Rund 50 Menschen haben sich am Sonntag im Burkardushaus in Würzburg versammelt. Der Grund: Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, der Kirchen und der Hospiz- und Palliativbewegung unterzeichneten die "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland". Dazu hatten die Malteser und der Hospizverein Würzburg anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums eingeladen.
Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Im November 1991 begannen beide Initiativen, Sterbende und Trauernde ehrenamtlich zu begleiten. Ihr Grundsatz: Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen. In seiner Begrüßungsrede sagte Wolfgang Engert, Vorsitzender des Hospizvereins Würzburg, dass der Tod, die Trauer und das Sterben zum Leben dazugehörten.

Sterbende zu begleiten, sei eine unentgeltliche Dienstleistung, die man nicht kaufen könne und die für jeden und jede angeboten werde. "Das Wichtigste für uns ist, dass die Hospizbegleitung eine Geste mitmenschlicher Solidarität bleibt", fügte Engert an.
Die Charta setzt sich für Menschen ein, die aufgrund einer fortschreitenden, lebensbegrenzenden Erkrankung mit Sterben und Tod konfrontiert sind. Das Ziel: die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen zu verbessern. Zudem soll die Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden.

Um das zu erreichen, orientiert sich die Charta an fünf Leitsätzen. Diese beziehen sich auf gesellschaftliche Herausforderungen, die Bedürfnisse der Betroffenen, die Aus-, Weiter- und Fortbildung von Hospizbegleitenden, Entwicklungsperspektiven und Forschung sowie die internationale Vernetzung.
Nur noch wenige Menschen sterben zu Hause
Rainer Schäfer, Chefarzt in den Bereichen Anästhesie und Palliativmedizin des Klinikums Würzburg Mitte, wies während der Jubiläumsfeier darauf hin, dass das Sterben und der Tod aus familiären Strukturen herausgerissen würden. "Wir erleben eine Fragmentierung im Familienleben", sagte er. "Die wenigsten sterben heute noch zu Hause."
Dieser Entwicklung müsse Rechnung getragen werden. Und das würden die Malteser und der Würzburger Hospizverein tun – genauso wie zahlreiche Alten- und Pflegeheime, Kliniken und weitere Einrichtungen.

Neben den Maltesern und dem Hospizverein Würzburg haben die Charta unterschrieben: Christine Haupt-Kreutzer, stellvertretende Landrätin des Landkreises Würzburg; Hülya Düber, Sozialreferentin der Stadt Würzburg; Birgitt van Oorschot, leitende Oberärztin der Palliativstation der Uniklinik Würzburg; Clemens Bieber, Domkapitular und Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes; Wenrich Slenczka, Dekan des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Würzburg; Walter Herbert, Oberpflegeamtsdirektor der Stiftung Juliusspital; Volker Sauer, Geschäftsführer des Klinikums Würzburg Mitte.

Über 30 000 Organisationen und Einzelpersonen haben sich bisher dafür eingesetzt, dass die Charta umgesetzt wird. Sie kann von jedem und jeder unterschrieben werden. Online geht dies unter www.charta-zur-betreuung-sterbender.de.