Vor zwei Monaten übernahm die Mellrichstädterin Anja Meinck die Leitung der Heidingsfelder Walther-Grundschule. Am Donnerstag wurde sie offiziell in ihr Amt eingeführt. Weil die Schüler sie schon kannten, wirkten die Lobgesänge überzeugender, als wenn sie gleich zur allerersten Begrüßung angestimmt worden wären: „Wir singen alle nur für dich Hurra!“, um es in den Worten der 2. Klassen zu sagen. Die Siebenjährigen fanden auch, die „Chefin“ sei „nett und allererste Sahne“. Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, selbst lange Lehrerin gewesen, fragte in der Turnhalle an der Werkingstraße, wann Schüler sich je getraut hätten, ihrer Schulleitung solche Dinge zuzurufen.
Und die zwei Jahrgangsstufe stand nicht allein mit ihrem unkonventionellen Preis der Neuen. Laut einem Sketch der vierten Klassen ist sie „äußerst chic gekleidet“, schaut „wie ein Model aus“, auch seien „ihre Fingernägel ein Traum“, sie selbst sehr sportlich, gebe Englisch und Musik und: „Der Hausmeister ist ein großer Fan von ihr, wie alle in Heidingsfeld.“
Lernlandschaften
Stellvertreterin Pia Schäffner fasste die ersten acht Wochen mit ihrer neuen Vorgesetzten zusammen: „Ihre Gelassenheit entschleunigt den Schulalltag auf sehr angenehme Weise.“ Was aber nicht heißt, dass Meinck die Hände in den Schoß legt. Sie hat für Pia Schäffner schon „viel auf den Weg gebracht“.
Das soll auch so bald nicht aufhören. Anja Meinck formulierte – freilich als ihre kindlichen Laudatoren schon gegangen waren – ihr Ziel: „Am Ende meiner Schulleiterzeit möchte ich sagen können: Wir haben das Gelingen moderiert und nicht das Misslingen dokumentiert.“ Kurzfristiger: Für eine Ganztagesschule hält sie die Walther-Immobilie noch nicht optimal eingerichtet. Entwickeln möchte sie zudem „Lernlandschaften, in denen Kinder mit unterschiedlichem Bedarf“ leben können. Und sie gab ein Kompliment zurück: Sie habe „noch keine Schule mit so einem engagierten Hausmeister erlebt“.
Dabei hat die Mutter zweier Söhne reichlich Vergleichsmaterial. Nach ihrem Abitur 1995 und dem Studium in Bamberg machte sie ihr praktisches Referendariat an zwei Schulen im Landkreis Rhön-Grabfeld, bevor sie sich stärker ins Schweinfurter Umland orientierte. Zuletzt war sie stellvertretende Grundschulleiterin in Euerbach, bevor sie als Pendlerin den Sprung in die Großstadt wagte. 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler an der Walther haben Migrationshintergrund.
Als „Beraterin, Visionärin, Motivatorin“ schätzt sie der Schulrat bei der Regierung von Unterfranken, Ingo Matschullis, ein. Als Ortskenner empfahl er der Funktionärin im Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband BLLV: „Nutzen Sie die intensive Vernetzung zwischen der Schule und dem Stadtteil Heidingsfeld.“ So etwas habe er in anderen Ortsteilen „noch nie erlebt“.