Mit Vorwürfen gegen die Sicherheitsbehörden reagiert der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Würzburger Arzt Josef Schuster, auf die Bluttat von Hanau. "Zu lange ist die Gefahr durch den wachsenden Rechtsextremismus verharmlost und vernachlässigt worden", so der 65-Jährige in einer ersten Stellungnahme. "Polizei und Justiz scheinen zudem häufig auf dem rechten Auge eine Sehschwäche zu haben. Das rächt sich jetzt." Für die betroffenen Menschen sei dies eine "bittere Erkenntnis".
Die Tat habe die jüdische Gemeinschaft tief erschüttert, schreibt Schuster. Man sei in Gedanken bei den Opfern. "Unser tiefes Mitgefühl gilt ihren Angehörigen und Freunden. Den Verletzten wünschen wir rasche Genesung."
Schuster: "Rechtsextreme Blutspur durch Deutschland"
Es sei davon auszugehen, so Schuster weiter, dass der Täter bewusst Menschen mit Migrationshintergrund treffen wollte. "Nach der Mordserie des NSU zieht sich wieder eine rechtsextreme Blutspur durch Deutschland." Der Zentralratspräsident erinnert an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni vergangenen Jahres und an den Anschlag auf eine Synagoge in Halle am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Zwei Menschen verloren dabei ihr Leben.
Laut Schuster stellt sich die "besorgniserregende Frage, wie sicher Minderheiten und Menschen, die sich für sie engagieren, noch in Deutschland leben können". Es sei überfällig, "dass alle demokratischen Kräfte zusammenstehen, um die Bedrohung durch den Rechtsextremismus und weiterhin auch durch islamistischen Terror einzudämmen". Dafür stünden Politik, Strafverfolgungsbehörden, Justiz und Zivilgesellschaft in der Verantwortung.