Bei den beiden Bürgerversammlungen der Gemeinde Kirchheim standen eine erste Bilanz des neuen grünen Bürgermeisters und die Bürgerfragen im Mittelpunkt. Bürgermeister Christian Stück wagte zudem ein auf lokaler Ebene noch immer seltenes Experiment: Die Kirchheimer Veranstaltung war per Internet-Live-Stream auch von zu Hause aus zu sehen. Es gab immerhin 190 Aufrufe, die zusätzlich zu den insgesamt etwa 100 Besuchern folgten.
Kirchheim sei eine "lebenswerte und lebendige Gemeinde", stellte er gleich zu Beginn fest. Seit einem Jahr setze er sich ganz dafür ein. Er sieht jedoch Herausforderungen: Die 2022 noch beinahe schuldenfreie 2400-Einwohner-Gemeinde kommt, werden die geplanten Projekte umgesetzt, 2029 auf sechs Millionen Euro Schulden. "Die Investitionen werten die Gemeinde auf und bringen uns etwas, aber wir müssen das auch bezahlen, wir müssen schauen, dass uns das Geld nicht ausgeht."
Ungeklärte Fragen zum Freibad
Gelingt der Kraftakt, hat die Gemeinde eine beachtliche Infrastruktur aufzuweisen: zwei Kindergärten, eine Senioren-Tagespflege, eine sanierte Schule und Rathaus. Die Lärmschutzwand am Baugebiet Schoppen war Voraussetzung für den Bebauungsplan. Die größten Fragezeichen stellen sich bei dem 2,2-Millionen-Euro teuren Freibad, da keine Pflichtaufgabe. "Das Freibad ist der Elefant im Raum", so der Bürgermeister. Er sei sich nicht sicher, ob der Gemeinderat heute wieder die Entscheidung für einen Neubau treffen würde. Eine bloße Reparatur der maroden Folie hätte jedoch nicht ausgereicht, um eine Genehmigung zu erhalten.
Um Kirchheim finanziell wieder auf feste Beine zu stellen, setzt das Konsolidierungskonzept auf höhere Einnahmen, etwa durch Wachstum. Ein weiteres Neubaugebiet soll es nicht geben. Frühere Planungen lägen auf Eis. "Wir haben andere Ideen, Stichwort Nachverdichtung". Auch deutet die Geburtenstatistik darauf hin, dass der erweiterte Kindergarten bald nicht mehr ausgelastet sein wird. Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien bringt Geld. Die Bauarbeiten für die große Photovoltaikanlage am Egenburger Hof haben kürzlich mit dem Planieren von Flächen begonnen. Weitere Projekte seien denkbar. Die Gewerbesteuer wurde bereits angehoben und auch die Einnahmen aus der Grundsteuer steigen mit dem neuen Hebesatz.
In Kirchheim fiel das Wort Enteignung
Die Bürgerfragen waren für den grünen Bürgermeister nicht immer angenehm. Bei der kommunalen Wärmeplanung kam die Gemeinde bei einem ersten Förderprogramm nicht zum Zug. Stück möchte sie im Rahmen der "Allianz Fränkischer Süden" angehen. Ein zentral gespeistes Wärmenetz in Kirchheim ist nicht bezahlbar. Wie Rathaus und Schule zukünftig beheizt werden, ist unklar. Eine Wärmepumpe reich wohl nicht. Für die Ortsverbindungsstraße fehlt der Gemeinde das Geld. Es bleibt beim Löcher flicken.
Gleich mehrere Bürger ärgerten sich über die Grundsteuer. Sie sehen in der Neuberechnung eine Benachteiligung des ländlichen Raums mit oft eher geringem Wohnraum und großen Grundstücken. "Wie wollen Sie im Ortskern die alten Höfe noch an die Leute bringen?", fragte ein Mann. In Kirchheim fiel das Wort Enteignung. Der Bürgermeister hält dies für übertrieben. Er gab zu bedenken, dass es vor dem Hintergrund des Flächenfraßes auch keine so schlechte Idee sei, unbebaute Flächen höher zu besteuern als bebaute.