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WÜRZBURG: Wenn das Schulklo zum Himmel stinkt

WÜRZBURG

Wenn das Schulklo zum Himmel stinkt

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    Dirty Toilet in Berlin
    Dirty Toilet in Berlin Foto: m-1975 (iStockphoto)

    Schulklos eilt seit Jahrzehnten ein übler Ruf voraus – und der ist in vielen Fällen gerechtfertigt. „Es ist ein latentes Problem und uns sind krasse Fälle bekannt“, sagt der Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes, Martin Löwe, auf Anfrage dieser Redaktion.“ Es sei zudem ein schwieriges Thema, weil es in Verantwortung der Kommunen liege. „Den Schulvertretern und uns sind die Hände gebunden. Wenn in den Kommunen kein Geld da ist, dann können wir nichts machen.“

    Tiefe Resignation

    Dass sich so wenig tue in diesem Bereich, so Löwe, zeige in erschreckendem Maße, was Kinder der Gesellschaft wert seien. „Wir erleben in vielen Bereichen eine tiefe Resignation, wenn es darum geht, Sachen anzupacken oder Missstände überhaupt anzusprechen.“

    So kenne fast jede Schule Probleme mit der Sauberkeit der Toiletten, jedoch bleibe das meist ein internes Ärgernis. Ob unzureichende Putzleistungen einer Firma, die etwa eine Grundschule in Würzburg aktuell beklagt, oder dringend renovierungsbedürftige alte Anlagen – fest steht, es gibt viele Kinder, die sich den Gang auf das Schulklo verkneifen.

    Eltern in der Region bestätigen, wovor Gesundheitsexperten warnen: Kinder, die den ganzen Tag vermeiden, auf Toilette zu gehen, kommen mit Bauchschmerzen und Kopfweh nach Hause. In Würzburg hat eine Schulleiterin das Gesundheitsamt eingeschaltet. „Die Zustände sind nicht mehr hinnehmbar, die für uns zuständige Putzfirma kommt offenbar nicht zu Rande“, heißt es aus der Schule. Urinpfützen und Kotablagerungen seien tagelang nicht entfernt worden.

    Putzkräfte unter Druck

    Reinigungskräfte in der Putzbranche stehen oftmals unter einem enormen Druck. Offiziell darüber sprechen wollen die wenigsten. Aus Angst, den Job zu verlieren. Eine Fachkraft erklärte gegenüber dieser Redaktion, dass es gar nicht möglich sei, innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit ein Gebäude wie eine Schule zu reinigen. „Man wischt überall mal schnell drüber. Wenn man Sanitäranlagen so reinigen würde, dass sie hygienisch einwandfrei sind, hätte man für Flure, Treppen und Klassenzimmer keine Zeit mehr.“

    Direkte Gespräche zwischen Schule und Reinigungskräften gibt es im Fall der Würzburger Schule nicht. „Dadurch, dass wir die Reinigungskräfte nicht kennen und sie sich nicht mit unserer Schule identifizieren, wird sich an diesem Zustand nichts ändern“, befürchtet die Schulleitung. Bei der Stadt, die als Schulträger die Putzfirma beauftragt hat, sei das Problem bekannt. Die Schulleiterin weiß zudem von Kollegen in der Region, die in einem ähnlichen Dilemma stecken.

    Alt ist nicht gleich schmutzig

    Beschwerden von Eltern gibt es laut Würzburger Gesundheitsamt immer wieder, konkret habe das Amt in den letzten Jahren die Fälle zweier Schulen bearbeitet. „Ortsbesichtigungen nimmt das Gesundheitsamt auf Bitten der Einrichtungsleitung, bei akuten Problemen und Beschwerden oder dem Bekanntwerden von Krankheitshäufungen vor“, sagt Eva-Maria Schorno, Pressesprecherin des Landratsamtes Würzburg auf Anfrage dieser Redaktion.

    Bei der Stadt Würzburg als Träger vieler Schulen stehen Hygienemängel immer wieder auf der Agenda. „Soweit sich die Beschwerden auf die Durchführung der Reinigung beziehen, werden diese an die jeweilige Reinigungsfirma weitergeleitet und diese zur sofortigen Behebung aufgefordert“, erklärt Pressesprecher Christian Weiß.

