„Gute Arbeit“ verspricht die SPD seit 2007 in ihrem Grundsatzprogramm. Mit dieser Forderung hat sie bei der Kommunalwahl vor sechs Jahren erfolgreich für Georg Rosenthal geworben. Jetzt setzen die Genossen noch einen oben drauf und behaupten: „Wir können es besser!“ OB-Kandidat Muchtar Al Ghusain möchte das wörtlich verstanden wissen: Gemeinsam mit Bündnis 90/Grünen wollen die Würzburger Genossen im Jahr des 150sten Bestehens der Bundes-SPD nicht nur das Amt des Stadtoberhaupts behaupten, sondern nun auch die Mehrheit im Stadtrat erkämpfen.
Um das Ziel zu erreichen, setzen die Genossen auf geschlossene Reihen. Bei der Aufstellungsversammlung für die Stadtratsliste im Studentenhaus wiederholt der derzeitige Kultur- und Sportreferent der Stadt nochmals die Worte, die er ähnlich vor kurzem den Grünen bei ihrer Kandidatenkür zugerufen hat: „Liebe Genossen, geht sorgsam miteinander um, bleibt fair, bleibt solidarisch.“
Dass er nach eigenen Worten mit seiner Kandidatur manch einen Genossen „überrascht und sogar verunsichert hat“ spielt keine Rolle. Der anhaltende Beifall, aber auch dass Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, Stadträtin seit 1990, nach seinem Grußwort den derzeitigen OB-Kandidaten ausgiebig in den Arm nimmt und herzt, zeigen, dass der noch vor wenigen Wochen Parteilose dabei ist, sich den nötigen sozialdemokratischen Stallgeruch anzueignen.
Zügig und diszipliniert verläuft denn auch die Aufstellung der 50 Kandidaten für den Stadtrat. Während bei den Grünen Gegenkandidaturen und Zeitüberschreitungen bei der Kandidatenvorstellung vor wenigen Wochen zum guten Ton gehörten, stimmen die 53 Delegierten anfangs für eine Begrenzung der Vorstellung auf drei Minuten, aus den vorderen Reihen gibt es Rufe, dass doch auch zwei genügen. Die meisten verzichten ganz auf eine Vorstellung.
Vorsitzender Grötsch verzichtet
Die erste Kampfkandidatur betrifft Platz 16. Eberhard Grötsch, der als Vorsitzender eigentlich für einen der vorderen Plätze prädestiniert gewesen wäre, verzichtet ganz auf eine Kandidatur: „Ich sehe mich als Trainer der Partei, nicht als Sturmspitze, die die Tore auch noch selber schießt“, begründet er seine Entscheidung.
Manche Überraschung
Dabei finden sich auf der Liste, die eine Mischung aus „altverdienten Genossen und jungem Blut“ (Doris Aschenbrenner) darstelle, auch die ein- oder andere Überraschung: Nach den Spitzenkandidaten Marion Schäfer-Blake, Alexander Kolbow und Homaira Mansury findet sich mit Joachim „Jojo“ Schulz bereits auf Platz 4 ein Kandidat, der mit Spitzbart und als Gründer der „Posthallen“ so ganz und gar nicht in das Bild eines traditionellen Sozialdemokraten passen möchte. Als Selbstständiger habe er sich gegen mancherlei Widerstände durchboxen müssen, sagt der 40-Jährige. Nun wolle er die Herausforderung annehmen, für einen „zukunftsfähiges Würzburg“ zu kämpfen.
Mit der 24-jährigen Laura Wallner hat es die Vorsitzende der Jusos, die in der Hochschulpolitik und als Mitglieder der GEW bereits in jungen Jahren reiche Erfahrungen gesammelt hat, auf Platz 7 geschafft. „Wir müssen sehen, dass wir mit den Gewerkschaften wieder ein gutes Verhältnis kommen“, stellt die junge Frau denn auch selbstbewusst fest.
Ortsvereine im Blick
Nur in wenigen Momenten blitzt die Streitlust einer Partei auf, die laut Satzung nicht nur die Frauenquote einzuhalten, sondern auch die Ortsvereine angemessen zu berücksichtigen hat. Die manch einem Delegierten zu streitbar auftretende Zellerauer Genossin Gisela Pfannes (Platz 5) muss sich mit 30 Ja-Stimmen zufrieden geben. Heinrich Jüstel (Platz 8), dem noch immer sein Satz nachhängt, dass es ihm egal sei, wie die Landkreisbürger nach der Schließung des Zeller Bocks in die Stadt kämen, kassiert ebenfalls zehn Gegenstimmen.
Ihm zugunsten musste zuvor der Oberleutnant der Bundeswehr Christian Hemberger auf einen aussichtsreichen Platz verzichten. Nach dem Ausscheiden des erfahrenen Stadtrats Hans Schrenk als Vertreter des Ortsvereins Versbach landet Hemberger auf Platz 14.
Die SPD-Kandidaten
1. Marion Schäfer-Blake
2. Alexander Kolbow
3. Homaira Mansury
4. Jojo Schulz
5. Gisela Pfannes
6. Udo Feldinger
7. Laura Wallner
8. Heinrich Jüstel
9. Jutta Henzler
10. Hans Werner Loew
11. Lore Koerber-Becker
12. Jakob Wallner
13. Tina Muck
14. Christian Hemberger
15. Freya Altenhöner
16. Bernd Hartmann
17. Stephanie Böhm
18. Peter Dlugosch
19. Rosemarie Binder-Linsler
20. Eckhard G. Beck
21. Michaela Becker
22. Hermann Weininger
23. Majida Hickethier
24. Daniel Hanglberger
25. Elke Schrapp
26. Robert Schult
27. Christine Lüneburg
28. Gerhard Voglgsang
29. Dr. Dorothee Klinksiek
30. Dr. Helmut Fichte
31. Dr. Bettina Keß
32. Daniel Skalka
33. Christiane Schultze-Fielitz
34. Michael Groha
35. Kathrin Nikolaus
36.Niklas Nadim Dehne
37.Sybille Meixner
38. Riccardo Altieri
39. Gabriele Beyer
40. Heiko Benndorf
41. Prof. Dr. Gisela Wegener-Spöhring
42. Willi Scheuerlein
43. Freda Mattstedt
44. Tony Vormelcher
45. Margarete Grzegorczyk
46. Frank Wehner
47. Maria-Luise Hümpfer
48. Stefan Kleinhans
49. Giselsa Schüttler
50. Andreas Sauer