Am 9. März starb Prof. Dr. Werner Bohndorf nach kurzer Krankheit im Alter von 94 Jahren. Der ehemalige Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des Uniklinikums Würzburg gilt als einer der Vordenker seines Fachgebiets.
„Prof. Werner Bohndorfs großes Verdienst als Arzt und Wissenschaftler beruht vor allem in den Forschungen zur individualisierten Strahlentherapie sowie in deren Einführung in die klinische Routine. Viele seiner Visionen sind heute unverzichtbare Grundlagen einer hochwirksamen und verträglichen Strahlenbehandlung“, unterstreicht Prof. Dr. Michael Flentje, der damit seinem Vorgänger als Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des Uniklinikums Würzburg (UKW) würdigt, in einer Pressemitteilung des Uniklinikums.
Werner Bohndorf wurde am 24. April 1926 in Böblingen am See nahe der Lutherstadt Eisleben geboren. Nach dem Abitur begann er 1946 mit dem Medizinstudium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und legte 1952 das Staatsexamen ab. Ab 1955 absolvierte Bohndorf die Facharztausbildung zum Radiologen an der Geschwulstklinik der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Buch bei dem ihn prägenden Prof. Dr. Hans-Jürgen Eichhorn.
Seit 1961 am Uniklinikum Würzburg
Nach der Flucht aus der DDR Anfang 1960 arbeitete er zunächst als Oberarzt im Städtischen Krankenhaus in Hanau. Um wieder wissenschaftlich tätig sein zu können, wechselte er im Jahr 1961 an die von Prof. Dr. Horst Ludwig Wullstein geleitete HNO-Klinik der Würzburger Universität. Dort unterstanden ihm die Betreuung der Cobalt-60-Gammabestrahlungsanlage und die Röntgendiagnostik der Hautklinik. Wissenschaftlich beschäftigte sich Bohndorf mit strahlenbiologischen Problemen und apparativen Verbesserungen für die Bestrahlungsplanung. Dies führte im Jahr 1965 zur Habilitation. 1970 übernahm er die neu gegründete Hartstrahlenabteilung der HNO. Nach seiner Auffassung sollte jeder Strahlentherapeut auch diagnostisch gut ausgebildet sein. Deshalb gehörten zur Hartstrahlenabteilung auch Geräte für die Röntgendiagnostik.
Die Ernennung zum Professor erfolgte 1971, und im Jahr 1974 übernahm er die Leitung der nun selbstständig gewordenen „Abteilung für Therapeutische Radiologie“.
Erster Direktor der Klinik für Strahlentherapie
1977 erhielt er den Ruf auf den neuen Lehrstuhl für Strahlentherapie, dem ersten der radiologischen Fächer an der Universität Würzburg. Gleichzeitig wurde die von ihm geführte Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie gegründet. Unter Bohnhofs Leitung wurde eine Datenbank entwickelt, die alle an der Klinik behandelten Patienten enthielt. Die Installation eines 3D-Programms zur Berechnung von Dosisverteilungen am Universitäts-Rechenzentrum bildete die Voraussetzung für eine individuelle Bestrahlungsplanung und die Entwicklung neuer Bestrahlungstechniken, vor allem der Bewegungsbestrahlung. Prof. Bohndorf erkannte frühzeitig die Bedeutung der Computertomografie (CT). Bereits zu Beginn der 1980er Jahre schaffte die Uni Würzburg ein CT-Gerät an.
Mit Werner Bohndorfs ständiger Unterstützung wurden durch die Entwicklung der Computersteuerung eines Beschleunigers dynamische Bestrahlungstechniken am Uniklinikum Würzburg möglich.
Bohndorf verfasste über 120 Publikationen. Sein Auftreten in der Öffentlichkeit war zurückhaltend und bescheiden. Im Jahr 1994 wurde er emeritiert.