Energiewende und Klimaschutz sind in aller Munde. Um die Stromnetze an die geänderten Bedingungen und an den künftigen Bedarf anzupassen, sind Leitungen neu zu errichten oder aufzurüsten. Änderungen soll es in diesem Zusammenhang auch an der 380-Kilovolt-Starkstromleitung von Grafenrheinfeld nach Kupferzell in Baden-Württemberg geben, die sich auch durch Fluren von Eichelsee und Rittershausen zieht. Die Planungen erläuterten Rolf Herrling und Markus Lieberknecht von der Netzbetreiberfirma Tennet in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates Gaukönigshofen.
Ihren Ausführungen war zu entnehmen, dass es keine gravierenden Auswirkungen durch die Leitungsverstärkung geben werde. Der Ausbau sei notwendig, weil die bestehenden Netze nicht auf die heutigen und zukünftigen Anforderungen ausgerichtet seien. Die 380-kV-Leitung sei um 1980 herum im Zusammenhang mit dem Atomkraftwerk Grafenrheinfeld gebaut worden, dessen Betrieb inzwischen längst eingestellt ist. Quellen für die erneuerbaren Energien stünden aber meist in nördlich gelegenen Bereichen von Deutschland, so dass die Leitungsnetze angepasst werden müssten, um den Strom nach Süden zu bringen.
Platz für weitere Leitungsphasen
An der 380-kV-Leitung, die die Gemarkungen Eichelsee und Rittershausen berührt, seien verhältnismäßig einfache Maßnahmen vorgesehen. Auf den Masten sei noch Platz für weitere Leitungsphasen. Um die Leiterseile anbringen zu können, soll an jedem Mast eine einseitige, nach Westen ausgerichtete Traverse angebaut werden. Ansonsten bleibe die Leitung wie sie ist, Fundamentverstärkungen oder Versetzung von Masten seien hier nicht erforderlich. "Es geschieht nichts Spektakuläres," sagte Rolf Herrling.
Wie die Vertreter von Tennet aufführten, brauche man nur noch ein Planfeststellungsverfahren. Der Antrag dafür soll im Februar 2020 gestellt werden. Im März sei dann eine öffentliche Antragskonferenz vorgesehen,bei der jedermann Anregungen und Einwände vorbringen könne. Danach beschäftige sich die Bundesnetzagentur wieder mit dem Thema. Die Einreichung der endgültigen Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren sei für Mitte 2021 denkbar und der Baubeginn im Frühjahr 2023. Dann sei noch mit ein bis zwei Jahren Bauzeit zu rechnen.
Flurschäden vermeiden
Ratsmitglied Johannes Menth fand die Idee gut, bestehende Leitungen zu verstärken, und fragte, ob dies nicht auch anderswo möglich sei. Hierzu führte Herrling aus, dass es kaum andere Leitungen gebe, auf denen zusätzlicher Platz ist wie im vorliegenden Fall. Menth fragte auch, ob die zusätzlichen Traversen mit einem Kran oder einem Hubschrauber angesetzt werden. Ihm ging es dabei auch um Vermeidung von Flurschäden. Hierzu informierte der Fachmann von Tennet, dass nach Möglichkeit mit dem Kran gearbeitet werde. Der Einsatz von Hubschraubern sei nicht möglich, weil die Traverse unterhalb der bestehenden angesetzt werde.
Johannes Menth ging auch auf aktuelle politische Diskussionen ein. Es gebe Leute, die die Fernleitungen, zum Beispiel auch die als Erkdabel geplante "Suedlink", für unnötig halten, weil die Stromversorgung immer mehr dezentralisiert werde. Markus Lieberknecht betonte: "Der Strom muss hergebracht werden." Denn wenn alle Atomkraftwerke abgeschaltet sind, müsste Bayern 30 bis 40 Prozent seines Stroms importieren. Bei Insellösungen sei die Störanfälligkeit hoch.
Lieberknecht erinnerte daran, dass in der Frühzeit der Elektrifizierung Insellösungen bestanden hätten, die aber dann miteinander verbunden worden seien, gerade um Ausfälle wechselseitig ausgleichen zu können."Eine Insel kann sich nicht selbst versorgen." Für eine Übergangszeit müssten in Süddeutschland auch herkömmliche Kraftwerke vorgehalten werden, die bei einem Ausfall "einspringen" können.