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WÜRZBURG: Über 400 Kilogramm wilden Müll am Main aufgesammelt

WÜRZBURG

Über 400 Kilogramm wilden Müll am Main aufgesammelt

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    Die Schüler Nadine, Marius und Melissa (von links) hoffen, dass mehr Menschen erst einmal nachdenken, bevor sie Plastik in der Natur liegenlassen.
    Die Schüler Nadine, Marius und Melissa (von links) hoffen, dass mehr Menschen erst einmal nachdenken, bevor sie Plastik in der Natur liegenlassen.

    Eine Zeitung aus dem Jahr 2011, einzelne Schuhe, Unterwäsche und eine Verpackung für Zwiebelringe von 2003: Marius, Melissa und Nadine zählen ihre skurrilsten Funde auf. „Von all dem Plastik ganz zu schweigen“, sagt Marius und schüttelt den Kopf. „Und die Glasscherben“, ergänzt Melissa.

    Die 15-jährigen Schüler sind an diesem Samstag seit dem frühen Morgen auf den Beinen, um Müll zu sammeln. Die Glasscherben entlang des Mainufers zwischen Würzburg und Heidingsfeld haben sie sogar einzeln aus dem Boden gepult, damit sich keine Tiere mehr daran verletzen können.

    Vegan leben heißt nicht nur vegane Ernährung

    Aufgerufen zu der Aktion hatte der Verein Veganes Würzburg e.V., den es seit 2015 in Würzburg gibt. „Vegan leben heißt für uns nicht nur, uns vegan zu ernähren“, erklärt Oliver Volkmuth, Vorstand und Mitbegründer des Vereins.

    „Keine tierischen Produkte zu essen ist eher erst die Konsequenz aus einer bestimmten Haltung.“ Zu dieser Haltung, die sich vor allem im Respekt gegenüber Menschen, Umwelt und Tieren zeigen soll, passe es daher auch, die von Plastik und Sperrmüll verschmutzen Mainufer zu reinigen.

    In Zusammenarbeit mit den Würzburger Stadtreinigern, dem Würzburger Ortsverband der DLRG und dem Sea Shepherd e. V., einem Verein, der sich für den Schutz der maritimen Tierwelt engagiert, brachen rund 50 Freiwillige auf. Ausgestattet mit Eimern, Müllsäcken und Greifzangen, schlugen sie sich in die Büsche. „Man sieht den Müll nicht unbedingt auf den ersten Blick“, erzählt Manfred Stadler (45), „aber hat man erst einmal angefangen, begegnet er einem überall. Das ist wie beim Pilze suchen.“

    Marion Schultheiß (47), die zum ersten Mal dabei ist, sagt: „Ich bin schon geschockt, was die Menschen alles bedenkenlos in die Natur werfen“, sagt sie. „Das kann einen echt runterziehen.“ Zum Glück seien sie in einer fröhlichen Gruppe unterwegs, die nicht den Mut verlieren wolle, sagt sie und lacht. „Allein wenn man all den Elektroschrott sieht, merkt man, dass viele Leute die Sachen gezielt ablagern, statt einfach auf den Sperrmüll zu fahren“, ergänzt Luzia Kolpp.

    „Mehr den Kopf benutzen“

    Die 26-Jährige ist seit sieben Jahren Veganerin. „Ich hoffe, dass wir mit der Müllsammelaktion Menschen dazu anregen, wieder mehr ihren Kopf zu benutzen. Ich freue mich, wenn sie am Main eine schöne Zeit haben, aber ihren Müll können sie danach doch einfach wieder mitnehmen“, sagt sie. Manfred Stadler nickt. „Mir geht es auch um ein bewusstes Verhalten. Müll verschwindet nicht einfach. Deshalb müssen wir bewusster damit umgehen.“

    In mehreren Etappen bringen die Sammler schließlich volle Säcke und Sperrmüll zurück. „Wenn man bedenkt, dass der öffentliche Mülleimer oft nur zwei Meter danebenstand, ist das schon beschämend“, sagt Marius und betrachtet den Schrottberg, der sich vor dem Haus der DLRG aufhäuft: Insgesamt 423 Kilogramm Müll. Davon sind 45 Kilo Plastik, 84 Kilo Glasflaschen und zwei Kilo Zigarettenkippen. Weiterer Sammel-Müll: 500 Meter Angelschnur, ein defektes Ruderboot, ein langes, dickes Stahlseil sowie mehrere ausgebrannte Grills.

    Verantwortung nicht abschieben

    „Wir hatten einen sehr erfolgreichen Tag, auch wenn es natürlich traurig ist, dass in der Natur soviel Müll zu finden ist“, bilanziert Vorstand Volkmuth. „Aber wir haben eine kleine Strecke wieder schöner, sauberer und sicherer für viele Tiere und Menschen gemacht.“ Bei dieser Menge an Müll sei es wichtig gewesen, aufzustehen und einen freien Samstag in die Aktion zu stecken, sagt er.

    Das sehen Melissa und Nadine genauso: „Der Müll hört nicht auf. Es kann aber auch nicht sein, dass die Menschen die Verantwortung abschieben, nach dem Motto: Die Organisation räumt schon wieder auf.“ Die Schüler hoffen, dass die Sammelaktionen auch andere motivieren, aktiv zu werden. Zum Beispiel direkt beim nächsten Ausflug an den Main.

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