Die SPD hat ihre Kandidatenliste für die Stadtratswahl am 15. März 2020 aufgestellt. Unter den ersten elf sind sieben aktuelle Ratsmitglieder. Zwei alte Kämpen wollen nicht mehr, und die Nummer Eins sucht eine Wohnung, damit sie zur Wahl antreten darf.
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Wählbar für den Würzburger Stadtrat ist nach dem Gemeinde- und Landkreiswahlgesetz jede Person, die "seit mindestens drei Monaten im Wahlkreis eine Wohnung hat, die nicht ihre Hauptwohnung sein muss, oder ohne eine Wohnung zu haben sich im Wahlkreis gewöhnlich aufhält". Die Listenführerin und OB-Kandidatin der SPD, Kerstin Westphal, ehemals Abgeordnete des Europäischen Parlaments, ist 1996 nach zehn Jahren in Würzburg nach Schweinfurt gezogen und dort bis heute geblieben. Fünf Monate bleiben ihr, um wieder wählbare Würzburgerin zu werden.
"Wir müssen kämpfen, dass die Rechtsaußen und die Ganzlinksaußen möglichst gar nicht in unserem Stadtrat vertreten sein werden."
Marion Schäfer-Blake, Stadträtin (SPD)
Vier Stunden lang dauerte die Aufstellungsversammlung im Felix-Fechenbach-Haus. Die Länge ist vor allem den gesetzlichen Regularien geschuldet. Was passiert, wenn die nicht eingehalten werden, erlebt zurzeit die AfD in Sachsen. Bei der Würzburger SPD - ebenso wie bei den Grünen - teilen sich Frauen und Männer die 50 Kandidatenplätze zu gleichen Teilen, mit den ungeraden Platzierungen für die Frauen. 58 der knapp 600 Genossinnen und Genossen nahmen an der Nominierung teil.
Einstimmiges Ergebnis für Alexander Kolbow
Sie wählten Alexander Kolbow, den Vorsitzenden ihrer Stadtratsfraktionen, auf Platz zwei. Der 40-Jährige, von Beruf geschäftsführender Diözesansekretär bei der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, kam auf das beste Ergebnis aller Kandidaten: 54 Ja-Stimmen, keine Gegenstimme, eine Enthaltung.
Marion Schäfer-Blake ist die Nummer Drei. Sie war eine von wenigen mit einem kampfeslustigen und leidenschaftlichen Auftritt. "Wir müssen kämpfen", rief sie, "dass die Rechtsaußen und die Ganzlinksaußen möglichst klein oder gar nicht in unserem Stadtrat vertreten sein werden." Schäfer-Blake war die einzige, die ein Ziel für die Wahl ausgab: mindestens so viele SPD-Ratsmitglieder wie derzeit, nämlich zehn. Sie wisse, ergänzte sie, "dass das schwer wird".
Neben Westphal wählte Versammlung drei Kandidaten unter die ersten zehn der Liste, die noch nicht im Stadtrat sitzen: den 54-jährige Forstwissenschaftler Peter Nembach (Platz 4), die 30-jährige Sozialpädagogin und Vorsitzende der Würzburger SPD Freya Altenhöner (Platz 5) und den 26-jährigen Juso-Vorsitzende, Fachinformatiker und Betriebsrat Andre Fleck (Platz 8). Ihr aktuelles Stadtratsmandat verteidigen wollen Udo Feldinger (Platz 6), Gisela Pfannes (Platz 7), Jutta Henzler (Platz 9), Joachim Schulz (Platz 10) und Lore Koerber-Becker (Platz 11). Hans Werner Loew, 75 Jahre alt und im Stadtrat seit 1990, sowie der 68-jährige Heinrich Jüstel, im Stadtrat seit 2002, ziehen sich zurück.
Eckhard Beck knapp geschlagen
Wäre die Versammlung dem Vorschlag des Parteivorstandes gefolgt, würde der 41-jährige Gärtner Eckard Beck, Ratsmitglied seit drei Jahren, von Platz 12 aus in den Wahlkampf ziehen. Das tut an seiner Stelle der emeritierte Informatikprofessor Eberhard Grötsch. Von 2008 bis 2014 war er Vorsitzender der Würzburger SPD. Becks Bewerbungsrede war wortkarg, Grötsch‘ kämpferisch: "Verdammt eng" werde es 2020 werden, "wir müssen uns mehr als anstrengen".
Für den "normalen" und "bodenständigen", gewerkschaftlich engagierten Arbeitnehmer plädierten in der anschließenden Debatte die einen, für den älteren Fachmann fürs Digitale die anderen. In der Stichwahl im Platz zwölf setzte sich Grötsch mit 28 zu 25 Stimmen gegen Beck durch. Im Wahlgang um Platz 14 unterlag Beck dem 29-jährigen Straßenplaner und SPD-Vize Daniel Redelberger. Auf Platz 18 kam er schließlich unter.