Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, den Wein- und Gartenbau in Unterfranken ging es bei einem Gesprächsabend in Fährbrück. Eingeladen hatte die Katholische Landvolkbewegung der Diözese Würzburg (KLB) in Kooperation mit der mit dem Lernwerk Volkersberg und der Katholischen Landjugendbewegung.
Mit 120 Gästen war das Interesse am Vortrags- und Diskussionsabend groß. KLB-Diözesanvorsitzender Stefan Oppmann und KLB-Bildungsreferent Wolfgang Meyer zu Brickwedde sahen das als Indiz, dass das Thema um die Boden- und Landschaftsdynamik im Klimawandel und um die Frage nach Lösungen und Handlungsmöglichkeiten "uns allen auf den Nägeln brennt".
Welche Auswirkungen der Klimawandel auf den Boden hat
Als spannend erwies sich der Vortrag von Professorin Dr. Birgit Terhorst vom Institut für Geographie und Geologie an der Universität Würzburg. Anhand von Schaubildern und Zahlen zeigte sie Klimaveränderungen auf und stellte die Klimaerwärmung und die trockenen Sommer sowie vermehrte Extremniederschläge in Zusammenhang mit direkten und indirekten Auswirkungen auf den Boden.
Vor 10 000 Jahren sind die Böden in Franken entstanden. Für die Wissenschaftler haben sie eine wichtige Klimaarchiv-Funktion. Als Wasserspeicher, Nährstofflieferant, Schadstofffilter und Lebensraum für Tiere sei der Boden ein schützenswertes Gut. Ob Muschelkalk, Buntsandstein oder Keuper, vor allem die oberste Löss- oder Lösslehmschicht, das locker abgelegte durchwurzelbare Material, bilde die Basis für die Fruchtbarkeit der Landschaft.
Flächenverbrauch steigt enorm
Seit 7000 Jahren greife der Mensch mit Rodungen, Ackerbau, Bevölkerungswandel, Siedlungsdruck und zunehmender Technisierung in die Bodenentwicklung ein, so Terhorst. Der Boden werde stärker durchmischt, die Bodenprofile würden verkürzt und durch den Landentzug werde mehr und mehr Wasser abgeführt.
In Deutschland gebe es nur noch an den Küsten natürliche oder naturnahe Landschaften. Der Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen steige enorm. Das sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. "Wir müssen uns kümmern, dass wir wenigstens das erhalten, was wir noch haben", mahnte Professorin Terhorst.

Sie erklärte, dass "die Wissenschaft ganz scharf ist auf unsere Daten". Sie werden in den letzten vier Jahren vermehrt mit Hilfe von EU-Geldern ermittelt. In ganz Franken wurden damit etliche Mess-Stationen aufgestellt, die dauerhaft die Bodenfeuchte überwachen. Dafür seien die Landwirte sehr offen.
Terhorst setzt auf Bildung
Als Experten hätten sie viel Fachwissen zur Bodenerosion. Sie beobachten mit Sorge trockene Bachläufe und Brunnen, den Abfall des Grundwasserspiegels oder Überschwemmungen bei Starkregen. Nur – die wissenschaftlichen Daten und Modelle sowie die Beobachtungen der Landwirte würden bei den Ämtern und Gerichten nicht genutzt. Auch nicht die Erkenntnisse aus Abrutschungen von Waldhängen in Franken wie 2017 nach einem lokalen Gewitter im Kahlgrund im nördlichen Landkreis Aschaffenburg.
Terhorst setzt deshalb auf Bildung und auf ihre Studenten, die draußen in der Natur Messungen vornehmen und mit Landwirten reden. Sie würden vor Ort "die stark abnehmende Diversität der Lebewesen im Boden" belegen und könnten ihre Studien später einbringen, "wenn sie einmal in den Ämtern sitzen".
Verbraucherschützer: Brauchen Gespräch zwischen Erzeuger und Verbraucher
Neben den Bodenbeobachtungen und dem Sammeln von Daten seien "überregionale Zusammenarbeit und Konzepte" nötig. Als "kleine Dinge vor Ort" schlägt die Wissenschaftlerin Zwischenfrüchte, Bodenbeschattung und Wasserspeicher vor.

Wie wichtig es ist, die Kluft zwischen Stadt und Land zu überwinden, betonten Kreisbäuerin Martina Wild und Kirsten Bähr vom Verbraucherservice Bayern. Für die Würzburger Beraterin im Fachbereich Umwelt sind das Gespräch zwischen Erzeuger und Verbraucher, faire Preise für Lebensmittel und der Dialog mit dem Handel "ein großes Anliegen". Auch die Politik müsse das Problem erkennen und die Erkenntnisse in Lösungen umsetzen.