    Zudem würden regelmäßige Qualitätskontrollen durch die Firmen verlangt, die Bestandteil des Vertrages seien, um mögliche hygienische Missstände zeitnah zu erkennen und zu beheben. Für jede Schule liege ein entsprechendes Leistungsverzeichnis vor, in dem geregelt werde, in welchem Umfang die Räumlichkeiten gereinigt werden müssen.

    EU-weite Ausschreibung

    „Werden Mängel nicht behoben, fordert die Schulleitung die ordnungsgemäße und vertragsmäßige Reinigungsleistung vom Dienstleister“, so Weiß. Den Vorwurf, Schulträger würden immer die billigste Firma auswählen, weist die Stadt zurück: „Reinigungsaufträge werden gemäß einer EU-weiten Ausschreibung vergeben. Beim Vergabeverfahren werden auch qualitative Kriterien berücksichtigt und entsprechend zertifizierte Dienstleister ausgewählt.“

    In Schweinfurt ist die SWG, die Stadt- und Wohnbau GmbH, als Dienstleister der Stadt für die städtischen Schultoiletten zuständig. Im Jahr 2018 seien noch keine nennenswerten Beschwerden eingegangen. „Nach den derzeitigen Vereinbarungen mit der Stadt werden die Schultoiletten einmal täglich nach Schulschluss gereinigt. Soweit Beanstandungen hinsichtlich der Reinigungsleistungen erfolgen, wird sofort mit der beauftragten Reinigungsfirma Kontakt aufgenommen“, so Pressesprecherin Kristina Dietz auf Anfrage.

    Soweit der Zustand der jeweiligen Toilettenanlage, die moniert wird, nicht unmittelbar mit der Leistung der Firma zusammenhänge, sondern durch eine nicht ordnungsgemäße Nutzung der Anlage verursacht wurde, werde auf entsprechende Meldung hin unverzüglich eine Sonderreinigung veranlasst.

    In kleinen Gemeinden weniger Probleme

    Schulen in kleineren Gemeinden haben oft weniger Probleme. „Wir sind hier auf dem flachen Land, in den meisten Schulen arbeiten keine Putzfirmen mit wechselndem Reinigungspersonal, sondern den Schülern und Lehrern bekannte Kräfte, das ist eine andere gegenseitige Vertrauensbasis“, sagt etwa Hygieneinspektor Stephan Leitschuh vom Landratsamt in Haßfurt. „Wir haben seit fast einem Jahr keine Beschwerde bekommen.“ Wenn Eltern sich beschwert hätten, dann habe das meist mit dem baulichen Zustand der Schultoilette zu tun gehabt. „Wobei alt nicht gleich schmutzig und neu nicht gleich sauber ist“, so Leitschuh.

    Dass die Verantwortung für unhaltbare Hygienezustände in Schulen hin- und hergeschoben wird und oftmals die Schwächsten in dieser Kette gerade stehen sollen, nämlich Kinder und Putzkräfte, ist für die Schulleitung der betroffenen Schule in Würzburg nicht in Ordnung.

    Elternhaus in der Pflicht

    „Natürlich bringen wir den Schülern bei, wie man sich richtig verhält, dass das nicht immer klappt, liegt in der Natur der Dinge“, heißt es dort. „Deshalb kann man aber doch nicht allen Kindern sagen, selber schuld, dann müsst Ihr eben auf ein dreckiges Klo gehen.“ Dass Schüler in der Lage sind, sich selbst zu kümmern und zu engagieren, zeigen Berichte über bundesweite Schulprojekte. Die Initiative für bessere Schultoiletten etwa zeigt auf ihrer Internetseite www.schulklo.de wie man die Sache gemeinsam angehen kann.

    Experten aus den Gesundheitsämtern wie Stephan Leitschuh sehen aber auch das Elternhaus in der Pflicht. Zur Erziehung gehöre eben auch das Thema Hygiene.

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