Dunkle Wolken hatten sich am eigentlich sonnig-blauen Himmel über Würzburg zusammengezogen, aber am Ende ist doch wieder alles gut gegangen: Bauernhorden waren in die Stadt eingefallen und hatten zum „Sturm auf das Rathaus“ geblasen. Am Ende siegte das Unentschieden: Die kämpferischen Handlungen wurden eingestellt und der Streit in einem „Wettkampf der Ortsoberhäupter“ entschieden.
Angezettelt hatte das historisierende Spektakel wieder die 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg und hier an vorderster Front Generalfeldmarschall Dieter Blendel. Er hatte sich Verstärkung aus närrischen Gesellschaften aus den Stadtteilen geholt. Aus Fulda waren dazu, und nicht zum ersten mal, über 100 Soldaten angerückt. Auf der Gegenseite hatten sich die Hätzfelder mit den „Dachdorfern“ aus Giebelstadt, den „Kümmeltürken“ aus Winterhausen und der Höpper-Rotte aus Albertshofen zusammengerottet.
Närrischer Höhepunkt war, als Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit Schwimmflossen zum Wettlauf antrat, im Team der Würzburger begleitet vom Faschingsprinzen Robert I. „von der sportlichen Therapie“. Beim Vorlauf wurde der Prinz noch von seinem Gegenspieler Prinz Klaus I. aus Dachdorf überholt, der Bürgermeister Helmut Krämer im Schlepptau hatte. Doch beim Rücklauf holte OB Schuchardt einen überragenden Sieg für die Stadt heraus. Auf die Plätze kamen das Team Hätzfeld mit Giemaul Markus I. und Heike Bader und das Team der Kümmeltürken mit Sultanine Jessica und Bürgermeister Wolfgang Mann.
Schönheitspreis für die Bürgermeisterin
Beim Wettbewerb „Verputzen der Rathauswände“ bekam Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake für das Team Hätzfelder den Schönheitspreis, Würzburg war mit Schuchardt als Malermeister der Angeschmierte und kam auf den letzten Platz. So musste schließlich das Tauziehen entscheiden.
Dabei siegte Hätzfelder gegen Dachdorf, und Würzburg wurde mitsamt OB Schuchardt von den Kümmeltürken schnell über den Strich gezogen.
Weil beim dritten Ziehen das Seil riss, musste Landrat Eberhard Nuss als Oberschiedsrichter das Urteil fällen. Er gab den Ländlern 100 Punkte, der Stadt 80. Weil die Städter aber alles so gut vorbereitet und bestes Wetter bestellt hatte, hab es noch 20 Punkte obendrauf, so dass sich am Ende der ganze Kampf im Unentschieden und im Bier der Hofbräu auflöste. Unterbrochen wurde das Handgemenge durch den Kinderfaschingszug. Die Würzburger Bäckerei Brandstetter hatte dafür die Krapfen zur Verfügung gestellt. Großzügig war auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der einen Ochsen für den Grill spendiert hatte. Er selbst betätigte sich mit seiner Stellvertreterin Marion Schäfer-Blake und Landrat Eberhard Nuss als Aufschneider und verteilte die Brötchen an die hungrigen Gäste und Besucher. Auch der „Sturm auf Rathaus“ hat in Würzburg eine lange Tradition. Und er hat einen ernsten Hintergrund, den Bauernkrieg von 1525. Einen der Anführer gegen die Obrigkeit war der Eibelstädter Winzer und Wirt Jacob Köhl. Er wurde verraten, von Soldaten des Fürstbischofs in den Kerker des Grafeneckarts geworfen und später öffentlich enthauptet.

Tradition wurde Anfang der 50er weitergeführt
Anfang der 50er Jahre ließ der Elferrat von Eibelstadt diese Geschichte mit einem karnevalistischen „Sturm aufs Rathaus“ wieder aufleben. Mit Lastkähnen kamen die Bauern nach Würzburg und luden mit dem Kran ihre Kanonen am Mainufer ab. 1953 war auch der erste Faschingszug nach dem Krieg: "Würzburg lacht wieder". Bilder aus dieser Zeit zeigen Tausende von Zuschauern am Vierröhrenbrunnen und in der Domstraße, in der noch große Lücken in den Häuserzeilen waren.
Nach sechs Rathaustürmen in Folge war erst einmal Schluss, bis die Tradition 1982 vom Würzburger Elferrat wiederbelebt wurde. Der Sturm findet in der Regel alle zwei Jahre statt, wenn er nicht wegen einer zu kurzen Saison ausfällt.