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Bergtheim: Versorgung mit Fernwasser oder eigene Brunnen?

Bergtheim

Versorgung mit Fernwasser oder eigene Brunnen?

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    Infoveranstaltung zur Wasserversorgung in Bergtheim: Berthold Krebs (stehend hinten) hielt eine emotionale Rede auf das eigene Grundwasser in Bergtheim und ließ es mit einem "Hipp, hipp, hurra!" aus der Runde hochleben.
    Infoveranstaltung zur Wasserversorgung in Bergtheim: Berthold Krebs (stehend hinten) hielt eine emotionale Rede auf das eigene Grundwasser in Bergtheim und ließ es mit einem "Hipp, hipp, hurra!" aus der Runde hochleben. Foto: Irene Konrad

    In den nächsten Wochen muss der Gemeinderat Bergtheim eine wichtige Entscheidung für seine Trinkwasserversorgung treffen. Gibt das Dorf seine eigenen Brunnen auf und schließt sich der Fernwasserversorgung Franken (FWF) an oder investiert die Gemeinde kräftig in die Sanierung der technischen Anlagen rund um das Trinkwasser in Bergtheim?

    Das Thema Trinkwasserversorgung für den Gemeindeteil Bergtheim beschäftigt die Dorfbewohner sehr. Rein sachlich gesehen hat der Anschluss an das Fernwassernetz enorme Vorteile. Sowohl die errechneten Baukosten von rund 1,6 Millionen Euro als auch die künftigen Betriebskosten sind deutlich günstiger als der Ausbau der Selbstversorgung. Dafür hat das Ingenieurbüro BaurConsult allein an Baukosten knapp 1,8 Millionen Euro errechnet.

    Aber die Bergheimer hängen an ihrer Eigenversorgung und Selbständigkeit. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung deutlich, die Bürgermeister Konrad Schlier auf Antrag der Freien Wähler und des SPD-Ortsvereins durchgeführt hat. Mit 160 Gästen war der Zuspruch so groß, dass man vom Bürgerforum in die Mehrzweckhalle ausweichen musste.

    Fachliche und sachliche Informationen über die Wasserversorgung in Bergtheim gab es von Andreas Baur vom Ingenieurbüro BaurConsult (links) und Bürgermeister Konrad Schlier.
    Fachliche und sachliche Informationen über die Wasserversorgung in Bergtheim gab es von Andreas Baur vom Ingenieurbüro BaurConsult (links) und Bürgermeister Konrad Schlier. Foto: Irene Konrad

    Die fundierte Aufklärung des komplexen Themas ist gut angekommen. Bürgermeister Schlier erinnerte daran, dass der Ortsteil Opferbaum bereits über den "Zweckverband Mühlhausener Gruppe" mit Sitz in Estenfeld mit Trinkwasser versorgt wird. Und die FWF mit Sitz in Uffenheim versorgt schon den Ortsteil Dipbach. Von dort aus würde sich dieser kommunale Zweckverband weiter Richtung Norden ausbreiten.

    Genehmigung läuft aus

    Zum Jahresende 2019 läuft die wasserrechtliche Genehmigung für die Bergtheimer Brunnen aus. Neue Vorschriften müssen eingehalten werden und technische Sanierungen sind nötig. Bei der Info-Veranstaltung ging es um aktuelle Fördermengen aus den eigenen zwei Brunnen, um den durchschnittlichen und maximalen Tagesbedarf, um Speichervolumen, die Wasserqualität und Druckverhältnisse.

    Eines der größten Probleme ist der hohe Nitratgehalt in Bergtheim. Er liegt seit Jahren mit Werten um 70 Milligramm/Liter (mg/l) über dem Grenzwert von 50 mg/l und sinkt trotz Düngeempfehlung für die Landwirte und großem Wasserschutzgebiet nicht. Die 2005 angeschaffte Osmoseanlage entfernt zwar Nitrat aus dem Trinkwasser, aber sie muss überholt werden.

    Frank Krönlein von der Fernwasserversorgung Franken erläuterte, wie der Ort Bergtheim an das Fernwassernetz angeschlossen werden könnte.
    Frank Krönlein von der Fernwasserversorgung Franken erläuterte, wie der Ort Bergtheim an das Fernwassernetz angeschlossen werden könnte. Foto: Irene Konrad

    Außerdem darf das konzentrierte Filtersubstrat seit Jahresanfang nicht mehr in den Dorfbach abgeleitet werden. Der Bergtheimer Wasserturm aus dem Baujahr 1950, die Leitungen im Ortsnetz, der Brunnen 1, eine Druckerhöhungsanlage – für all das müsste Geld in die Hand genommen werden. Zudem ist künftig mit einem ausgebildeten Wassermeister weiteres Fachpersonal nötig.

    Ingenieur Andreas Baur als geschäftsführenden Gesellschafter der "BaurConsult Architekten Ingenieure" in Haßfurt gab am Ende seiner Bewertung die Empfehlung für den Anschluss der Bergtheimer an die FWF ab. Und Frank Krönlein von der FWF informierte über seinen Verband und erläuterte, wann und wie der Ort Bergtheim an das Fernwassernetz angeschlossen werden könnte.

    Viele Bergtheimer stimmen ihrem Bürgermeister zu, der aufgrund der Sachargumente zu einem Anschluss an das Fernwassernetz zu tendieren scheint. Eindeutig für den Erhalt der eigenen Wasserversorgung plädierte der SPD-Ortsverein und Josef Störmann-Belting. Sie argumentieren mit dem Schutz der Landschaft und Landwirtschaft, sparsameren Umgang mit dem eigenen Wasser und einer Umstellung der Bodenbewirtschaftung.

    Emotionale Diskussion

    Trotz aller Sachlichkeit wurde es am Ende der Info-Veranstaltung noch einmal äußerst emotional. Berthold Krebs machte als ehemaliger Fußball-Schiedsrichter seine eigene Rechnung auf. Er hatte sich im Gedanken ein heißblütiges Spiel zwischen dem "SV Bergtheimer Quellwasser" gegen die "DJK Dipbacher Brüh`" vorgestellt. Erfolgreiche Spielzüge, Verletzungen, eine Verlängerung und sogar ein entscheidendes Elfmeterschießen habe es bei seinem inneren Match um das Trinkwasser im Dorf gegeben. Mit 6:5 sei es schließlich für die Eigenversorgung ausgegangen. Auf das Bergtheimer Wasser erhob Berthold Krebs ein lautes und dreifaches "Hipp, hipp, hurra!" und bekam dafür viel Beifall.

    Aber Krebs hatte Bedenken, "dass dies das letzte Hurra auf unsere eigene Wasserversorgung gewesen ist". "Wir wissen um die Leidenschaft für unser Wasser", zeigte Bürgermeister Schlier Verständnis. Aber die Gemeinderäte hätten die Pflicht "sachlich, fachlich und rationell darüber nachzudenken und bald eine Entscheidung zu treffen", verdeutlichte er.

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