Güntersleben gehört zu den Gemeinden, die sich besonders intensiv auf den Krisenwinter und die folgenden Monate vorbereitet hatten. Bei den Verantwortlichen ist die Erleichterung daher groß, dass die kalte Jahreszeit ohne größere Schwierigkeiten verlaufen ist. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass es an staatlichen Fördermitteln für den Aufbau und die Modernisierung einer Notfall-Infrastruktur mangelt. Dies zeigte sich nun im Gemeinderat. Im vergangenen Herbst hatte das Gremium eine Erneuerung der örtlichen Sirenen und eine Umrüstung auf einen digitalen Standard beschlossen. Wie die Bürgermeisterin bekannt gab, muss die Gemeinde die Kosten vermutlich vollständig übernehmen.
Insgesamt sollen vier moderne Sirenen installiert werden und die alten Anlagen ersetzen. Die Ansteuerung erfolgt bei diesen wie im gesamten Rettungswesen dann auf digitalem Weg, erklärt auf Nachfrage Kämmerer Jürgen Faulhaber. Der Alarm sei dennoch wie bisher über ein akustisches Signal zu hören. Um die besten Standorte zu ermitteln, wurde ein Schallgutachten erstellt.
Moderner Katastrophenschutz
Als Standorte sind der Hungerbrunnen, das Lagerhaus und die Ecke Roßstraße-Kräuterberg vorgesehen. Das Gewerbegebiet Fahrental war bisher nicht abgedeckt. Hier soll ein 14 Meter hoher Mast für eine weitere Sirene aufgestellt werden. Die Kosten belaufen sich auf knapp über 100.000 Euro. Federführend für das Projekt ist der Zweite Bürgermeister und frühere Berufsfeuerwehrmann Gerhard Möldner.
Mit der Umrüstung erfülle die Gemeinde, so Faulhaber weiter, die Anforderungen an einen modernen Katastrophenschutz, die auf digitale Alarmierung umstellen. Auch ist der Aufbau eines neuen Sirenenwarnsystems – nach dem Ende des Kalten Krieges waren vielerorts die Sirenen zur Warnung der Bevölkerung anders als in Güntersleben abgebaut worden – eine Folgerung aus der Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal, aber auch des Ukraine-Kriegs.
Mit einer Förderung kann die Gemeinde dennoch vermutlich nicht rechnen. Das erst im Herbst 2021 eingerichtete Sonderförderungsprogramm des Freistaats ist bereits aufgebraucht. Die Gemeinde steht auf der Warteliste. Der Kämmerer hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass der Fördertopf in absehbarer Zeit aufgrund leerer Staatskassen aufgefüllt wird.
Arbeitskreis "Notfallvorsorge"
Ein weiteres Vorhaben für mehr Sicherheit der Bevölkerung hatte der Rat bereits im Herbst mit knapper Mehrheit aufgrund der hohen Kosten und einer fehlenden staatlichen Förderung gestoppt. Zu den Vorbereitungen in der Gemeinde auf den Winter gehörte die Gründung eines Arbeitskreises "Notfallvorsorge". Diese aus Vertretern der Gemeindeverwaltung, der Feuerwehr und einem örtlichen Installationsbetrieb zusammengestellt Gruppe besteht weiterhin.
Auf den Arbeitskreis geht der Vorschlag zurück, bei Stromausfall oder einer Gasmangellage das Rathaus als zentrale Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger und die Schule mit seiner Schulküche als Versorgungszentrum zu verwenden. Für das Rathaus war im Notfall vorgesehen, den Sitzungssaal und die Sachbearbeiter zusammenzuziehen und in den leeren Büros eine hausärztliche Versorgung anzubieten. Die Schule hätte für den Unterricht, die Seniorenbetreuung und als Wärmestube gedient.
Ein von dem Arbeitskreis ausgearbeitetes Konzept für eine unabhängige Versorgung mit Strom und Heizung sah vor, zwei gemietete Stromerzeuger und einen Miet-Tankanhänger zu besorgen. Die Kosten wurden auf 23.000 Euro geschätzt. Nachdem das Vorhaben denkbar knapp im Rat gescheitert war, hatte sich die Gemeinde auf den Ankauf eines 30 Kilovolt-Ampere-Stromerzeugers für etwa 10.000 Euro beschränkt. Das Gerät hat nun die Aufgabe, zumindest das Rathaus als Notfallzentrale abzusichern. Es steht aber auch dem Bauhof als wichtiges Hilfsmittel zur Verfügung.