Der Kaisersteinbruch ist für mich ein Paradies“, schwärmt Kreisheimatpfleger Hans Schmelz (Würzburg). „Wie gut, dass es vor zehn Jahren gelungen ist, dieses Ensemble monumentaler abstrakter Skulpturen unter Denkmalschutz zu stellen und so auf Dauer zu erhalten.“
Dafür eingesetzt hatten sich auch viele Gaubüttelbrunner Bürger, der Historische Verein Kirchheim mit seinem Vorsitzenden Edgar Berthold sowie die Gemeinde Kirchheim. Entscheidenden Anteil hat Winfried Engert (Gaubüttelbrunn), der das gesamte Areal im Jahr 2000 erworben hat und seitdem mustergültig hegt und pflegt. Am „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, 11. September, ist dieses geschützte Natur- und Kulturdenkmal – gut 20 Kilometer südsüdwestlich von Würzburg an der bayerisch-badischen Grenze gelegen – für jedermann zugänglich. Winfried Engert gibt bis 17 Uhr bei Führungen allen Interessierten gerne Auskunft zur Entstehung und Bedeutung dieses unvergleichlichen „Freilichtmuseums“.
„Der Kaisersteinbruch ist für mich ein Paradies“
Hans Schmelz Kreisheimatpfleger
Es geht zurück auf eine damals völlig neuartige „Künstlerwerkstatt“: In den Muschelkalkgemeinden Kirchheim und Gaubüttelbrunn haben sich zehn junge Bildhauer aus sechs Nationen – aus Deutschland, Österreich, Jugoslawien, Israel, USA und Japan - zum ersten „Symposion Europäischer Bildhauer“ auf deutschem Boden getroffen. Vorausgegangen waren zwei derartige Symposien 1959 und 1960 in St. Margarethen (Burgenland/ Österreich), initiiert vom Bildhauer Karl Prantl (1923-2010), der auch zwei Skulpturen in Gaubüttelbrunn geschaffen hat. In St. Margarethen waren auch die jungen Berliner Bildhauer Herbert Baumann, Erich Reischke und Joachim-Fritz Schultze beteiligt, die 1961 dieses Symposion auf deutschem Boden organisiert hatten.
Noch unter dem Eindruck des verheerenden Zweiten Weltkriegs waren – und sind bis heute - die Symposien Europäischer Bildhauer geleitet von der Idee, sich im Zusammenleben und gemeinsamen Schaffen über mehrere Monate hin gegenseitig zu inspirieren und die Völkerverständigung zu fördern. Konsul Hellmut Metzing, damaliger Inhaber der Natursteinwerke Zeidler & Wimmel, stellte den Bildhauern unentgeltlich die Steinblöcke zur Verfügung, wodurch die jungen Künstler überhaupt erst in die Lage versetzt wurden, nicht nur in kleinen Formaten, sondern in großen Dimensionen, nicht nur im Atelier, sondern in freier Natur zu arbeiten.
Drei der zunächst 15 Skulpturen haben heute andere Standorte gefunden: die Werke des Japaners Yasuo Mizui, des Amerikaners Joseph Henry Lonas (in Wolfsburg) und die „Sonnenscheibe“ des Mitorganisators Herbert Baumann (in Eindhoven). Alle anderen stehen nach wie vor im Kaisersteinbruch. Den Teilnehmern am Symposion war am gemeinsamen Werk gelegen; daher trug damals und trägt bis heute keine der Skulpturen eine Schrifttafel mit Angaben zu den Künstlern.
Dabei zählen zu den Kunstschaffenden Männer, die später berühmt wurden, so der Israeli Menashe Kadishman, der in Tel Aviv lebt. Von ihm stammt die beeindruckende Installation „Gefallenes Laub“ im neuen „Jüdischen Museum“ in Berlin: In 10 000 Eisenplatten sind Gesichter geschnitten, deren Mund wie zum Schrei geöffnet ist.
Zwei unvorhergesehene Ereignisse haben dem Symposion auch eine tragische Note gegeben: Mitten in die Schaffensphase zwischen 12. Juni und 15. September fiel der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961, der nicht nur die drei Berliner Bildhauer betroffen machte und zu einer spontanen Fahrt in ihre Heimatstadt veranlasste. Noch in Gaubüttelbrunn wurde verabredet, dass 1962 in Berlin ein weiteres Symposion – das sog. „Mauersymposion“ - stattfindet; Skulpturen in der Nähe des Reichstagsgebäudes geben noch heute davon Zeugnis.
Am 17. August starb im Alter von 39 Jahren der Slowene Jakob Savinšek. An ihn erinnert nahe beim Skulpturenpark ein Gedenkstein, den Dr. Hilde Bergner (Nürnberg), eine gute Freundin des Verstorbenen, setzen ließ.
„Dass es so etwas Schönes im Landkreis Würzburg gibt, habe ich nicht gewusst“, bestätigen Interessierte immer wieder begeistert. Wer den freien Zugang am Sonntag, 11. September, nutzt, kann zudem eine Fotoausstellung betrachten, die nur an diesem Tag zu sehen ist: Uta Peyrer-Prantl, die Witwe des Initiators Prantl, hat Negative zur Verfügung gestellt, die die Bildhauer bei der Arbeit zeigen und den Festakt am 15. September 1961 dokumentieren.
50 Jahre Kaisersteinbruch
Das Programm zum Jubiläum:
Um 9.30 Uhr findet inmitten der Skulpturen ein Festgottesdienst mit Domkapitular Clemens Bieber, dem Vorsitzenden des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg statt. Die Bläser der „Fränkischen Jäger“ gestalten in großer Besetzung den Gottesdienst mit. Bei der Feierstunde sprechen: Leitender Regierungsdirektor Bertram Eidel (Regierung von Unterfranken), Bezirkstagsvizepräsidentin Eva-Maria Linsenbreder (Kleinrinderfeld), stellvertretende Landrätin Elisabeth Schäfer, Bürgermeister Anton Holzapfel und Eigentümer Winfried Engert. Erwartet werden mehrere Abgeordnete und Joachim Grüter (Kirchheim), Präsident des Deutschen Natursteinverbandes. Von 12 bis 17 Uhr sind Führungen und Ausstellung. Ein Bläserquartett der „Fränkischen Jäger“ spielt. Auskünfte: Winfried Engert, Tel. (01 73) 3 98 80 06.