Einen Blick hinter die dicken und hohen Mauern werfen und ein paar Stunden ins Klosterleben eintauchen – das war am Samstag im Karmelitinnenkloster Himmelspforten möglich. Es war eines von sechs Würzburger Klöster, die sich am ersten bundesweiten „Tag der offenen Klöster“ beteiligten. Das Interesse war sehr groß.
Tagein, tagaus rauschen Hunderte von Menschen mit dem Auto an dem Kloster in der Mainaustraße vorbei, ohne Genaueres über das Ordensleben hinter den dicken Mauern zu wissen. Selbst viele Einheimische wissen nicht viel darüber - ihnen geht es wie Ingrid Regina Bühre. „Da die Nonnen sehr zurückgezogen leben, wusste ich wenig über das Leben hier im Kloster.“ Für sie war der Tag der offenen Klöster eine gute Gelegenheit, sich aus erster Hand zu informieren.
Die Würzburgerin findet es interessant, wie die Ordensfrauen ihren Alltag begehen. Wäre das etwas für sie persönlich? Sie schüttelt den Kopf und sagt, ohne zu zögern: „Ich käme damit nicht gut zurecht.“ Für so eine Einstellung hat Priorin Immaculata Grüter volles Verständnis. Nicht jeder sei fürs Klosterleben geeignet. „Die Berufung geht von Gott aus“, sagt sie. Schwester Immaculata zufolge leben derzeit 15 Ordensschwestern im Alter zwischen 32 und 93 Jahren zurückgezogen im Kloster. Das Klostergelände verlassen sie nur, wenn es sein muss. Einfach aus der Laune heraus einen Spaziergang am Main machen – das geht nicht. Ebenso wenig kommt ein Urlaub infrage.
„Wir bleiben immer in unserem abgegrenzten Bereich“, erzählt Subpriorin Mirjam Josepath, die eine Führung durch die Krypta und den oberen Chorraum der Klosterkirche anbot. Diese Bereiche sind sonst nur den Schwestern zugänglich, an diesem Tag waren sie jedoch für alle offen. Sehr beeindruckt zeigten sich Marion und Markus Brisko von der Lebensweise der Schwestern. Insbesondere den anziehenden Kreuzgarten mit seiner klaren Form hätte das Paar aus Leinach gern gesehen. Aber der Klasurbereich im Konventhaus blieb geschlossen.
Im Jahr 1844 gründeten drei Karmelitinnen aus Gmunden (Österreich) das erste Kloster des Ordens auf deutschem Boden nach der Säkularisation im aufgelösten Zisterzienserinnenkloster Himmelspforten. Da die Abtei für 21 Nonnen – nur so viele Schwestern können nach den Vorgaben der heiligen Teresa von Avila in einem Karmel leben – doch auf Dauer zu geräumig und der Unterhalt zu teuer war, entschloss man sich 1925 ein bescheideneres kleines Kloster an der anderen Seite der Kirche anzubauen.
Für das alte stattliche Klostergebäude war schnell ein neuer Verwendungszweck gefunden: Bereits 1926 öffnete das Exerzitienheim Himmelspforten der Diözese seine Tore für die ersten Gäste. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Kirche aus dem 13. Jahrhundert und das Kloster stark beschädigt. Bis in die 1980er Jahre waren die Schwestern mit einem hohen Anteil an Eigenleistung mit dem Wiederaufbau beschäftigt.
„Beten ist wichtiger Bestandteil“
Der Alltag der Schwestern, der um fünf Uhr beginnt, besteht vor allem aus stiller Andacht und Arbeit. So viel Zeit wie möglich allein mit Gott und Jesus zu verbringen, ist ihr Ziel. „Beten ist ein wichtiger Bestandteil unseres Karmeliterlebens“, erklärt Schwester Immaculata. Und die Freundschaft mit Jesus nennt sie ein Spezifikum der Karmelitinnen. Die Priorin ist überzeugt, dass die Einschränkung von Kontakten und äußeren Eindrücken dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart Gottes zu lenken. Bis zu sechs Stunden am Tag beten die Schwestern. Zwischendurch arbeiten sie in Haus und Garten, in der Paramenten- und Kerzenwerkwerkstatt. Daneben fertigen sie Ordensskapulier an oder malen Ikonen und versuchen so, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. „Wir müssen uns selbst tragen und von unserer Arbeit leben“, sagt Schwester Mirjam. Auch das gehört scheinbar zu ihren Vorschriften.
Die mehr als 300 Besucher waren wie das Ehepaar Monika und Walter Knorz aus Rimpar dankbar, einen Einblick ins Klosterleben der Karmelitinnen erhalten zu haben, da dies nur sehr selten möglich ist. „Ich hätte nicht erwartet, dass hier eine große und schöne Kirche steht“, sagt Monika Knorz. Ergänzend fügt ihr Mann hinzu: „Uns war nicht bewusst, dass sie Selbstversorger sind.“
ONLINE-TIPP
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