ab sofort kann es gebucht werden.

    Seit Jahresbeginn beschäftigt sich Britta Schrammmit dem ungewöhnlichen Projekt. Dass es nun endlich losgehen kann mit den ersten Proben, ist dem Würzburger Kulturamt zu verdanken: Das erklärte sich bereit, ein Drittel der Produktionskosten in Höhe von 10.000 Euro zu übernehmen. "Noch fehlen uns jedoch rund 7000 Euro", sagt Karolin Benker von der Leitung des Würzburger Theaters Ensemble, wo das Stück vorbereitet und Premiere feiern wird, bevor es ab Mai durch Würzburgs Schulen tourt.

    Seit Monaten sucht Benker nach Spendern und Sponsoren, um die Kosten für die Tantiemen, die Ausstattung sowie für Transporte, Auf- und Abbauten an den Tourneeorten decken zu können. "Wir versuchen, Stiftungen zu gewinnen", berichtet sie. Außerdem hofft die Projektgruppe, dass Organisationen, die sich für Kinderschutz, die Stärkung von Kindern sowie für Prävention von Missbrauch einsetzen, die Initiative von Britta Schramm unterstützen.

    In den 70er Jahen für Querelen gesorgt

    "Darüber spricht man nicht", heißt das Stück des Berliner Kinder- und Jugendtheaters "Rote Grütze", das in den 70er Jahren für Querelen sorgte und sogar die Polizei auf den Plan rief. "In Bayern durfte es gar nicht gezeigt werden", sagt Schramm. Dabei ist das Stück an keiner Stelle obszön - allerdings rückhaltlos offen. Es beginnt mit der Frage, woran man erkennt, dass ein Mann ein Mann ist. Denn der da, der behauptet, ein Mann zu sein, hat so gar nichts Männliches an sich: "He, du bist doch eine Frau!" Was "der da" jedoch heftig leugnet. Nun mal überlegen: Wie kriegt man raus, ob ein Mann ein Mann ist? Und woran lässt sich eine Frau erkennen?

    Schauspieler voll Vorfreude

    Am Ende soll für jene Kinder, die das Stück ansehen und kräftig mitmachen, in puncto Sexualität nichts mehr rätselhaft sein. "Das Interaktive ist uns ganz wichtig", betont Schramm und schmunzelt: "Die Schauspieler müssen sich warm anziehen, denn die Kinder dürfen alles fragen, was sie schon immer wissen wollten." Akteure zu finden, die sich auf so etwas einlassen, war nicht leicht. Seit kurzem hat Schramm eine Truppe zusammen, die sich auf das Wagnis freut, vor Viert- und Sechstklässlern mit theatralischen Mitteln Fragen über Lust und Scham, Homosexualität und Geschlechtskrankheiten zu erörtern.

    Christian Perleth alias Zauberer ZaPPaloTT, einer ihrer Mitstreiter, ist dafür bekannt, dass er gerade auch mit schwierigen Themen überaus schöpferisch umgehen kann. "Ich hätte mir gewünscht, damals auf so eine Weise aufgeklärt zu werden", sagt er. Daniel Largé ist mit seinen 19 Jahren der Jüngste an Bord. Auch für ihn ist es wichtig, Kinder so gut aufzuklären, dass sie beim Thema Sexualität erst gar keine Hemmungen aufbauen.

    Mit Annika Roth hat die Truppe eine Sonderpädagogin mit Kindertheatererfahrung im Boot. Auch Karolin Benker weiß, was Kinder vom Theater erwarten. Im Theater Ensemble inszenierte sie sehr erfolgreich "Hilfe, die Olchis kommen!"

    Vorstellungen in Aulen und Turnhallen von Schulen

    Ab Mai wird es einige Vorstellungen im Theater Ensemble geben, danach soll das Stück, begleitend zum Sexualkundeunterricht, in Aulen und Turnhallen von Schulen gezeigt werden. "Um die 80 Kinder können jeweils zuschauen", so Schramm. Je mehr Spenden bis Mai eingeworben werden, umso günstiger kann die Produktion für die Schulen angeboten werden.

    Obwohl es ein Überangebot an Sex im Internet gibt, worauf auch schon jüngere Kinder stoßen, ist es für Schramm wichtig, Schüler auf kindgerechte Weise tabulos aufzuklären. Sie hat vor allem, aber nicht nur, Kinder aus Migrantenfamilien im Blick. Eine gute Aufklärung kann nach den Worten der Grundschullehrerin einen Beitrag dazu leisten, Kinder vor Sexting und Cybermobbing zu schützen. Ideell wird das Projekt deshalb auch vom Staatlichen Schulamt Würzburg und dem städtischen Fachbereich Schule unterstützt.

    Terminbuchungen sind möglich

    Schulen, die das Stück bei sich aufführen lassen wollen, können ab sofort telefonisch unter (0931) 44545 oder per Mail unter info@theater-ensemble.net im Theater Ensemble einen Termin buchen. Wer die Produktion finanziell unterstützen möchte, kann dies unter dem Stichwort "Rote Grütze" über den Förderverein des Theaters Ensemble tun. Die Bankverbindung ist unter www.theater-ensemble.net/foerderverein zu finden.

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