Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Weinbau-Ingenieur: „Starkes Umdenken bei den Winzern“

WÜRZBURG

Weinbau-Ingenieur: „Starkes Umdenken bei den Winzern“

    • |
    • |
    Christian Deppisch untersucht, wie Trauben ohne Glyphosat wachsen.
    Christian Deppisch untersucht, wie Trauben ohne Glyphosat wachsen. Foto: Foto: Angie Wolf

    In insgesamt 20 Hektar Weinberg verwendet die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau seit 2015 keine Herbizide. Unter anderem in den Steillagen des Thüngersheimer Scharlachberg (Lkr. Würzburg) probiert Weinbau-Ingenieur Christian Deppisch aus, ob Habichtskraut und Scheibenegge Glyphosat ersetzen können.

    Frage: Wie entwickelt sich der Weinberg ohne Glyphosat?

    Christian Deppisch: Im Moment können wir feststellen, dass eine Bewirtschaftung der Rebflächen ohne Glyphosat, wenn auch aufwendiger, möglich ist. Es gibt verschiedene Verfahren, um die Beikräuter im Unterstockbereich zu unterdrücken. Allerdings gibt es noch nicht die Lösung, die für alle Situationen passt.

    Welche Erfahrungen haben Sie mit den einzelnen Alternativen gemacht?

    Deppisch: Wir experimentieren zum Beispiel mit dem Habichtskraut. Der eingepflanzte Bodendecker verdrängt andere Grünpflanzen. Allerdings kann diese Unterstockbegrünung der Rebe Konkurrenz machen, weil sie ja auch Nährstoffe und vor allem Wasser braucht. Als bessere Alternative sehen wir deshalb natürliche Wirkstoffe mit phytotoxischer Wirkung, die Unkraut vernichten, aber harmlos für die Umwelt sind. Das können Pelargonsäure aus der Distel, Salzwasser oder Essigsäure sein. Diese Wirkstoffe gibt es, sie sind aber meistens viel teurer und müssen häufiger als Glyphosat gespritzt werden. Vielversprechende Alternativen sind momentan mechanische Methoden.

    Die aber unter dem Stock ja nur das Gras und nicht die Rebe weghacken sollen. Wie funktioniert das?

    Deppisch: Rollhacke und Scheibenegge werfen Erde von der Zeile unter den Stockbereich. Darunter wächst das Unkraut dann nicht mehr weiter. Oder das Flachschar, das die Wurzeln der Beikräuter abschneidet. Diese Geräte werden an den Schlepper montiert.

    Das klingt doch prima. Warum wird Glyphosat überhaupt noch verwendet?

    Deppisch: Weil die Chemikalie nicht viel kostet und gut wirkt. Einmal von den Blättern aufgenommen, tötet es die gesamte Pflanze bis zu den Wurzeln ab. Dann wächst etwa acht Wochen lang nichts mehr nach. Eine mechanische Bearbeitung muss dagegen nach 14 Tagen wiederholt werden, wenn ein Regenguss das Unkraut neu austreiben lässt. Zusätzlich gibt es im Steilhang eine besondere Problematik.

    Und die wäre?

    Deppisch: Wo der Schlepper nicht mehr hochfahren kann, ist es schwierig. Allerdings haben Techniker speziell für Steilhänge Raupen mit entsprechenden Anbauten entwickelt. Sie sind aber ziemlich teuer. Die mechanische Bearbeitung hat aber auch Nachteile.

    Welche?

    Deppisch: Zum einen muss man einfach den Weinberg im Blick haben und gegebenenfalls schnell reagieren. Zum anderen sind – im Vergleich zu Glyphosat – mehr Durchfahrten im Weinberg nötig, um das Unkraut klein zu halten. Wenn man es picobello sauber haben will, kostet das Geld und verdichtet den Boden in der Zeile. Speziell in steilen Weinbergen ist die Erosion ein Problem. Die aufgeworfene Erde unter dem Stock droht bei Regen weggeschwemmt zu werden.

    Wird Glyphosat bleiben oder aus dem Weinbau verschwinden?

    Deppisch: Wir stellen seit zwei Jahren ein starkes Umdenken bei den Winzern fest. Die Nachfrage nach Alternativen zu Glyphosat ist sehr hoch, viele Betriebe würden am liebsten sofort aus der Herbizidanwendung aussteigen. Allerdings ist das vom Arbeitsaufwand und von den Investitionskosten oft nicht sofort umsetzbar. Wir versuchen hier Lösungen anzubieten. Ein wichtiger Ansatz für umweltverträglichen Weinbau ist zum Beispiel unser Projekt für mehr Biodiversität. Gemeinsam mit Naturschutzverbänden untersuchen wir dabei, wie durch Steinrutschen, Blühstreifen und Bäume im Weinberg die Artenvielfalt zunimmt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden