Sie ärgern sich, wenn der Gelbe Sack öfters reißt? Oder Ihre Frau beklagt, dass sie mit ihren Absätzen wieder einmal am Innenstadt-Pflaster hängen geblieben ist? Dann sind sie ein potenzieller Wähler für „Die Partei“. Denn dass die Gelben Säcke dicker werden müssen zählt ebenso zum Wahlprogramm von Andrea Kübert wie das Bemühen um eine „Stiletto-sichere Innenstadt“ mit verfugtem Pflaster: „Das würde Würzburg attraktiver machen.“
Frau Kübert ist im Wahlkreis Würzburg Direktkandidatin der „Partei“ für die Bundestagswahl, zugleich Listenkandidatin Nummer eins in Bayern und weiß wovon sie spricht. Zum Pressegespräch erscheint sie in High Heels. Und in kurzem grauen Rock und weit aufgeknöpfter Bluse. Diese gibt tiefe Einblicke – auch auf ihre goldene Kette mit dem Schriftzug „Schei...e“. Warum das aufreizende Outfit? „Mir ist wichtig, dass man sich nicht nur auf meine Politik konzentriert. Denn ich bin auch ein Mensch und eine Frau. Nur Politik wäre mir zu wenig“, sagt die junge Frau, die die Frage nach ihrem Alter nicht so recht beantworten will. „Schreiben Sie 'süße Achtzehn'.“
„Natürlich muss man uns ernst nehmen“
Muss man diese Aussagen ernst nehmen? „Natürlich muss man uns ernst nehmen. Wir sind eine Partei wie jede andere auch. Die FDP mal ausgenommen, das ist eine Spaßpartei“, sagt Kübert, während sie mit betont ernsthaftem Blick an der Zigarette zieht. Das stimmt natürlich nicht. „Die Partei“ (Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative) ist alles andere als normal.
Ihr oberster Chef ist Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“, der mit Redakteurskollegen 2004 „Die Partei“ gründete – und deren Grundwert ist die Satire. Und das mit Erfolg: Sonneborn wurde ins Europäische Parlament gewählt. Witzige wie ungewöhnliche Aktionen sind bei der „Partei“ Standard – wie auch das Wahlprogramm: Dieses enthält unter anderem ein G1-Schulsystem mit einem Abitur in einer halben Stunde sowie eine „Bierpreisbremse“.
Das Recht auf Riesling
„Ja, diese ist uns wichtig“, sagt die bekennende Biertrinkerin Kübert. Sie sei allerdings etwas im Zwiespalt, denn sie komme aus einer Winzerfamilie in Karlburg. Und das man in der Weinstadt Würzburg allein mit Bier keine Wahl gewinnen könne, sei auch ihr bewusst. Deshalb habe man auch schon mit einem eigenen Stand „Das Recht auf Riesling“ und „Sauft Silvaner“ gefordert. Man sei aber keine „Süffelpartei“, sondern generell recht nah dran am Bürger und seinen Problemen, wie die Klagen über schnell reißende Gelbe Säcke zeigten.
Und nah dran sei man auch bei der Konkurrenz. So hätten sich „Partei“-Anhänger – bundesweit 23000 Mitglieder, in Würzburg angeblich rund 100 – bei Wahlversammlungen von Grünen, Linken und der CSU informiert. Ist dort Frau Kübert auch mit tiefem Ausschnitt aufgetreten? Das schon. Und das kurze Gespräch mit CDU-Oberbürgermeister Christian Schuchardt habe „nicht auf Augenhöhe“ stattgefunden, merkt sie an.
Ein guter Draht zu Männern und ein Herz für Kinder
Im Kreisverbandsvorstand, ein Kern mit vier Aktiven, der sich einst „im Garten von Klaus“ gründete, ist Kübert „Männerbeauftragte“ – weil sie einen guten Draht zu Männern habe und diese hätten außer ihr schließlich keine Fürsprecher.
Die einstige Zahnarzthelferin hat aber auch ein Herz für Kinder, weshalb sie das Abitur nachmachte und Grundschul-Lehramt an der Würzburger Uni studiert. Auch für den Fall, dass es mit dem Einzug in den Bundestag nicht klappen sollte. Damit das nicht passiert, zieht Kübert zum Abschluss des Pressegespräches noch ein satirewürdiges Ass aus dem Ärmel: „Wir lügen 40 Prozent weniger als die anderen Parteien.“