Über 2000 Würzburgerinnen und Würzburger haben im Juli einen Brief ihres Oberbürgermeisters Christian Schuchardt an den italienischen Innenminister Matteo Salvini unterschrieben und setzten damit ein deutliches Zeichen. In dem Schreiben forderte der OB den italienischen Politiker auf, mit der Kriminalisierung der Seenotrettung sofort Schluss zu machen. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause zog dann der Würzburger Stadtrat mit einer politischen Zeichensetzung nach. Er stimmte zwei Anträgen zu, in denen der Beitritt Würzburgs zur europaweiten zivilgesellschaftlichen Bewegung "Seebrücke - Schafft sichere Häfen" angeregt wurde.
Einer der beiden Anträge kam von der Stadtratsfraktion der Würzburger Liste, der zweite war fraktionsübergreifend und von insgesamt 17 Stadtratsmitgliedern der Grünen, SPD, FWG, ÖDP, Würzburger Liste (WL), der Linken und Zukunft für Würzburg (ZfW) unterzeichnet. Mit dem Stadtratsbeschluss unterstützt die Stadt Würzburg auch die "Potsdamer Erklärung" der Aktion "Städte Sicherer Häfen", die sich ihrerseits mit der Aktion "Seebrücke" solidarisch erklärt.
Bei einer Demo im Mai wurde OB Schuchardt deutlich
In dieser Erklärung wird die Bundesregierung aufgefordert, die Voraussetzungen zu schaffen, damit die aufnahmebereiten Kommunen und Gemeinden die aus Seenot im Mittelmeer Geretteten auch tatsächlich aufnehmen können. Weiterhin wird eine Unterstützung der "Städte Sicherer Häfen" bei der praktischen Aufnahme, der Unterbringung und der Finanzierung gefordert.
Bereits im Mai hatte OB Schuchardt an einer "Seebrücke"-Demonstration in Würzburg teilgenommen und dabei deutliche Worte gefunden. Es könne "nicht sein, dass Menschen auf der Flucht oder auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen im Mittelmeer erbarmungslos ersaufen. Das empört mich", sagte Schuchardt damals.
Brief an Salvini: Würzburg wird aus Seenot Gerettete aufnehmen
Auch in seinem Brief an den italienischen Innenminister ließ es Schuchardt nicht an Deutlichkeit fehlen: "Im Namen der Bürgerschaft der Stadt Würzburg appelliere ich als Oberbürgermeister an Sie: Beenden Sie die Kriminalisierung der Rettung von Menschen aus Seenot! Bekennen Sie sich als Europäer zu den Werten, die für Europa grundlegend sind, und handeln Sie als Mensch einfach nur menschlich!" An anderer Stelle des Schreibens macht der OB ein konkretes Angebot: "Für den Fall, dass Voraussetzung für die Anlandung von aus Seenot geretteten Flüchtlingen die Aufnahmebereitschaft eines anderen Landes oder einer Stadt ist, habe ich als Oberbürgermeister bereits im vorigen Jahr dem Präsidenten der EU-Kommission seitens der Stadt Würzburg angeboten, diese Menschen aufzunehmen und sich in mitmenschlicher Weise um sie zu kümmern. Dieses Angebot bekräftigen wir hiermit."