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HOPFERSTADT: Todesstoß für die Hopferstadter Birken

HOPFERSTADT

Todesstoß für die Hopferstadter Birken

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    Diese Birkenreihe in Hopferstadt gibt es bald nicht mehr. Gefällt werden die Bäume allerdings erst, wenn ein Nachpflanzungskonzept feststeht.
    Diese Birkenreihe in Hopferstadt gibt es bald nicht mehr. Gefällt werden die Bäume allerdings erst, wenn ein Nachpflanzungskonzept feststeht. Foto: Foto: Thomas Fritz

    Eine letzte Chance sollten sie noch haben: die 34 Hopferstadter Birken. Mit einem Eilantrag wollte die SPD-Fraktion im Ochsenfurter Stadtrat verhindern, dass die Bäume am Lärmschutzwall noch in diesem Winter gefällt werden. 23 Anwohner hatten sich über die Bäume beschert. Der Bauausschuss hatte daraufhin beschlossen, die 1976 gepflanzten Birken zu fällen.

    „Der Mensch braucht die Natur, die Natur den Menschen nicht.“

    Paul Schmitt Hopferstadt

    „Die Birken verursachen ab Mai mit ihren Blüten und Samen, im Herbst mit ihren Blättern und im Winter mit dem Reisig – also das ganze Jahr über Dreck“, sagte der Hopferstadter Josef Grieb im Bayerischen Fernsehen, das kurz vor der Entscheidung im Stadtrat noch live aus Hopferstadt berichtete.

    Grieb nannte auch gesundheitliche Probleme, die einige seiner Nachbarn aufgrund einer Allergie haben.

    „Das Thema Birken gärt in Hopferstadt seit Jahren“, sagte Bürgermeister Peter Juks im Stadtrat. „Ich will das Thema nicht aussitzen, sondern entscheiden. Die 23 Anwohner sind nicht das Entscheidende“, stellte Juks für sich fest. Für ihn stehe die Frage im Vordergrund, ob die momentane Art der Anpflanzung auch die richtige für ein Wohngebiet sei. Denn die bepflanzte Fläche vor dem Lärmschutzwall soll für die Anwohner ein Schutz vor Lärm, Schmutz und Wind ein. Und er kam zum Ergebnis: „Die Birken sind das nicht.“ Und Juks ist sich auch sicher: „Alles was nach den Birken kommt, ist ökologisch höherwertiger als die 24 Birken.“

    Auch, weil die Birken nur eine Lebensdauer zwischen 50 und mehr Jahren haben, sei es jetzt an der Zeit, sich über eine Nachpflanzung Gedanken zu machen. Juks stellte im Stadtrat auch klar, dass die Motorsäge nicht so schnell angeworfen worden wäre, wie viele befürchtet hatten. Denn im Beschluss des Bauausschusses sei auch festgelegt worden, dass erst gefällt werde, wenn ein Konzept für eine Ersatzpflanzung vorliegt. Dies sollte zusammen mit den Anwohnern, die sich auch finanziell daran beteiligen möchten, erstellt werden.

    Mehr als 1000 Bäume gepflanzt

    CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Karl wies darauf hin, dass allein in den vergangenen Jahren im Stadtgebiet bestimmt mehr als 1000 neue Bäume gepflanzt wurden. „Die Kritik, die jetzt von allen Seiten an den Stadtrat herangetragen wird, ist also unangebracht.“ Im Hopferstadter Siedlungsgebiet gebe es eine Familie, die besonders leidet, wenn im Frühling die Birkenpollen umherfliegen, weiß Karl. „Für mich geht die Gesundheit vor“, betonte er.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Thomas Fritz: https://www.mainpost.de/9433223

    Damit aber der ortsbildprägende Blick nicht von heute auf morgen verloren geht, schlug er vor, die Bäume abschnittsweise zu fällen. Zuerst dort, wo die betroffene Familie wohnt. Karl könne sich auch vorstellen, dass so auch wieder Frieden im Dorf einkehrt. Denn die Entscheidung des Bauausschusses stieß bei vielen Hopferstadtern auf Unverständnis. Gerold Hohe, Sprecher der UWG-Fraktion im Stadtrat, stimmte Karl zu. „Wir wollen nicht Tabula rasa machen, sondern nachpflanzen.

    Kehrtwende bei der SPD

    Eine Fällung der gesunden Bäume komme für die SPD überhaupt nicht in Frage. Dieser Eindruck entstand, als die Fraktion drei Tage vor der Stadtratssitzung mit einem Eilantrag die Entscheidung des Bauausschusses rückgängig machen und eine Fällung der Bäume verhindern wollte. „Es handelt sich um 34 Bäume, die gesund sind. Das muss man sich schon sehr genau überlegen“, so SPD-Sprecher Bert Eitschberger in der Sitzung. Und einen Satz später kommt die Wendung: „Wir können das mittragen, wenn wir ein Nachpflanzungskonzept haben und das auch kennen“, so Eitschberger. „Dies stand auch so im Beschluss des Bauausschusses“, erwiderte Juks. „Wir haben Verständnis für die gesundheitlichen Auswirkungen, deswegen müssen die Birken aber nicht alle abgesägt werden. Dafür sind sie viel zu wertvoll“, äußerte sich Grünen-Sprecherin Britta Huber.

    Fraktionskollege Josef Meixner hätte sich gewünscht, dass auch die Hopferstadter bei der Entscheidung beteiligt worden wären. „Dann wären vielleicht die Wellen nicht so hoch geschlagen.“

    Sorge um die Außenwirkung

    Meixner hat auch Sorge, dass es eine schlechte Außenwirkung haben könnte, würden alle Bäume auf einmal gefällt. „Dann stehen wir als Umweltrambos da.“ Zweite Bürgermeisterin Rosa Behon (CSU) gab den Wunsch der Hopferstadter nach einer Bürgerversammlung zu den Birken weiter.

    Schließlich die Entscheidung: Bis auf SPD-Stadträtin Ingrid Stryjski entschieden sich alle dafür, dass erst ein Nachpflanzungskonzept erstellt wird, die Birken dann abschnittsweise gefällt und ersetzt werden. In Hopferstadt können viele die Entscheidung nicht verstehen. Paul Schmitt sagt: „Die Birken sind von Frühjahr bis Herbst eine Augenweide und obendrein ein guter Lärmschutz. Der Mensch braucht die Natur, die Natur den Menschen nicht.“ Auch Melanie Mödig versteht den Stadtrat nicht: „Die Baumreihe hat das Ortsbild geprägt.“ „Jedes Mal, wenn ich an den Birken vorbei gefahren bin, hatte ich eine richtige Freude. Dass die Birken jetzt wegkommen, ist eine Gemeinheit“, sagt Karl Heinrich Engelhardt.

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