Für die neue Ausstellung "Open House" wählte die Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) "vier ganz eigenständige Positionen", erklärte Vorsitzender Andi Schmitt bei der Vernissage am ersten Januar-Freitag im Spitäle. Jeder für sich also – trotzdem ergeben die Gemälde von Julia Breunig und Isabel Roos, Paul Diestels Skulpturen und Marc Peschkes Fotografiken ein sinnvolles Ganzes. Der Besucher muss sich nur von Formen und Farben leiten lassen. Und ein bisschen Abstraktionsvermögen mitbringen. Aber das geht ja bei jeder Ausstellung so.
Interessant nahe stehen sich die Ausbildungen der beiden Künstlerinnen: Kartografie und Wissenschaftliche Illustration. Diese ähnlichen Hintergründe schlagen durch als geradezu gegenteilige Umgänge mit Farbe und Pinsel: pulsierende unterirdische Welten bei Roos, reine Rechtecke im Hellen bei Breunig, deren Farbtafeln allerdings strenger rhythmisch erscheinen als auf den Leinwänden der Kollegin.
Agile Lebenszeichen
Solche agilen Lebenszeichen strahlen von den Wänden auf die Holz- und Metall-Bildhauereien des Unslebener Künstlers Paul Diestel. Der schuf auch den Blickfang in der Apsis: einen übermannshohen zweiblättrigen Samenkeim. Andi Schmitt zum Vernissagepublikum: "Stellen Sie sich vor, wie groß das Gewächs würde, wenn der Sprössling schon so viel Raum einnimmt." Einfache Frage, weitreichende Antwort. Denn eine vergleichbare Spannung, wenn nicht gar Sprengkraft wie der Riesenkeim hat auch die Komposition der gesamten Werk-Kombination "Open House" im Saal.
Als Kunsthistoriker, Fotograf und Musiker wurde der zur Eröffnung abwesende Marc Peschke vorgestellt. Außerdem scheint er systematisch zu reisen, wovon die Bildserie an der rechten Wand zeugt: Kleine Fassadendetails aus fernen Städten ergeben nach computertechnischer Behandlung die Bilder von Kästen, in denen sich möglicherweise etwas befindet, das der Verpackungsaufschrift entspricht. Zudem leiten die Peschke-Fotografiken mit ihren rechteckigen Grundformen zu den bereits erwähnten Musik-Visualisierungen Julia Breunigs weiter. Die Serie an der Emporenwand besteht vollkommen ohne den Hinweis auf zugrundeliegende klassische bzw. barocke Partituren. Sie sind so spielerisch wie die Konkrete Kunst aus Breunigs früherer Phase, aber freier – jedenfalls in ihrer Wirkung auf die Betrachtenden.
Relativ junge Beiträge
Die VKU startete das Kunstjahr an der Alten Mainbrücke mit vier relativ jungen Beiträgern – ebenfalls relativ – hoffnungsfroh. Hier kann noch etwas in die Zukunft sprießen. Und zwar bis zum 29. Januar täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr. Sonntags wechseln sich die beteiligten Künstlerinnen und Künstler mit der Aufsicht ab und sind gern zu einem Gespräch über ihre Werke bereit.