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WÜRZBURG: Theater Ensemble: Freilichtbühne wieder in der Zellerau

WÜRZBURG

Theater Ensemble: Freilichtbühne wieder in der Zellerau

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    Wer vom Vierröhrenbrunnen ins Rathaus kommt, stößt aktuell noch auf den Eingang des Theaters im Efeuhof.
    Wer vom Vierröhrenbrunnen ins Rathaus kommt, stößt aktuell noch auf den Eingang des Theaters im Efeuhof. Foto: Robert Menschick

    Das Theater Ensemble, die kleine Privatbühne mit Sitz auf dem Bürgerbräu-Gelände, spielt noch bis Anfang September Shakespeares „Was ihr wollt“ im Efeuhof des Würzburger Rathauses. Dann packen die Bühnenenthusiasten ihre Kulissen und Technik ein und kommen nicht mehr zurück.

    Denn künftig soll ein Glasdach den hohen Innenhof mit Arkaden und Freitreppe zu einer Art Atrium machen. Das ist dann zwar regensicher, aber „verliert letztlich seinen bisherigen Charakter – wir möchten aber gern weiterhin im Sommer an der frischen Luft spielen“, sagt Andreas Büettner, der das Theater Ensemble gemeinsam mit Karolin Benker und Gründer Norbert Bertheau leitet.

    Gute Zusammenarbeit mit Stadt

    Das Dreiergremium entschied einstimmig. Und Büettner betont: „In den letzten Jahren hatten wir eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt.“ Man scheidet also nicht im Groll. Allerdings beendet man eine kleine Institution in der Stadtmitte. Mitte der 1990er Jahre begann Wolfgang Schulzens Werkstattbühne mit Freilichtaufführungen im so genannten Efeuhof. Vor genau 20 Jahren kam das Theater Ensemble hinzu. Beide Bühnen teilten sich fortan die Sommersaison. In der dichtesten Festspielphase wurde sogar der Rathaushof an der Rückermainstraße zusätzlich bestuhlt. Hier trat dann das Theater Chambinzky auf.

    Dieser Höhenflug währte nur kurz, die Werkstattbühne war mehrere Jahre hintereinander vom Wetterpech geknechtet und überhob sich mit aufwändigen Ausstattungen sowie einer rüpelhaften Aristophanes-Übersetzung. Kurz: Das Theater Ensemble blieb allein am Platz. Heuer dünnte es im Vergleich zu den Vorjahren sein Efeuhof-Programm schon aus, bevor im Rathaus die Entscheidung zur Überdachung fiel.

    Wetterunabhängige Nutzung

    Aktuell sei der Fachbereich Zentraler Service (zuständig für das Rathaus-Gebäude) und die Fachabteilung Hochbau mit der konzeptuellen Überlegung befasst, über dem Efeuhof ein Dach zu realisieren. Im Ältestenrat wurde diese Idee in einem frühen Stadium skizziert und befürwortet, teilt Rathaussprecher Georg Wagenbrenner mit: „Wenn sich eine mögliche technische Ausgestaltung und die zugehörigen Kostenberechnungen weiter verdichtet haben, ist für Herbst eine Befassung des Stadtrats angedacht.“ Die Verwaltung strebe „eine multifunktionale, wetterunabhängige Nutzung des Efeuhofs an. Aus Sicht der Stadt spricht – Stand heute – nichts gegen eine Fortsetzung der langen Theatertradition an dieser Stelle – dann im Trockenen.“

    Weitere Nutzungen könnten Ausstellungen, Rathauskonzerte (GMD Enrico Calesso machte dieses Jahr den Anfang), Empfänge oder auch Hochzeitsfeiern sein. Wagenbrenner erläutert: „Standesamtliche Hochzeiten sind für viele Paare inzwischen das Hauptevent oder zumindest ein Anlass, der mit vielen Personen gefeiert werden soll. Hier kann die Stadt bislang oft kein passendes Raumangebot unterbreiten.“

    Häufigere Nutzung befürchtet

    Die Liebe zur frischen Luft ist nicht das einzige Argument, das das Theater Ensemble gegen das Glasdach anführt. Vielmehr ist das Trio sicher: Nach dem Umbau steigt die Miete. Zumal man von verschiedenen Seiten gehört hat, dass die Stadtverwaltung einen wettersicheren Efeuhof häufiger nutzen wird, als es derzeit der Fall ist; denn außerhalb der Freilichtsaison wird der Efeuhof bislang vor allem am Mozart-Tag und während des Weihnachtsmarkts bevölkert.

    Fazit für Büettner: „Wahrscheinlich haben wir dann nicht mehr die eineinhalb Wochen, die unsere kleine Mannschaft braucht, um den Innenhof zu einem Theater umzubauen. Und wenn es hier teurer wird, dann müssen wir in kürzerer Zeit mehr Geld einspielen.“

    Aufstrebendes Kreativzentrum

    „Leistungsverdichtung“ nennen die Theaterleute das, was sie für die Zukunft befürchten und wogegen sie eigentlich mit dramatischen Mitteln arbeiten, jedenfalls in ihrem Stammhaus an der Frankfurter Straße. Aus einer Reihe von Gründen fällt der Abschied vom Grafeneckart nicht so schwer.

    Denn auf dem Bürgerbräu-Gelände hat das Theater Ensemble bereits eine Freispielfläche. Die wurde unlängst saniert und wird diesen Sommer erfolgreich als Open-Air-Kino vom benachbarten Central genutzt. „Das Bürgerbräu ist nicht mehr so abgeschieden wie zur Zeit des Autonomen Kulturzentrums“, gibt Norbert Bertheau zu bedenken. Zwar verlässt man eine 1a-Lage mit großer Laufkundschaft, aber man residiert in einem aufstrebenden Kreativzentrum. Bei schlechtem Wetter können die dortigen Aufführungen in den Saal verlegt werden, die hauseigene Technik muss nicht mehr „durch die halbe Stadt gewuchtet werden.“

    „Frechere“ Inszenierungen?

    Womit die Dramaturgen auch immer gehadert hatten: „Im Efeuhof mussten wir uns zurücknehmen.“ Bei der Stückauswahl, der gesellschaftspolitischen Tendenz, ästhetisch. Etwas provokanteres Theater funktionierte in der Altstadt nicht. Da blieb die Mundpropaganda und damit das Publikum aus.“ Büettner über die Zukunft: „Wir können auf der Sommerbühne in der Zellerau mit unserem eigenen Konzept arbeiten, Inszenierungen viel frecher denken.“ Denn draußen müssen sie kein innerstädtisches Laufpublikum abschöpfen, sondern können auf kulturell interessiertere Bürgerbräu-Zuschauer setzen.

    „Willkommen daheim!“ rief Stadtrat Uwe Dolata dem Theater Ensemble zu.

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