Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Spendenwerbung: "Transparenz ist eine Frage der Haltung"

Würzburg

Spendenwerbung: "Transparenz ist eine Frage der Haltung"

    • |
    • |
    Vor allem an Weihnachten werben gemeinnützige Organisationen bundesweit um Spenden.
    Vor allem an Weihnachten werben gemeinnützige Organisationen bundesweit um Spenden. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Seit 2010 untersucht das Analyseinstitut Phineo gemeinnützige Organisationen. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie besonders große Organisationen über die Wirkung ihrer Projekte berichten. Benjamin von der Ahe verantwortete dazu als leitender Autor mehrere Studien. Im Interview fordert er eine zentrale Plattform, auf der sich Spender über gemeinnützige Organisationen informieren können. 

    Benjamin von der Ahe,  Mitarbeiter beim Analyseinstitut Phineo
    Benjamin von der Ahe,  Mitarbeiter beim Analyseinstitut Phineo Foto: Phineo

    Frage: Vor Weihnachten werben viele Organisationen um Spenden. Wie transparent gehen Sie dabei vor?

    Benjamin von der Ahe: Die Mehrheit der Organisationen, die wir uns in unseren Studien untersucht haben, machen ihre Arbeit weitgehend transparent. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der überwiegende Teil der gemeinnützigen Organisationen verantwortungsvoll mit ihren Spendengeldern umgeht. 

    Auch sehr kleine Vereine und Stiftungen?

    Von der Ahe: Transparenz ist keine Frage von "groß" oder "klein", sondern vielmehr eine Frage der Haltung. Gerade im digitalen Zeitalter geht das auch mit begrenztem Budget. 

    Die Skepsis in der Bevölkerung ist also unbegründet. 

    Von der Ahe: Nicht unbedingt. Beispielsweise ist es noch immer schwer nachzuvollziehen, welche Wirkung die eigene Spende letztlich entfaltet. Hier fehlt es an Information. Gleichzeitig ist im Bereich der Finanztransparenz in den letzten 10 bis 20 Jahren viel passiert- auch dank des kritischen Blicks der Zivilgesellschaft.

    "Der Staat zieht sich im gemeinnützigen Sektor weitgehend aus der Verantwortung."

    Benjamin von der Ahe

    Sind im Zuge dessen auch die Verwaltungsstrukturen schlanker geworden?

    Von der Ahe: Es ist ein weit verbreiteter Fehlschluss, von niedrigen Verwaltungskosten auf eine bessere Verwendung der Gelder zu schließen. Häufig ist es sogar sinnvoll, unternehmensintern in Projektcontrolling, Personalmanagement und Evaluation zu investieren. 

    Die eigenen Strukturen müssen gemeinnützige Organisationen aber nicht offenlegen. 

    Von der Ahe: Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an. Es gibt in Deutschland kein dezidiertes Auskunftsrecht für Spender. Jahres- Projekt- und Finanzberichte veröffentlichen die Organisationen freiwillig. 

    Das heißt, sie fordern eine behördliche Aufsicht?

    Von der Ahe: Der Staat zieht sich im gemeinnützigen Sektor weitgehend aus der Verantwortung. Dabei gab es noch in den 80er-Jahren bundesweit Sammlungsgesetze. Diese sind mittlerweile in den meisten Bundesländern ersatzlos gestrichen. 

    undefined
    Foto: MP-Grafik Grigull

    Was schlagen Sie vor?

    Von der Ahe: Sinnvoll wäre eine bundesweite Datenbank, in der gemeinnützige Organisationen verpflichtend eingetragen sind. Genauso wie mir beim Staubsaugerkauf auf Amazon eine Vielzahl an Bewertungen zur Verfügung stehen, sollte ich auch beim Spenden bestmöglich informiert werden.

    Für kleine, ehrenamtliche Organisationen wäre das aber eine deutliche Mehrbelastung.

    Von der Ahe: Das ist eine Frage der Umsetzung: Beispielsweise liegen den Finanzämtern entsprechende Informationen durchaus vor. Eine harmonisierte IT-Infrastruktur vorausgesetzt, könnte ein Teil davon gezielt in ein Datenbanksystem eingepflegt werden. Die einzelnen Organisationen könnten dann freiwillig weitere Informationen ergänzen. Doch das ist Zukunftsmusik. Die Erfahrungen aus Bereichen wie der Wirtschaft lehren, dass gerade etablierte Organisationen auf Freiwilligkeit statt Verpflichtung setzen und dagegen Sturm laufen würden .

    Zur Person Benjamin von der Ahe (42) studierte Public Management und Informatik. Seit 2010 bringt er sein Wissen beim Analyseinstitut Phineo ein - mit den Schwerpunkten Berichterstattung nach "Social Reporting Standards", Controlling und Corporate Governance bei gemeinnützigen Organisationen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden