würzburg (met) Was heute von dem Inbegriff deutschen Nationalstolzes übrig geblieben ist, ist eher ernüchternd: Aus Sicherheitsgründen - die Wendeltreppe ist total durchgerostet - und aus Angst vor Vandalismus ist die Türe zum Bismarck-Turm mit Stahlträgern zugeschweißt. Auf der Aussichtsplattform wuchern Sträuche und Bäume.
Große Hitze herrschte am 2. Juli 1905, als das Denkmal oberhalb des Steinbergs feierlich eingeweiht wurde. Zum Festmarsch der "Neuner" bezogen die Chargierten der Studentenverbindungen und Honoratioren am Fuß des Denkmals Stellung.
Die Anregung zur Errichtung des Denkmals war von der Studentenschaft ausgegangen, der ein "nationales Mahnmal" vorschwebte. Mit dem Entwurf des Denkmals, das mit einem Zuschuss der Stadt, hauptsächlich aber über Spenden finanziert wurde, wurde der Architekt Franz Ostberg beauftragt; den Grund hatte der Verschönerungsverein kostenlos zur Verfügung gestellt.
Der Turm, aus Randersackerer Muschelkalkquadern gefügt, war wie die Frankenwarte als Aussichtswarte konzipiert, konnte aber ein großes, zerlegbares Feuerbecken aus Metall tragen, das sonst sicher im Turm verstaut war. An der stadtwärtigen Front findet sich der Reichsadler.
Bismarck selbst war nur zweimal in Würzburg gewesen: 1876 stattete er zusammen mit Kaiser Wilhelm I. dem Grafen Luxburg einen Besuch ab. 1894 besuchte er die Domstadt als Privatmann. Und doch stand fast jeden Tag ein Stück Würzburg auf Bismarcks Tafel: Der erste Reichskanzler war nämlich ein Liebhaber des Steinweins, "dessen wohlbekömmliche und stärkende Natur ihm offenbar sehr zusagte".