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Würzburg: Streit um Luftfiltergeräte an Schulen: Jetzt werden Eltern aktiv

Würzburg

Streit um Luftfiltergeräte an Schulen: Jetzt werden Eltern aktiv

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    Eltern wollen der Adalbert-Stifter-Grundschule in der Zellerau mobile Luftfiltergeräte spenden. 
    Eltern wollen der Adalbert-Stifter-Grundschule in der Zellerau mobile Luftfiltergeräte spenden.  Foto: Patty Varasano

    Beim Kampf gegen steigende Corona-Neuinfektionen setzt das Würzburger Schulreferat in den Schulen weiterhin auf das konventionelle Lüften: "Die Lüftung mit Frischluft bleibe die effektivste Vorbeugung gegen Virenübertragung", wird Schulbürgermeisterin Judith Jörg in einer  Pressemitteilung der Stadt Würzburg zitiert. Die Anschaffung mobiler Luftfiltergeräte werde vom Freistaat nur in Ausnahmefällen gefördert, "zum Beispiel wenn sich Fenster nicht öffnen lassen oder zu klein sind oder Räume im Keller liegen", so Schulbürgermeisterin Judith Jörg auf Nachfrage dieser Redaktion.

    Einigen Eltern ist das nicht genug. An der Adalbert-Stifter-Grundschule wollen diese nun selber tätig werden und in Klassenzimmern mobile Luftfiltergeräte aufstellen. Allen voran der Energieberater Ulrich Erhard, dessen Kinder die Schule besuchen. Gemeinsam mit anderen Eltern will er solche auf eigene Kosten anschaffen. "Ich will keine Förderung vom Staat, das kriegen wir auch so hin. Wir wollen nur die Geräte aufstellen dürfen. Das wäre eine flankierende Maßnahme zu allen anderen Maßnahmen", so der Vater. Pro Klassenzimmer entstehen laut Erhard Kosten von rund 2500 Euro.

    Elternbeirat begrüßt Initiative

    Auch der Elternbeirat begrüßt die Initiative. "Wir haben uns im Elternbeirat mit dem Thema Raumlüftungsgeräte befasst und begrüßen die Initiative einzelner Eltern sehr, die Geräte in Eigeninitiative anzuschaffen", so Elternbeiratsvorsitzende Kathrin Lang.

    Auch Schulamtsdirektor Erwin Pfeuffer spricht sich für Maßnahmen aus, die für bessere Bedingungen an den Schulen sorgen, doch in seiner Entscheidungsgewalt liege das nicht. Über die Anschaffung von Geräten entscheide generell der Sachaufwandsträger und nicht die Schulleitung, so Pfeuffer. Der Sachaufwandsträger der Grund- und Mittelschulen ist die Stadt. 

    Schulbürgermeisterin verweist auf Beschluss des Schulausschusses

    Der Spendeninitiative der Eltern erteilt Schulbürgermeisterin Jörg eine Absage: "Es gibt einen klaren Beschluss vom Schulausschuss, der sagt, dass wir keine Geräte anschaffen, weil wir diese für nicht zweckmäßig halten. Mit den Geräten sorgt man für umgewälzte Luft und keine Frischluft. Das befreit die Klassen nicht vom Lüften, um die Aerosoldichte zu mindern. Nach derzeitigem Kenntnisstand macht eine solche Anschaffung nur in Räumen Sinn, die man nicht lüften kann."

    In der Adalbert-Stifter-Grundschule sei dies nicht der Fall, so Judith Jörg. "In der Grundschule lassen sich die Fenster öffnen und ausreichend Frischluft zuführen. Was wir aber unterstützen, sind die CO2-Messgeräte, um die Lüftungsintervalle zu überprüfen."

    Auch Direktorin Bettina Wohlleber sieht keinen dringenden Bedarf: "Wir haben große Klassenzimmer mit verhältnismäßig wenig Kindern und großen Fenstern. Das ist ein Unterschied zu Schulen, die ihre Fenster gar nicht öffnen können."

    Energieberater Ulrich Erhard sieht das anders: "Die Aerosole haben nichts mit dem CO2 zu tun. Das ist Blödsinn. Den Luftwechsel, der benötigt wird, kriegt man mit dem Lüften gar nicht hin. Dazu müsste man alle fünf Minuten lüften."

    Wer übernimmt die weiteren Kosten?

    Für die Schulleiterin stellt sich zudem noch die Frage nach der Installation, Wartung, Haftung und Lautstärke der Geräte. Bei drei Geräten pro Klassenzimmer, die man bräuchte, um die Luftmenge umzuwälzen, sei das nicht außer Acht zu lassen. "Das sind alles Dinge, die vorher geklärt werden müssen. Das muss die Stadt vorgeben, denn wir sind dann für die Betriebssicherheit zuständig", so Wohlleber.

    Wie schon für die Finanzierung ist die Stadt Würzburg auch für die Anschaffung, Installation, den Betrieb und die Wartung solcher Geräte zuständig. Auch deswegen habe man auf die Ausstattung aller Würzburger Schulen mit Luftfiltergeräten verzichtet, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. 

    Ulrich Erhard hält die Argumentation der Stadt für überzogen: "Die Geräte sind wie Drucker, die werden einfach nur angeschlossen." Diese hätten auch keine Hepa-Filter, die von Fachpersonal ausgewechselt werden müssten. "Bei den Geräten, die wir kaufen wollen, werden die Filter wie bei Dunstabzugshauben ausgewechselt. Das kann jeder. Und leise sind sie auch, die haben keine 40 Dezibel."

    Sorgen Elterninitiativen für Ungerechtigkeit?

    Schulbürgermeisterin Jörg geht es aber auch um Fairness: "Man muss auch bedenken, was das für alle anderen Schulen bedeutet. Man kann das nicht nur für eine Klasse oder Schule entscheiden. Es geht nicht, dass wir nur in einzelnen Klassenzimmern Geräte anschaffen, weil diese durch Spenden finanziert werden, und in anderen Klassenzimmern nicht. Wir brauchen in unserer Strategie einen Gleichklang aller Schulen."

    Für den besorgten Vater Erhard ist dieses Argument nicht haltbar. Er will die Unterrichtsbedingungen seiner Kinder verbessern: "Auch wenn wir die Lüftungsfilter nur in einigen Klassen aufstellen können, dann benachteiligen wir doch keine Kinder. Alle anderen Klassenzimmer können lüften wie bisher. Nicht alle genießen dann diesen Vorteil, aber das liegt am Ende an den Eltern selbst. In München hat eine Lehrerin solche Lüftungsgeräte aufgestellt und in Frankfurt waren es Eltern. Wenn wir von Gleichberechtigung reden, warum ist das hier bei uns nicht möglich?"

    Doch ohne die Erlaubnis der Stadt geht nichts. So dürfen Eltern in der Schule nicht einfach Geräte aufstellen: "Die Schulen sind Gebäude der Stadt Würzburg und da haben Eltern kein Hausrecht", so Schulbürgermeisterin Jörg.

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