Jahrzehntelang haben Gemeinde Rottendorf und Bürger darauf gedrängt, dass der Bahnhof, ein wichtiger Knotenpunkt im Bahnverkehr der Region, barrierefrei ausgebaut wurde. Mit dem symbolischen Spatenstich hat die lang ersehnte Baumaßnahme nun die Zielgerade erreicht.
Wenn alles glattgeht, könnte schon im Sommer 2020 das leidige Treppensteigen ein Ende haben. Alle Redner waren sich einig, dass mit der aufwendigen, knapp 14 Millionen Euro teuren Baumaßnahme ein wichtiger Schritt für die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region geschafft ist.
"Echter Kraftakt"
Am Ende dürfte ein kräftiger Zuschuss des Freistaates in Höhe von beinahe 90 Prozent der Kosten ausschlaggebend gewesen sein. Nur den Rest übernimmt die Deutsche Bahn. Dafür hatten sich parteiübergreifend die Vertreter der Landtagspolitik eingesetzt. Stellvertretend sprach Innen-Staatssekretär Gerhard Eck von einem "echten Kraftakt" und einem "Meilenstein für den barrierefreien Ausbau" in Bayern. Das Geld stammt aus einem 200 Millionen Euro starken Aktionsprogramm, das das Ziel hat, es bis 2021 83 Prozent der Reisenden zu ermöglichen, barrierefrei zu ihrem Ziel kommen. In Rottendorf profitieren davon rund 2000 Fahrgäste, die hier jeden Tag ein- und aussteigen.
Langwierige Verhandlungen
Allerdings gingen dem Spatenstich langwierige Verhandlungen und Drängen von Seiten der Gemeinde und Bürger – hier ist vor allem der Rottendorfer Ehrenbürger Peter Patalong zu nennen - voraus. Ein erster Antrag, die Bahnunterführung bis in das damals rasch wachsende Industriegebiet im Osten zu führen, geht, wie Bürgermeister Roland Schmitt in seinem Rückblick darstellte, bis in das Jahr 1978 zurück. Letztenendes war es die Gemeinde, die für 1,3 Millionen Euro aus eigener Initiative heraus 2012 die Bahnunterführung herstellte. Ein komplett barrierefreier Ausbau habe im Anschluss jedoch immer noch nicht auf der Tagesordnung gestanden.

Schwung kam in die Angelegenheit erst 2015 nach einem parteiübergreifenden Gespräch mit der Politik und der Bahn. Ab Herbst 2017 begannen die Bauarbeiten, sodass in einer Vorabmaßnahme ein erster Aufzug am Bahnsteig 1 und eine provisorische Rampe für den Durchgang fertiggestellten werden konnten. In den weiteren Schritten wird nun die Bahnsteigkante von der "historischen" Höhe von 38 Zentimeter auf die für Hauptstrecken genutzte Standardhöhe von 76 Zentimeter angehoben. Insgesamt drei Aufzüge dienen der barrierefreien Erschließung aller sieben Bahngleise. Auch die Anzeigen, die Beleuchtung und Durchsagen sollen auf aktuellen Stand gebracht werden.
Die Pläne der Gemeinde
Auch hat die Gemeinde Rottendorf für das 2014 erworbene Bahnhofgebäude weitere Pläne: Hier sollen ein Warteraum, öffentliche Toiletten und im Dachgeschoss eine Krabbelstube sowie ein Proberaum für den Musikverein entstehen. Damit es weitergehen kann, steht, so der Bürgermeister, jedoch noch die "Entwidmung" des Gebäudes als Bahnhof durch die Bahn aus. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es: Ein Zugang zu den Gleisen ist nur über einen etwa 400 Meter weiten Umweg über eine der beiden Bahn-Unterführungen möglich.
Am Rande der Feier gab es weitere Kritik an der Bahn. BWG-Gemeinderat Volker Hauck hätte sich von der Bahn mehr Gesprächsbereitschaft erwartet, für eine weiteres wichtiges Anliegen vieler Bürger: dem Aufbau eines Lärmschutzes. "Früher war es so üblich, dass bei Baumaßnahmen am Bahngelände auch der Lärmschutz mit erledigt wurde", betonte er. Warum dies in der von zwei wichtigen Bahnstrecke belasteten Gemeinde nicht geschehe, sei nicht zu verstehen.
In seiner Rolle als Behindertenbeauftragter des Landkreises erinnerte zudem stellvertretender Landrat Ernst Joßberger an das 2013 von dem damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer 2013 ausgerufene ehrgeizige Ziel, bis 2023 den öffentlichen Personenverkehr komplett barrierefrei auszubauen. Bis dahin sei es noch ein weiter Weg. Er hoffe darum, dass af Rottendorf schon bald der Ochsenfurter Bahnhof folgt.
