Der Stadtrat hat beschlossen, die Helmuth-Zimmerer-Straße in Angermaierstraße umzubenennen. Unstrittig war, dass die Straße einen neuen Namen bekommen soll. Umstritten war, nach wem sie künftig heißen soll und in welchem Verfahren der neue Name gefunden werden soll.
Seit 2013 wird im Rathaus der Name des katholischen NS-Gegners

aus Würzburg als Nachfolger Zimmerers gehandelt.
Zwei Bürgerbefragungen in der Helmuth-Zimmerer-Straße brachten deutliche Mehrheiten für den Namen Kopernikus. Eine Reihe von Stadträten war der Ansicht, das Ergebnis der Befragungen müssten in die Entscheidung des Stadtrates einfließen.
SPD-Stadtrat Heinrich Jüstel trat als Vertreter der Anwohner und Kopernikus-Befürworter auf.
Jüstel argumentiert in seinem Antrag, der Name Dr.-Georg-Angermaier-Straße sei „viel zu lang“. Die Anwohner seien bisher schon über den bisherigen Namen, „unabhängig von der politischen Brisanz, alleine wegen der Länge, nicht erfreut“.
Angermaiers Name sei zudem „nicht auf Anhieb ohne weitere Nachfrage zu schreiben“. Jüstel meint, „immer wieder“ müsse die richtige Schreibweise nachgefragt werden.
Deshalb wolle er die Helmuth-Zimmerer-Straße in „Kopernikusstraße“ umbenannt sehen. Wie er auf Kopernikus kommt, begründet er nicht.
Unklar blieb in der Sitzung, wie der Meinungsbildungsprozess unter den Anwohnern lief.
Nach dem Vorschlag, die Straße lediglich Angermaier zu nennen, schien Jüstels Argument entkräftet. Aber 20 Räte fühlten sich in der abschließenden Abstimmung an die Bürgerbefragung gebunden; sie stimmten gegen die Angermaierstraße.
27 stimmten dafür.

wurde 1956 zum ersten Mal zum OB gewählt. Kurz nach seiner Wiederwahl 1962 veröffentlichte die Tageszeitung „Nürnberger Nachrichten“ Auszüge aus seiner 1936 abgegeben Doktorarbeit „Rasse, Staatsangehörigkeit, Reichsbürgerschaft. Ein Beitrag zum völkischen Staatsbegriff“.
Das 76 Seiten dünne Elaborat ist ein Sammelsurium rassistischer, antisemitischer und völkischer Floskeln und Ideen. Heraus kam auch, dass Zimmerer in der SS war, allerdings ohne genauere Angaben.
Deutschlandweit berichteten die Medien über den Skandal, alle großen Tageszeitungen und Magazine äußerten sich kritisch über den Würzburger Oberbürgermeister. Zimmerer erklärte seine Dissertation zur „Jugendtorheit“, gab seinen Doktortitel nicht zurück und verweigerte eine Distanzierung. 1968 wählten ihn die Würzburger nicht wieder.
1984 starb er, 72 Jahre alt. Ein Jahr später benannte der Würzburger Stadtrat eine neue Straße im Stadtteil Lengfeld nach ihm. 2012 nahm ein SPD-Ratsmitlied, das in der Helmuth-Zimmerer-Straße wohnt, an der Stadtführung „Würzburger Krawalle“ teil, in der es auch um Zimmerers Geschichte geht. Der Sozialdemokrat stellte den Antrag, zu prüfen, ob die Straße weiter so heißen solle. Der Stadtrat folgte ihm.
Dann passierte nichts mehr, bis diese Redaktion umfangreiche Recherchen zu Zimmerer veröffentlichte. So wurde klar, dass Zimmerers Dissertation keineswegs eine „Jugendsünde“ war. Unter anderem diente er der 56. SS-Standarte „Franken“ als Rechtsberater.