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OCHSENFURT: Viel Betrieb beim syrischen Betriebswirt

OCHSENFURT

Viel Betrieb beim syrischen Betriebswirt

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    Vormittags Deutschkurs, nachmittags Ein-Euro-Job: Rimon Butros aus Syrien ist für das Auszeichnen der Waren im Sozialkaufhaus „Hatwas“ in Ochsenfurt zuständig. Nun sucht der Betriebswirt eine feste Stelle in einem regionalen Unternehmen.
    Vormittags Deutschkurs, nachmittags Ein-Euro-Job: Rimon Butros aus Syrien ist für das Auszeichnen der Waren im Sozialkaufhaus „Hatwas“ in Ochsenfurt zuständig. Nun sucht der Betriebswirt eine feste Stelle in einem regionalen Unternehmen. Foto: Foto: MARCUS MEIER

    Bei der Frage nach seiner Freizeit muss Rimon Butros schmunzeln. „Für Hobbys habe ich keine Zeit“, lautet die prompte Antwort des anerkannten Asylbewerbers, der vor 18 Monaten nach Deutschland kam.

    Der Alltag des 33-jährigen Syrers ist – anders als bei anderen Flüchtlingen – bis zum Rand mit Terminen und Arbeit ausgefüllt. Verantwortlich dafür ist auch das Sozialkaufhaus „Hatwas“ in der Ochsenfurter Klingentorpassage.

    „Vormittags besuche ich einen Sprachkurs in Würzburg, am Nachmittag arbeite ich bei Hatwas in Ochsenfurt“, berichtet Rimon Butros in nahezu fließendem Deutsch. Vor eineinhalb Jahren verließ der gelernte Betriebswirt mit seinen Eltern seine Heimatstadt Qamischli in Syrien. Dort hatte er sich eine sichere Existenz aufgebaut, war als Beamter für die Belieferung von Krankenhäusern mit medizinischen Geräten und Medikamenten zuständig.

    Beruf, Wohnung und Freunde hat er in Syrien zurücklassen müssen. Wegen massiver gesundheitlicher Probleme verlor er vor einem Jahr eine Niere. Und doch fällt ihm die Eingewöhnung in Deutschland etwas leichter als anderen Flüchtlingen: Sein Bruder ist als Arzt in Niedersachsen aktiv, seine Schwester lebt seit 13 Jahren in Deutschland und wohnt seit Jahren mit ihrem Mann in Ochsenfurt.

    Sie besorgte ihm dort nach der Anerkennung als Asylsuchender eine Unterkunft bei Verwandten mit aramäischen Wurzeln.

    „Ich bin jetzt wieder optimistisch. Ich lerne Deutsch und bilde mich weiter“, beschreibt Butros seine Erleichterung, seitdem er weiß, dass er in Deutschland bleiben und eine Zukunft aufbauen kann.

    Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer erfolgreichen Integration ist seine derzeitige Mitarbeit bei „Hatwas“. Das Sozialkaufhaus der gemeinnützigen Würzburger „Brauchbar“ GmbH beschäftigt den ehrgeizigen Mann seit Januar 2016. Mögliche Vorbehalte der 15 vorwiegend deutschen Arbeitskollegen, die sich als Langzeit-Arbeitssuchende bei „Brauchbar“ eine berufliche Perspektive verschaffen, waren schnell ausgeräumt.

    Christian Stryjski, der für die Anleitung der Teilnehmer in Arbeitsmarktmaßnahmen in der „Hatwas“-Filiale in Ochsenfurt zuständig ist, freut das gute Miteinander in seinem Team unabhängig von der Staatsangehörigkeit sehr. „Die sympathische und offene Art von Herrn Butros hat alle Bedenken von Beginn an zerstreut“, berichtet er.

    Auch der syrische Mitarbeiter spricht nur positiv über seine Kollegen: „Alle sind sehr nett, sprechen langsam und helfen mir“, ist er begeistert von der tatkräftigen Unterstützung.

    Überhaupt beruhen kritische Urteile über Flüchtlinge oft auf Unkenntnis oder Falschinformationen, weiß Thomas Johannes. Der stellvertretende Geschäftsführer von „Brauchbar“ hat seine Mitarbeiter von Beginn an aufgeklärt, dass anerkannte Asylbewerber nicht mehr Geld erhalten als andere Leistungsberechtigte. „Durch die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen erfahren unsere Beschäftigten, was diese Leute in ihrer Heimat mitgemacht haben. Das ist enorm wertvoll, um Vorbehalte abzubauen.“

    Rimon Butros nutzt die Arbeit bei „Brauchbar“ als Chance, um sich für spätere Arbeitgeber zu empfehlen. Neben Syrisch, Aramäisch, Kurdisch und Arabisch spricht er auch Englisch und jeden Tag ein bisschen besser Deutsch.

    Die Arbeit im Sozialkaufhaus macht ihm Spaß, doch er möchte sich weiter entwickeln. Optimismus und Glauben an sich hat er. Er freut sich schon darauf, in Kürze den nächsten beruflichen Schritt zu gehen. „Ich schaffe das“, sagt der Betriebswirt und wendet sich dem Auszeichnen der „Hatwas“-Waren zu.

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