In der Sanderauer Traubengasse steht seit 72 Jahren das Matthias-Claudius-Seniorenheim. Am Donnerstag vollzogen neun maßgeblich Beteiligte den symbolischen Spatenstich zum Umbau: "Kernsanierung, Erweiterungsgebäude und Öffnung in den Stadtteil" stehen auf der Agenda, wie Clemens Link, der Vorstand Altenhilfe des betreibenden Diakonischen Werks Würzburg, erläuterte.
Der letzte Punkt, die Öffnung zu einem Beratungs- und Begegnungszentrum, ist besonders bemerkenswert. Denn das Matthias-Claudius-Heim profilierte sich im Lauf der Jahrzehnte gerade als eine geschlossene Einrichtung zur Betreuung betagter psychisch Kranker. Der neue Ansatz zielt darauf, dass die Mitarbeitenden ihre Expertise laut Link künftig dafür einsetzen, dass "möglichst viele Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zuhause bleiben können" – eine Reaktion auf den demografischen Wandel. Leitbild dabei seien "eine menschenwürdige Pflege, fachliche Beratung und zwischenmenschliche Nähe".
Die Erweiterung dient dem Halten der Platzzahl
Diese zukunftsweisende Neuausrichtung unterstützt der Freistaat Bayern mit 2,7 Millionen Euro aus dem Förderprogramm Pflege im sozialen Nahraum. Schon vor eineinhalb Jahren wurde diese finanzielle Beteiligung in der Traubengasse mit einer Scheckübergabe durch den bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek gefeiert.
Danach hat sich die Bauplanung wegen Corona, Krieg und Teuerung zwar verzögert, doch nun beginnen die Arbeiten: Es entstehen "schönere große Zimmer mit Nasszellen, vorwiegend Einzelzimmer", betonte Clemens Link. Damit das Heim weiterhin 76 Plätze bieten kann, wird ein Erweiterungsbau errichtet. Und zwecks Öffnung in den Stadtteil Sanderau werden behindertengerechte Zugänge in das Haus und von dort in den Garten angelegt.
"Dieses Konzept war zum damaligen Zeitpunkt hochmodern und im Landkreis einzigartig"
Christian Meyer-Spelbrink, Heimleiter
Heimleiter Christian Meyer-Spelbrink ging in seiner Ansprache auf die Geschichte der Einrichtung ein. Gegründet wurde das "MCH" 1951 von den Neuendettelsauer Schwestern als Pflegeheim zunächst vor allem für Tuberkulosekranke, bald aber auch schon für psychisch kranke Menschen. Schon 1980, lange vor dem Pflegereformgesetz, baute das Seniorenheim eine sozialpädagogische Betreuung auf, ein heutiger Standard, der damals noch etwas Besonderes war.
Ende der 1980-er Jahre, als "Verwirrte und Weglaufgefährdete" vielfach noch an einem Stuhl oder im Bett fixiert wurden, ging das MCH dazu über, "einfach die Türen zu schließen: Dann können sich die Menschen frei auf der Station bewegen." Mit einem entsprechenden Umbau richtete die Diakonie zwei beschützende Stationen für gefährdete Demente ein: "Dieses Konzept war zum damaligen Zeitpunkt hochmodern und im Landkreis einzigartig", so Meyer-Spelbrink über die Geburt dieser gerontopsychiatrischen Facheinrichtung, die zehn Jahre später, 1999, durch einen Anbau auf 76 Plätze für hauptsächlich schwer demenziell erkrankte Menschen erweitert wurde.
Das Eengagement wurde immer von außen gewürdigt
Anerkennung von außen erhielten die Kräfte des Matthias-Claudius-Heims im Lauf der Jahre durch Berufungen in Fachgremien, betonte der Leiter der kommunalen Würzburger Seniorenarbeit, Hendrik Lütke, und verwies zum Beispiel auf ihre Mitarbeit im Seniorenbeirat der Stadt und bei der Alzheimer-Gesellschaft.
Die gewichtige Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit KASA mit Sitz in Nürnberg repräsentierte bei diesem ersten Spatenstich deren Stabsstellenleiter für die Bezirke, Joachim Wenzel. Eine solche Vielfalt der Gäste spielte dem Altenhilfe-Vorstand der Würzburger Diakonie Clemens Link und seinem Wunsch zu: "Hoffen wir also, dass wir heute einen guten Weg beschreiten, der uns als Gesellschaft Lust macht, in einer fragmentierten Gesellschaft wieder zusammen zu rücken."