Vor etwa zwei Jahrzehnten wurde der Neue Friedhof in Waldbrunn auf einer Anhöhe am Ortsrand angelegt. Jetzt diente das etwa einen Hektar umfassende Gelände als ungewöhnlich rege besuchtes Anschauungsobjekt beim überregionalen "Tag des Friedhofs". Was niemand erwarten konnte: Das Tabu-Thema Sterben mobilisierte zahlreiche Besucher.
In der Gesellschaft lange distanziert betrachtet wurde das Thema Sterben und alles, was daraus weiter resultiert. In jüngerer Vergangenheit aber hielt in diesem Kontext vor allem eine veränderte Bestattungskultur Einzug in die gesellschaftliche Wahrnehmung. Zum "Tag des Friedhofs" in Waldbrunn hatte gemeinsam mit Bürgermeister Hans Fiederling (UBG) der Fachbereich Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt eingeladen. Präsentiert wurden dabei zeitgemäße Formen der Bestattung. Bei der Veranstaltung bestätigte sich ein Wandel. Dabei wurde deutlich: Die Menschen gehen offener mit der gesamten Thematik um.
Bürgermeister Fiederling: Einen besonderen Ort anders als bisher betrachten
Neben der neuen Kreisfachberaterin Jessicka Tokarek war auch Landrat Eberhard Nuß in seiner Funktion als Vorsitzender des Kreisverbandes für Gartenbau und Landschaftspflege beim "Tag des Friedhofs". Alleine diese Konstellation verdeutlichte die Veränderungen auf den Friedhöfen. "Die Zeit der Kirchhöfe als Bestattungsort ist längst vorbei und vor allem den zunehmend gärtnerisch gestalteten Friedhöfen gewichen", betonte Landrat Nuß. Gleichzeitig registrierte er "eine derartige Veranstaltung als einzigartig in seiner bisherigen, langen politischen Laufbahn". Knapp hundert Besucher kamen bereits zur offiziellen Eröffnung. Ungebrochen setzte sich das Interesse am Nachmittag fort.
"Einen besonderen Ort anders als bisher zu betrachten", forderte Bürgermeister Fiederling die Besucher auf. Inspirieren lassen durften sich die Gäste dabei insbesondere von einer Vielzahl von Bestattungsmöglichkeiten in dem als beispielhaft geltenden Friedhof. Neben den üblichen Erdbestattungen in Einzel- oder Doppelgräbern sind in Waldbrunn auch anonyme Bestattungen, Urnen- und Baum-Bestattungen unter einer Kirschbaum-Allee möglich. Bei allen Möglichkeiten gilt eine einheitliche Ruhefrist von 15 Jahren.

Per Luftballon ein Himmelsgruß der Angehörigen
Als absolutes und unnatürliches "No-Go" gilt eine Urnen-Wand, wie Hans Fiederling sagte. Das vielfältige Informationsangebot wurde vervollständigt durch die Beteiligung eines Bestattungsinstituts, einer Gärtnerei, eines Steinmetzbetriebs sowie durch Vertreter eines Krematoriums. Mit Meditationen in der neuen Aussegnungshalle waren mit Pfarrer Jerzy Jelonek und Pfarrerin Kirsten Müller-Oldenburg auch die beiden größten Glaubenskonfessionen am Friedhofs-Tag beteiligt. Die gebotene dezente musikalische Umrahmung übernahm der Musikverein Waldbrunn. Mit einer Luftballon-Aktion konnten Angehörige ihren Verstorbenen einen Himmelsgruß senden.
Auch in Bergrheinfeld, Gochsheim, Laudenbach und Münnerstadt konnten sich interessierte Besucher einen Eindruck verschaffen von der veränderten Bestattungskultur. Die Veranstaltung war Fortsetzung eines bundesweiten "Tag des Friedhofs" unter dem Motto "Der Friedhof: Leben-Lachen-Freude", den der Bund deutscher Friedhofsgärtner eine Woche zuvor veranstaltet hatte.
