Der Tragweite seiner Ankündigung, gemeinsam mit MdL Manfred Ländner (Kürnach) dem scheidenden Kreisbrandrat Heinz Geißler zum Abschied eine eigens erlegte Wildsau servieren zu wollen, war sich der bayerische Innen-Staatssekretär Gerhard Eck wohl nicht bewusst. So diente Ecks Ankündigung den Vertretern aus Bundes- und Landespolitik, Polizei, der Rettungs- und Sanitätsdienste sowie den zuständigen Fachbereichsleitungen des Landratsamtes als „Steilvorlage“ für die guten Wünsche zum Ruhestand des Kreisbrandrat a. D. bei der Verabschiedung in der Festhalle in Güntersleben. So gab es über das Mikrofon viele lockere Sprüche.
Robert Demke, der Leiter der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg, und sein Kollege und Chef der Berufsfeuerwehr Würzburg, Harald Rehmann, „outeten“ sich als „sparsame, echte Schwaben“: „Lieber eine halbe Stunde geschämt, als unnötig Geld ausgegeben für ein Geschenk“, scherzte Demke darüber, dass sie mit leeren Händen zum Fest gekommen waren. Das bereits sorgte für Heiterkeit unter den etwa 400 Personen im Saal, bestehend aus Kommandanten und Führungsdienstgraden der 113 Feuerwehren im Landkreis samt der Werksfeuerwehr der Südzucker AG Ochsenfurt und Bürgermeistern.
Statt sachlicher Nüchternheit herrschte eine gelöste, lockere Stimmung beim Kreisfeuerwehrtag in Güntersleben, dem Heimatort des scheidenden Kreisbrandrats Geißler.
Dessen Verabschiedung bildete den zentralen Punkt der Veranstaltung. Und in Anerkennung seines Engagement wurde Geißler zum Ehren-Kreisbrandrat ernannt. Was verständlich war nach 21 Jahren an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Würzburg. Den gesetzlichen Richtlinien entsprechend war Geißlers Amtszeit zum 16. April diesen Jahres mit Erreichen des 63. Lebensjahres abgelaufen. Die verloren gegangene Autorität Kraft Amtes bekam der Kreisbrandrat a.D. dann auch gleich schon zu Beginn zu spüren. Von Nachfolger Michael Reitzenstein (Rimpar) war Geißler der Halle verwiesen worden – freilich nur um sich vor seinem Wohnhaus mit Pauken und Trompeten von den Abordnungen der Feuerwehren des Inspektionsbereiches Nordost und der Musikkapelle Güntersleben zur Verabschiedung geleiten zu lassen.
Die dort zuhauf geäußerten anerkennenden Worte mochte Landrat Eberhard Nuß (CSU), oberster Dienstherr der Freuwehren, jedoch nur als „einen Hauch von Abschied“ werten – trotz „beeindruckender Zahlen und Fakten hinter einem großartigen Einsatz für die Aktiven und die Bevölkerung“. Für Heinz Geißler sei „das Amt des Kreisbrandrates mehr als Beruf, nämlich Berufung gewesen, während vier Jahrzehnten Feuerwehrdienst, 34 Jahren Dienstzeit in der Landkreisführung, davon 21 Jahre in Verantwortung als Kreisbrandrat“, betonte Nuß.
In Verbindung mit Geißlers Amtszeit nannte der Landrat Meilensteine wie den unbedingten Erhalt der Ortsfeuerwehren, den Bau des Feuerwehrzentrums in Klingholz, die Gründung des Kreisfeuerwehrverbandes und der First Responder innerhalb der Feuerwehren als führender Landkreis in Bayern.
Als „Mann der Tat auf Landes- und Bundesebene im Bereich der Feuerwehren“ bezeichnete der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbandes Benno Metz (Bad Kissingen) Heinz Geißler als Vorgänger im Amt.
„Für ein zünftiges Abschiedsfest im kleinen Kreis beim Verzehr des Schwarzkittels“ kündigte der Landrat Nuß an, das „Schwarz-Bier“ spendieren zu wollen. Losgetreten war damit eine völlig unerwartete Eigendynamik. Da mochte auch SPD-MdL Volkmar Halbleib nicht nachstehen und lud sich mit ausreichend „Schwarz-Riesling“ im Gepäck zur Feier ein. „Bei so viel Alkohol braucht es einen geeigneten Fahrdienst“, mahnte Leitender Polizeidirektor Johannes Hemm Augenzwinkernd mit dem Versprechen, dass „die Direktion dürfen sorgen wird.“ „Auch die Rettungs- und Sanitätsdienste möchten ihren Beitrag leisten zur Schwarzkittel-Party durch Bereitstellung der Fahrzeuge für den Fahrdienst“, kündigte Uwe Kinstle vom Regionalvorstand der Johanniter an. „Dem Abschied mit großen Stil“ legte CSU-MdL Manfred Ländner (Kürnach) noch eine Schippe drauf. Wie bei einer Versteigerung, per Fingerzeig, deutete Ländner an, zum Abschiedsfest eine zweite Wildsau schlagen zu wollen.
Mit einem originellen Präsent bedachten die Landkreiswehren ihren scheidenden Chef: Ein zum E-Bike um-montiertes altes Fahrrad wurde von Kreisbrandmeister Norbert Groschup (Güntersleben) an Geißler übergeben.
Ehrungen
Für 40 Jahre aktiven Dienst wurden mit dem Staatlichen Ehrenzeichen in Gold im Auftrag des bayerischen Innenministeriums Kreisbrandrat a. D. Heinz Geißler (Güntersleben), Edmund Schraut (Erbshausen) und Siegbert Mahler (Rimpar) ausgezeichnet Das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber des Landesfeuerwehrverbandes erhielten Kreisbrandinspektor Karl Menth (Aub) sowie die Kreisbrandmeister Gabriele Brejschka und Lothar Balling (beide Waldbüttelbrunn). Für besondere Verdienste um das Feuerwehrwesen wurde die Firma Auge GmbH ausgezeichnet.