Der Berufsverband Bildender Künstler Unterfranken stellt sechs neue Mitglieder aus den Jahren 2022 und 2023 vor. Alle versprechen interessante Einzelausstellungen in der Zukunft. Also lohnt sich auch ein Galeriebesuch in der Gegenwart. Quer durch den Raum fallen Entsprechungen ins Auge, die beim näheren Betrachten dann feine und auch erhebliche Unterschiede offenbaren.
Realistische Frauenbildnisse des Alslebener Grafikdesigners Michael Moeslang hängen gegenüber von surrealen Szenen der in Craintal arbeitenden Lena Richter, die in Australien und Spanien studierte. Sie ist sichtlich von der Lasierkunst der Renaissance beeinflusst und führt das menschliche Unterbewusstsein durchaus auch schwelgerisch vor. Er schwingt im Detail einen frechen zeichnerischen Pinsel; vor allem aber sind seine schönen Mädchen alles andere als glücklich – und seine Werke keineswegs lediglich dekorativ… Von Moesslang stammt auch die Skulptur aus Sportwagenmodellen, die sternförmig aufeinanderstoßen.
In Kontrast mit diesen Feiern der Farben und des virtuosen Strichs stehen die geometrischen Zeichnungen der Aschaffenburgerin Christiane Kaufmann, ausgebildet an der Akademie Nürnberg, und Gabriele Halbigs experimentelle abstrakte Druckkunst (Nüdlingen, Absolventin der Akademie Faber-Castell in Stein). Bei letzterer lässt sich das konsequente Experimentieren mit Materialien und Methoden leicht erkennen. Kaufmanns Serie mit geviertelten Quadraten hingegen lässt lediglich ahnen, dass diese scheinbar einfache Technik gründlich entwickelt wurde; tatsächlich probierte die Künstlerin ein Dreivierteljahr lang Material und Herangehensweisen aus.
Betrachter werden zum Nachdenken gezwungen
Zwei formal korrespondierende Duos arrangiert die Ausstellung also und schafft so einen einheitlichen Rahmen für zwei weitere Beiträgerinnen, deren Arbeiten stärker für sich stehen. Die Würzburgerin Tanja Oppel lehrte bereits an der heutigen TH Würzburg-Schweinfurt Grundlagen des Designs. Ihr Metier sind grafisch inszenierte schriftliche Parolen, deren Thema der Leser trügerisch schnell einordnen kann, während sich die Botschaft eigentlich von Anfang an entzieht und den Betrachter zum Nachdenken zwingt.
Die Garten- und Landschaftsarchitektin Mila Langbehn mit Sitz in Aschaffenburg und Duisburg repräsentiert ihr Schaffen durch eine Chiffon-Tuch-Installation. Diesen Stoff verwendet sie gelegentlich bei ihren sehr großformatigen Arbeiten in Parks und Gärten, die eine Fotomappe in der Würzburger Ausstellung dokumentiert.
Mit den Neuen festigt der Berufsverband sein Niveau auf interessante Weise.
Die Ausstellung "Neuaufnahmen 2022/23" ist vom 11. Januar bis zum 2. März in der BBK-Galerie, Oskar-Laredo-Platz 1, freitags und samstags 15-18, sonntags 11-18 Uhr, zu sehen.