Wer an eine Fußgängerzone denkt, stellt sich gemütliches Flanieren und Einkaufen in einem angenehmen Umfeld vor: Ein schöner Bodenbelag, einladende Sitzgelegenheiten, wenn möglich ein paar Bäume - und natürlich keinerlei störender Autoverkehr. All das bietet die untere Theaterstraße nicht. Dabei ist der Abschnitt zwischen Barbarossa-Platz und der Kreuzung Eichhorn-/Semmelstraße seit März dieses Jahres Fußgängerzone. Auf dem Papier und von der Beschilderung her. Mehr aber offenbar auch nicht.
Jetzt schlagen Norbert Deßloch und seine Mitstreiter von der Anlieger-Interessengemeinschaft "Galerie Theaterstraße" Alarm. "Unsere Nerven liegen blank. Trotz Fahrverbot jede Menge Autos und Abgase. Und von Schrittgeschwindigkeit, auch bei den Bussen, keine Spur", beklagt Deßloch gegenüber der Redaktion. Zwischen 20 bis 40 Autos pro Stunde habe man schon gezählt. Und freitags und samstags sei es mit dem unerlaubten wie unerwünschten Autoverkehr besonders schlimm.
"Die Autofahrer nehmen die Hinweisschilder auf die Fußgängerzone nicht ernst", sagt Deßloch. Und wenn man einen auf sein Fehlverhalten hinweise, passiere es häufig, dass man auch noch beschimpft werde. Die städtischen Verkehrsüberwacher kontrollierten zwar, aber offensichtlich reiche das nicht aus. Man habe sich auch schon ans Rathaus gewandt. Deßlochs Fazit: Eine unzumutbare Belastung für die Geschäftsleute sowie die Kunden und Passanten in der Theaterstraße.
Keine stressfreie Atmosphäre: fast 500 Busse am Tag
Diese aufzuwerten und attraktiver zu machen, war dabei der Anlass für die Umwidmung der Straße als Fußgängerzone, welche die Stadträte Anfang dieses Jahres einstimmig beschlossen. Dabei war von vorneherein klar, dass dabei keine stressfreie Atmosphäre geschaffen wird wie beispielsweise in der Eichhornstraße. Das allein verhindern die fast 500 Busse, die nach wie vor täglich durch die untere Theaterstraße rollen. Und eine Umgestaltung wie in der Eichhorn- oder Spiegelstraße steht – zumindest vorerst – nicht auf dem Plan. Fürs Fußgängerzonen-Ambiente müssen ein paar mobile Pflanzen in orangefarbenen Blechkübeln herhalten.

Doch wenigstens sollte die Straße, durch die vorher täglich 1800 Fahrzeuge rollten, autofrei sein. Dass sie das trotz Hinweisschildern und Kontrollen nicht ist, weiß man auch im Rathaus. "Dieses Problem ist bei uns angekommen", erklärt Rathaussprecher Christian Weiß gegenüber der Redaktion. Dabei sei die Stadtverwaltung nicht untätig gewesen. Seit der Einführung der Fußgängerzone im März hätten die Verkehrsüberwacher rund 2200 Autofahrer kostenpflichtig verwarnt. Die Kontrollen "zu unterschiedlichsten Zeiten" würden auch weitergehen, in dem Rahmen, in dem es die personellen Kapazitäten zuließen. "Wir sind aber häufig vor Ort", betont Weiß.
Die Stadt plant "weitere Maßnahmen"
Mit Unwissenheit könne sich kein Autofahrer mehr herausreden. "Jeder sollte mittlerweile wissen, dass es sich um eine Fußgängerzone handelt. Folglich verstoßen die Autofahrer, die in die Theaterstraße fahren, bewusst gegen das Einfahrverbot", sagt der Rathaussprecher.
Diese Erkenntnis löst noch nicht das Problem. Doch Weiß stellt zumindest den Versuch der Abhilfe in Aussicht: "Wir haben da ein paar Ideen und überlegen weitere Maßnahmen." Welche, möchte er noch nicht sagen.