Der Fall Madiama Diop sorgt für Empörung auf breiter Front - bei Freunden, Fans und Politikern: Quer durch die Parteien verurteilen örtliche Landtagsabgeordnete die Entscheidung der Behörde. Wegen der Residenzpflicht für Asylbewerber darf der Senegalese nicht zu Auswärtsspielen seiner Würzburg Panthers außerhalb Unterfrankens mitfahren. Aus der Politik kommen teils harte Worte.
Die Kritik richtet sich vor allem an die auch für Würzburg zuständige Zentrale Rückführungsstelle bei der Regierung von Mittelfranken. Diese erteilte dem Asylbewerber und Footballspieler Madiama Diop keine Ausnahmegenehmigung von der Residenzpflicht für Auswärtsspiele. Wie die Main-Post berichtete, ist der 29-Jährige ein geschätzter Spieler der Würzburg Panthers und fester Bestandteil der Mannschaft geworden. Diop ist in einem Integrationsprojekt des Sportvereins Freie Turnerschaft Würzburg und sagt, dort eine neue Familie gefunden zu haben.

„Die Entscheidung der Behörde verstehe ich überhaupt nicht“, sagt CSU-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Oliver Jörg. Seiner Ansicht nach bremst hier die Bürokratie die Integration durch Sport aus. Sinn der Residenzpflicht sei, Asylbewerber erreichbar zu halten. Aber in diesem Fall hätte die Verwaltung anders entscheiden müssen und ihren Ermessensspielraum nutzen sollen, sagt Jörg. Zuständig in diesem Fall ist die Regierung Mittelfranken, die den Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung für ein mittlerweile vergangenes Spiel in Bamberg Anfang August abgelehnt hat.

Auch der ehemalige Würzburger Oberbürgermeister Georg Rosenthal, jetzt für die SPD im Landtag, meldet sich auf Anfrage dieser Zeitung zu Wort. „Ich sehe keinen sachlichen Grund für die Residenzpflicht. Gerade in diesem Fall ist das doch Schikane.“ Seiner Meinung nach werden die Hürden für Asylbewerber absichtlich hoch gehalten. Als Opposition im Landtag stoße man grundsätzlich auf taube Ohren. „Wenn das Thema zur Sprache kommt, kann man fast hören wie die akustischen Rollläden runterklappen“, so Rosenthal.

Den Fall ähnlich sieht Günther Felbinger, Landtagsabgeordneter für die Freien Wähler: „Hier sind Kniebohrer am Werk. Ich habe selten so einen Quatsch gehört.“ Die Behörde begründet ihre Entscheidung unter anderem damit, dass Diop nicht an seiner sportlichen Tätigkeit gehindert werde, denn er könne an Training und Heimspielen teilnehmen. Das bringt den im Sport engagierten Felbinger auf die Palme: „Derjenige hat von Sport überhaupt keine Ahnung. Hier fehlt jedes bisschen Mitmenschlichkeit und Fingerspitzengefühl.“ Ihn erstaune die harte Auslegung der Regeln, dies sei ein Rückfall in alte Zeiten, in keinem anderen Bundesland wäre so etwas passiert.

Ebenfalls von „Rückwärtsgewandheit“ spricht Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete für die Grünen. Diese Auslegung der Residenzpflicht lasse darauf schließen, dass der Rückkehrgedanke und nicht die Integration an vorderste Stelle stünden. Damit verschenke man die Chance auf Vermittlung von Bildung, Sprache und Kultur. „Die Bevölkerung ist hier schon viel weiter als die bayerische Politik“, sagt Celina in Bezug auf die zahlreichen Unterstützungsbekundungen für Diop.
Auf Facebook riefen die Panthers Sympathisanten dazu auf, sich mit Diops Trikotnummer 45 zu fotografieren. Innerhalb weniger Stunden kamen Dutzende Bilder zusammen, aus Würzburg und Bayern.
Ein Leser auf mainpost.de startete gar eine Online-Petition, die bis Sonntagabend auf 185 Unterzeichner kam:
http://is.gd/DbFqlv
Am meisten überrascht von dem ganzen Zuspruch ist wohl Madiama Diop selbst: „Ich bin sehr glücklich für die Unterstützung. In diesem Moment fühle ich mich nicht wie ein Fremder in Deutschland.“
Lesen Sie hier nochmal, wie es zur "Auswärtssperre" von Madiama Diop kam - und was Spieler und Trainer dazu sagen (mit Video-Interview):