Mehr als drei Monate ist es her, dass Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer im Luisengarten markige Worte sprach. Nun steht dort wieder ein Parteivorsitzender auf der Bühne: Martin Sonneborn, Ex-Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“, Außenreporter der „Heute–Show“ und Chef der Partei „Die Partei“ mit seinem Programm „Krawall und Satire“.
Rein optisch macht Horst Seehofer natürlich mehr her als Martin Sonneborn. Schon in der Breite schlägt Seehofer Sonneborn um Längen. Außerdem hat er mehr Haare. Dennoch sind am Montagabend mindestens genau so viele Sonneborn-Fans in den Luisengarten gekommen wie am 23. August Seehofer-Anhänger. Erstaunlich eigentlich. Sonneborn kostet ja Eintritt. Seehofer war gratis und es gab noch CSU-Kugelschreiber und Schinkenstangen dazu.
Keine Trachtenjanker
Ein wenig unterscheidet sich Sonneborns Publikum aber schon von den Seehofer-Jüngern: Durchschnittlich halb so alt, keine Trachtenjanker, kaum Krawatten. „Die Partei“ ist irgendwie anders als die CSU.
Sie ist ja auch noch jung. 2004 wurde sie von Redakteuren des Satiremagazins „Titanic“ gegründet. Und weil sie zwar einen satirisch-parodistischen Charakter hat, zum Leidwesen vieler Bedenkenträger aber dennoch die Anforderungen des Parteiengesetzes erfüllt, nimmt sie seit 2005 an Wahlen teil. In Schleswig-Holstein gewann sie im Mai sogar ein Mandat.
Vermutlich hatte das mit den Plakaten zu tun, die Martin Sonneborn im Luisengarten zeigt. „CDU–Wähler aufgepasst“, steht auf einem, „Ole von Beust ist schwul“. Weil laut Sonneborn der Landesgeschäftsführer der Hamburger Christdemokraten der Meinung war, das habe „mit Satire nichts zu tun“, sondern sei „Schmutz“, wurde die Aussage geändert. Fortan hieß es: „Schwule Wähler aufgepasst: Ole von Beust ist in der CDU“.
Aber eigentlich ist es ja wurscht, was auf den Plakaten steht. „Die Partei“ ist laut Sonneborn schließlich angetreten, „Inhalte zu überwinden“. „Da ist es egal, welche Fresse abgebildet ist.“
Und überhaupt hat „Die Partei“ es satt, dass „täglich Milliarden nach drüben gescheffelt werden“. Sonneborn will „die Mauer wieder aufbauen“. Er hat sogar schon damit angefangen. Irgendwo zwischen Hessen und Thüringen haben er und die Seinen eine fünf Meter Wand hochgezogen. „Fragen über die Baugenehmigung“ kümmern „Die Partei“ nicht. „Darüber entscheidet die Geschichte. Nicht irgendein Dorfbürgermeister“, sagt Martin Sonneborn.
„Die Partei“ jetzt auch in Würzburg
Was der Satiriker im Luisengarten präsentiert ist bitterböse, dermaßen politisch unkorrekt, dass es zuweilen weh tut – und richtig gut. Dass „Krawall und Satire“ eigentlich ein Recycling aus Heute-Show-Frequenzen und Titanic-Geschichten ist, stört nicht wirklich. Horst Seehofer erzählt ja auch seit Jahren dasselbe.
Übrigens müssen sich Muchtar Al Ghusain, Christian Schuchardt und all die anderen Würzburger, die sich derzeit um das Oberbürgermeister-Amt reißen, warm anziehen. Im Anschluss an die Show im Luisengarten wurde in Sonneborns Anwesenheit ein Ortsverband der Partei „Die Partei“ gegründet. Vorsitzender ist Lukas Pietsch – und er und seine Mitstreiter haben hehre Ziele. Unter anderem die „Abschaffung des Alkoholverbots an der linken Mainseite“, die „Rodung des Ringparks“ als Prävention gegen „nächtliche Gewalteskapaden“ und die „Verlegung des Hubland-Campus unter die Erde“.
Pietschs Credo: „Die basisdemokratische Initiative steckt uns im Parteinamen und ist uns somit – zumindest bis zur Machtübernahme – sehr wichtig“. Ob das eine Gemeinsamkeit mit Seehofers CSU ist, soll an dieser Stelle offen bleiben.